Wie schnell man gegen den aktuellen Zeitgeist verlieren kann, müssen gerade die Ringer erfahren. Die Traditionssportart war vom IOC aus dem Olympia-Programm geschmissen worden und bekam nur nach zähen Kampf eine letzte Schonfrist gestattet. Vorausgegangen waren Regeländerungen, die das Ringen modernisieren und für mehr Spektakel sorgen sollen. Der Blick über den Tellerrand zeigt, wie sehr sich Sportarten heutzutage dem Mediendruck beugen müssen, um nicht von der Bildfläche zu verschwinden.
Auch in der Rallye-Weltmeisterschaft werden neuartige Konzepte intensiv diskutiert. Die FIA und WM-Promoter Red Bull wollen im Sommer ihren neuen 10-Jahres-Plan vorstellen, der die Serie zukunftsfähig machen soll. Einige Vorschläge drangen bereits nach außen, wie die Idee, dass die Rallye erst auf der letzten Prüfung zwischen dem Erst- und Zweitplatzierten entschieden werden soll.
Nach einigen Befürwortern melden sich nun die Kritiker. "Wir sind dagegen", stellt Citroën-Teamchef Yves Matton klar. "Diese Idee widerspricht der DNA des Rallyesports. Natürlich sind wir auch für mehr Dramatik, aber dafür die Philosophie auf den Kopf zu stellen entspricht nicht unseren Vorstellungen. Rallye ist Rallye und nicht Rallycross! Die Fahrer sollten drei Tage lang gegeneinander antreten."
Aus Sicht von Matton wird eine Vielzahl von kleinen Schritten nötig sein, um die Weltmeisterschaft einem breiteren TV-Publikum zugänglich zu machen. "Wir könnten damit anfangen, das wichtige Prüfungen immer zu einem festen Termin stattfinden, damit sich Fernsehsender danach richten können. Das Finale eines WM-Laufs könnte immer am Sonntag um 13 Uhr stattfinden, bekannte Prüfungen wie Ouninpohja, die Panzerplatte oder in Schweden „Vargasen“ mit Colin’s Crest sollten zum Beispiel immer am Samstagnachmittag um 16 Uhr gefahren werden."
Auch die erneute Veränderung der Startposition steht wieder zur Debatte. Der Spitzenreiter soll nicht mehr wie bisher als Letzter der Spitzengruppe am zweiten und dritten Tag starten, sondern wieder als erster Fahrer, damit er einen Nachteil bei Schotterrallyes hat und die Rallye noch einmal spannend wird. "Es wurden in der Vergangenheit oft viele Dinge probiert, mit unterschiedlichem Erfolg", warnt Matton vor überhasteten Entscheidungen. Der Belgier ist aber für eine Reform der Startreihenfolge. "Wir müssen dabei vermeiden, dass wieder taktisch gefahren wird und Fahrer nur noch mit 50 Prozent unterwegs sind. Vielleicht sind Extrapunkte pro Etappe eine Möglichkeit. "
Aktuell herrscht gespannte Ruhe im Servicepark. "Im Moment passiert wenig. Man arbeitet an der Zukunft", sagt Matton über die Arbeit des neuen Promoters. "Wir warten auf den Plan, wie es künftig weitergehen soll. Dieser soll im August vorgestellt werden. Ich hoffe die Ideen werden nicht zu extrem werden. Der erste Schritt wird zunächst der Kalender sein, den wir nach der Sitzung des FIA Weltrats im Juni haben werden."