WM 2017

Rallye Schweden: Mit 200 über Eis und Schnee

Im vollen Drift mit bis zu 200 km/h über vereiste Schneepisten und furchterregende Sprungkuppen: Bei der Rallye Schweden sind die Lenkradakrobaten der Rallye-Weltmeisterschaft besonders gefordert und ihre Reifen noch viel mehr.

Mads Östberg
Mads Östberg tritt in Schweden erstmals im WRC 2017 an

Sie sind 20 Millimeter lang und ragen 6,5 Millimeter aus dem Profil hervor, wiegen pro Stück vier Gramm und bestehen aus einer speziellen Tungsten-Stahllegierung: Die 384 Spikes des speziellen Michelin-Reifens und ihre spezielle Verankerung in den gerade Mal 195 Millimeter breiten 15-Zoll-Pneus gehören zu den besonders gut gehüteten Geheimnissen der Motorsportabteilung der Franzosen.

Nie zuvor wurden die speziell für die Rallye Schweden konstruierten Spike-Reifen einem schonungsloseren Härtetest unterzogen. Denn schon der Saisonauftakt in den Seealpen oberhalb von Monte Carlo hat gezeigt: Die jüngste Evolution der World Rally Cars – aerodynamisch ausgefeilt und mit rund 400 PS nochmals über 20 Prozent stärker als ihre Vorgänger – sind die schnellsten Autos, die den schwedischen WM-Lauf jemals in Angriff genommen haben. Das weiß auch Jacques Morelli, Leiter des Rallye-WM-Engagements von Michelin.

„Die neuen, leistungsstärkeren World Rally Cars stellen größere Anforderungen an unsere Reifen. Die Fahrer werden sich das Leistungsvermögen der Pneus zum Beispiel durch etwas vorsichtigeres Bremsen gut einteilen müssen, damit die Spike-Reifen auch am Ende ihrer Einsatzzeit noch ihr volles Potenzial ausspielen können“, betont der Franzose. Dies gilt erst recht, sollte wie im Vorjahr Tauwetter den Schotterbelag der Waldwege zum Vorschein bringen. „Wenn die Schnee- und Eisschicht aufbricht und die Naturwege durchkommen, dann setzt dies den Spikes der Reifen naturgemäß noch stärker zu – danach können sie auf Schnee und Eis nicht mehr die gleiche effektive Wirkung entwickeln wie zuvor.“         

Veränderung nach Problemen

Nach den Problemen von 2016, als acht Prüfungen aufgrund von Schneemangel abgesagt werden mussten, ist die Rallye Schweden weiter in den Norden gezogen. Gegenüber dem Vorjahr haben die Veranstalter fast 60 Prozent der Prüfungen modifiziert. Die 21,26 Kilometer lange „Hof – Finnskog“ ist sogar komplett neu. Sie wird am Freitag zweimal befahren (WP 3 und 6) und liegt wie fast alle WP der ersten Etappe jenseits der Grenze in Norwegen. Darüber hinaus, so Morelli, „besucht die Rallye Schweden viele klassische Wertungsprüfungen wie ,Vargasen‘, ,Varmullsasen‘ und ,Likenäs‘, die zuletzt 2011 zum Programm gehörten. In jenem Jahr gab es sehr viel Schnee.“

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Mangelnde winterliche Bedingungen für die WP „Torsby“, die den Freitag ebenso beschließt wie am Sonntag als sogenannte „Power Stage“ die gesamte Rallye, befürchtet Jacques Morelli nicht: „Sie ist garantiert vereist, denn sie wird regelmäßig mit Wasser besprüht.“ Besonderheit dieser 16,43 Kilometer langen Herausforderung: Das Ziel der Prüfung liegt in unmittelbarer Nähe des Service Parks, der von Karlstad in die gut 100 Kilometer entfernte 4.400-Einwohner-Gemeinde Torsby verlegt wurde – eine echte Rallye-Hochburg, aus der zum Beispiel der Rallye-Clan von Lars-Erik und Stig-Olov Walfridsson stammt. Zu ihm gehört auch Pernilla Walfridsson, die Ehefrau von Ex-Weltmeister Petter Solberg.

Viel Auswahl haben die Rallye-Fahrer in Schweden nicht, was die Reifen ihrer Turbo-Allradler betrifft: Das Reglement erlaubt nur ein Profilmuster und eine Laufflächenmischung. Inklusive des Shakedowns, der offiziellen Testgelegenheit am Donnerstagmorgen ab 8 Uhr, stehen jeder World Rally Car-Crew insgesamt 32 Pneus zu. In der WRC2 sind es pro Fahrer 30 Reifen. Michelin transportiert übrigens 1.020 Pneus nach Torsby, von denen 450 für die Topkategorie und 570 für die WRC2 bestimmt sind.      

Auftakt am Donnerstag

Die Rallye Schweden beginnt bereits am Donnerstagabend um 20.08 Uhr mit der beliebten Zuschauerprüfung auf der Trabrennbahn von Karlstad. Am Freitag folgen sieben weitere WP über eine Länge von 145,65 Kilometer, die fast ausschließlich in Norwegen liegen. Am Samstag stehen sechs Prüfungen auf dem Programm, bevor es in Karlstad ab 17.45 Uhr ein zweites Mal über das Pferdegeläuf geht. Am Samstag beschließen zwei Durchgänge über die WP „Likenäs“ – die erstmals in Gegenrichtung gefahren wird – sowie die „Torsby“-Power Stage den zweiten WM-Lauf der Saison.

LINK:Nennliste und Zeitplan Rallye Schweden ...

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