WM 2015

Rallye Korsika: Gegen alle Widerstände

Als die Tour de Corse in der Saison 2009 durch die Rallye Elsass als Frankreichs WM-Beitrag ersetzt wurde, fürchteten viele, dass der 1956 erstmals ausgetragene Asphaltklassiker sanft entschlummern würde. Doch die Organisatoren hielten die Veranstaltung am Leben und eroberten das WM-Prädikat nach dem Rücktritt von Sebastien Loeb zurück – auch, weil sich ihre Rallye deutlich von anderen Läufen abhebt.

Als der erste Schock über den Verlust des WM-Status bewältigt war, steckten Christian Leca und die anderen Organisatoren der Rallye Korsika ihre Köpfe zusammen und berieten, wie sie den Bestand ihres Klassikers sichern könnten – immerhin zählte die „Tour de Corse“ seit Gründung der Rallye-Weltmeisterschaft im Jahr 1973 zu den Eckpfeilern dieser Serie.

Trotz begrenzter finanzieller Mittel schlüpften die Veranstalter unter das Dach der Interkontinentalen Rallye Challenge (IRC), aus der vor drei Jahren die neu geformte Rallye-Europameisterschaft hervorging. „Auf diese Weise konnten wir die ,Tour de Corse‘ vier Jahre lang auf internationalem Niveau und am Leben halten“, berichtet Leca gegenüber Best-of-Rallylive. „Als uns Nicolas Deschaux, der Präsident der französischen Motorsporthoheit FFSA, dann bat, mit den korsischen Behörden über eine Rückkehr unserer Rallye in den WM-Kalender zu verhandeln, haben wir natürlich nicht Nein gesagt.“

Die Korsen wollen die Rallye

Tatsächlich besitzt das Mittelmeer-Eiland großes Interesse daran, wieder als Bühne für einen Motorsport-Event auf höchstem Niveau zu dienen – so ließ die Zustimmung aller Verantwortlichen nicht lange auf sich warten. „Wir haben uns mit den Bürgermeistern von Ajaccio, Bastia, Corte, Propriano und Porto Vecchio zusammengesetzt, ihre Antwort war ein sofortiges und vollumfängliches ,Ja!‘. Zur gleichen Zeit fühlten wir auch in der Bevölkerung eine große Zustimmung – die Korsen haben den alljährlichen Besuch der Rallye-Elite auf ihrer Insel offensichtlich vermisst. Korsika ist für diesen Sport wie geschaffen, die Rallye blickt hier auf eine lange Tradition zurück und fast jede Straße eignet sich als Wertungsprüfung – die Möglichkeiten sind schier unendlich.“

FIA-Boss Todt als Unterstützer

Auch ohne WM-Prädikat erfreute sich die „Tour de Corse“ großer Unterstützung durch den ehemaligen Topfahrer und Peugeot-Motorsportdirektor Jean-Pierra Nicolas, der heute eine wichtige Rolle bei Eurosport als Promoter der IRC und EM spielt. Dies half Leca und seinen Leuten, aus dem engen Strickmuster der Rallye-WM auszubrechen, das aus der Veranstaltung eher eine „Tour de Ajaccio“ mit einem zentralem Dreh- und Angelpunkt gemacht hätte. So aber bereist die neue Rallye Frankreich wieder weite Teile der Insel. „Wir haben die Möglichkeit genutzt, um traditionelle Etappenziele wie Corte, Calvi und Bastia anzulaufen“, so Leca. „Auch FIA-Präsident Jean Todt gefiel die Idee, darum hat er unser Konzept abgesegnet, jeden Tag eine andere Stadt als Übernachtungsziel zu wählen. Damit kommen wir auch den Erwartungen der Einheimischen und Fans entgegen. Ich bin oft von Menschen angesprochen worden, die sich eine echte ,Tour de Corse‘ als Teil der Rallye-WM gewünscht haben.“

Das Geheimnis des großen Starterfelds

In Zukunft soll der Service-Park in Corte beheimatet bleiben, während die Etappenziele rotieren. So liegt zum Beispiel Calvi in der Nähe besonders spektakulärer und traditionsreicher Prüfungen an der Westküste des Eilands. „So lange wir dieses neue Format behaupten können, gehen uns die Optionen auf Korsika nicht aus“, betont Leca, der sich auch über die große Zahl einheimischer Starter bei seiner Rallye freut. „Wir haben das größte Teilnehmerfeld bei einem WM-Lauf seit Jahren, allein 27 Fahrzeugbesatzungen kommen von dieser Insel – das ist für uns von großer Bedeutung!“ Der Trick hinter dem Starterfeld ist so simpel, das man sich fragen muss, warum nicht andere europäische Veranstalter diesen nutzen? Die cleveren Korsen meldeten ihren WM-Lauf unter den Bedingungen einer Übersee-Rallye an und schafften sich dadurch die Möglichkeit, auch nationale Klassen starten zu lassen. So kommen einige Exoten zum Einsatz, die man in der Weltmeisterschaft üblicherweise nicht sieht. Auf Deutschland umgemünzt wäre dies die Möglichkeit, den nicht homologierten Opel Adam Cup im Hauptfeld einzusetzen, statt eine zusätzliche nationale Rallye zu organisieren.

Keine Sorgen um die Zukunft

Kurz vor dem Start der Rallye hat die FIA die 14 WM-Läufe für die kommende Saison bestätigt. Mit dabei ist Frankreich, oder besser gesagt Korsika. Zwar hat man noch keinen Vertrag mit dem WM-Promoter unterzeichnet, aber das stört hier niemanden. Schließlich sorgt man auch in diesem Jahr selbst dafür, dass die Rallye Frankreich im Fernsehen erscheint. Dafür braucht man keinen Promoter, der mit seinen hohen Gebühren für Verdruss im Kreis der Veranstalter sorgt.

GALERIE: Die Bilder der Rallye Korsika


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