WM 2017

Rallye Finnland: Eine wie keine

Vollgas im finnischen Fichtendickicht: Die Rallye-Weltmeisterschaft gastiert am kommenden Wochenende im hohen Norden. Der neunte Saisonlauf zählt zu den spektakulärsten Veranstaltungen des gesamten Jahres. Mit atemberaubenden Geschwindigkeiten gilt die Rallye Finnland als eine der ultimativen Herausforderungen im Motorsport.

Rallye Finnland
Blinde Kuppen und hohe Geschwindigkeiten: Willkommen in Finnland

Die WM-Rallye Finnland durfte sich in ihrer nahezu siebzigjährigen Geschichte bereits mit zahlreichen beeindruckenden Spitznamen schmücken. Der Titel „Grand Prix von Finnland“ fasst das, was die weltbesten Lenkradartisten am kommenden Wochenende rund um die Studentenstadt Jyväskylä erwartet, vermutlich am besten zusammen: Auf den breiten, mit feinem Schotter bedeckten Waldwegen erreichen die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h.

Schon 1973, im Gründungsjahr der Rallye-Weltmeisterschaft, gehörte die „Rallye der 1000 Seen“ – so der damalige Name – zum Kalender. Die Weitflugkünstler messen sich aber bereits seit 1951 mit wagemutigen Sprüngen über die Schotterkuppen der finnischen Wälder. Seither gaben hier vor allem die Skandinavier das Tempo vor: Bei 54 der bislang 66 Ausgaben der Rallye Finnland stand ein Nordmann ganz oben auf dem Siegertreppchen.

Nur wenigen Südeuropäern konnten diese Phalanx seither durchbrechen. Hierzu zählt neben Sebastien Loeb, Carlos Sainz und Didier Auriol auch der amtierende Champion Sebastien Ogier. Im vergangenen Jahr sicherte sich Kris Meeke ebenfalls seinen Platz in dieser exquisiten Liste. Dazu stellte der Citroën eine neue Bestmarke auf: Der Brite zirkelte seinen Turbo-Allradler mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 126,2 km/h durch das Tannengehölz. Bislang war Finnland der Schauplatz von neun der zehn schnellsten Events in der Geschichte der Rallye-WM. Am kommenden Wochenende könnte dieser Rekord fallen. Denn in dieser Saison verfügen die World Rally Cars über noch mehr Leistung und eine äußerst ausgeklügelte Aerodynamik. Allerdings haben die Veranstalter eine ganze Reihe von Schikanen eingebaut, um einer zu dramatischen Steigerung der Geschwindigkeiten zuvor zu kommen. 

Eine weitere Besonderheit, die den finnischen WM-Lauf auszeichnet, sind die zahlreichen Sprünge. Bei der Landung wirken auf die Pneus und das Fahrwerk enorme Kräfte. Hinzu kommt: Nach der ersten Durchfahrt hinterlassen die kraftvollen Allradler auf den Schotterwegen häufig Spurrillen und graben bisweilen spitze Steine aus dem Untergrund. Da die Wertungsprüfungen mit zahlreichen „blinden“ Kuppen gespickt sind, kommt dem sogenannten Aufschrieb, mit dem der Copilot dem Fahrer den Streckenverlauf „vorbetet“, eine besonders große Bedeutung zu.

Die diesjährige Rallye Finnland führt über 25 Wertungsprüfungen (WP) mit 315,62 Kilometern. Dreh und Angelpunkt ist der Serviceplatz in Jyväskylä, der traditionell zahlreiche Zuschauer anlockt. Los geht es am Donnerstag mit dem Shakedown, am Abend beginnt die eigentliche Bestzeitjagd mit der 2,31 Kilometer kurzen Zuschauerprüfung „Harju“ in den Straßen der Regionalmetropole. Am Freitag erwartet die Teams ein kleiner Rallye-Marathon: Nicht weniger als zwölf Prüfungen stehen auf dem Programm – darunter WP-Klassiker wie „Jukojärvi“, „Urria“, „Laukaa“ und „Lankamaa“. Die Fahrer verbringen fast 16 Stunden hinter dem Steuer ihrer Fahrzeuge.

Am Samstag reist der Rallye-Tross in südliche Richtung nach Jämsä. Dabei geht es jeweils zwei Mal über die 23,52 Kilometer lange „Päijälä“ sowie die 14,85 Kilometer lange „Pihlajakoski“ – letztere wird in dieser Form zum ersten Mal unter die Räder genommen. Hinzu kommt die mit 4,21 Kilometern vergleichsweise kurze „Saalahti“-Prüfung. Zu den Höhepunkten der gesamten Rallye gehört die WP „Ouninpohja“ – eine der berühmtesten Prüfungen im Rallye-Zirkus. Sie führt über 24,36 Kilometer und wird im Vergleich zum Vorjahr in umgekehrter Richtung absolviert. Die Sonntagsetappe ist mit 33,84 Kilometern verteilt auf vier Prüfungen sehr kurz. Dabei fungiert die 10,12 Kilometer lange „Oittila“ bei der zweiten Durchfahrt als Power Stage. Hier können sich die fünf schnellsten Fahrer maximal fünf zusätzliche WM-Zähler sichern.

LINK:Zeitplan Rallye Finnland 2017

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