Rallye Argentinien

„Rallye-Fahren auf dem Mond“

Die Sonntagsetappe der diesjährigen Rallye Argentinien führt durch das Valle de Traslasierra, dessen karge Landschaft unweigerlich an den Erdtrabanten erinnert. Bei eisigen Temperaturen muss sogar mit Schnee gerechnet werden.

Von vereisten Straßen in Monte Carlo über verschneite schwedische Waldwege, schroffen Schotter in Mexiko und korsische Asphalt-Achterbahnen bis hin zur argentinischen Pampa: Die Rallye-Weltmeisterschaft fordert den Teilnehmern ein außerordentliches Anpassungsvermögen ab.

Die Rallye Argentinien gilt traditionell als eines der Highlights im Kalender der Königsklasse. Entlang der Wertungsprüfungen in der Provinz Córdoba feiern die Fans ein mehrtägiges Volksfest und sorgen so für eine einzigartige Atmosphäre. Die heißblütigen Südamerikaner lassen sich auch nicht von den teils frostigen Temperaturen einbremsen, die zu dieser Jahreszeit in den Höhenlagen vorherrschen. Hinzu kommt: Die Schotterveranstaltung wartet mit legendären Wertungsprüfungen auf, die so klangvolle Namen tragen wie „El Condor“ und „Mina Clavero“.

Die Pisten sind mal eng und technisch anspruchsvoll gesteckt, dann wieder schnell und flüssig. Auch der wechselhafte Fahrbahnbelag – mal tiefer Sand, dann wieder schroffer Schotter – fordert Teams und Pneus alles ab. Für zusätzliches Salz in der Suppe sorgen die zahlreichen Wasserdurchfahrten sowie die tiefen Spurrillen, welche die Fahrzeuge nach der ersten Durchfahrt auf den WP hinterlassen.

Die Sonntagsetappe der diesjährigen Rallye Argentinien führt durch das Valle de Traslasierra, dessen karge Landschaft unweigerlich an den Erdtrabanten erinnert. Im Gegensatz zur Freitags- und Samstagsetappe, die in einer Höhe knapp über dem Meeresspiegel ausgetragen werden, geht es am Finaltag im wahrsten Wortsinne hoch hinaus. Auf knapp 2.000 Metern über Normalnull müssen die Teams mit teils eisigen Temperaturen sowie mit Nebel rechnen – bisweilen fiel hier in der Vergangenheit sogar Schnee. 

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„Die Route der Rallye Argentinien ähnelt sehr der aus dem vergangenen Jahr“, erläutert Jacques Morelli, Leiter des Rallye-WM-Programms von Michelin. „Die Prüfung ,San Agustin‘, die als WP 2 ihr Comeback feiert, dürfte den erfahreneren Piloten im Teilnehmerfeld noch aus der Vergangenheit bekannt sein. Die erste Etappe konzentriert sich auf die Region südlich von Córdoba. Dort besteht der Belag zumeist aus vergleichsweise hartem Sand. Eine besondere Herausforderung stellen die Schlaglöcher dar, denn diese sind während des Recce oft nur schwer zu erkennen. Der Samstag enthält einen Mix aus sandigem und schroffem Terrain. Hierbei dürften sich viele Fahrer für eine Kombination aus dem härteren Michelin LTX Force H4 und der weicheren S5-Laufflächenmischung entscheiden, um bestmöglichen Grip und Performance zu erzielen. Am Sonntag folgen mit ,El Condor – Copina‘ und ,Mina Clavero – Cesare‘ zwei der legendärsten Wertungsprüfungen überhaupt. Beide führen hinauf in die Berge, wo die Temperaturen naturgemäß niedriger sind. Die Teams müssen also insbesondere mit ihrem Kontingent der weicheren LTX Force S5-Mischung gut haushalten. Last but not least kommt dem ungeliebten ,Straßenkehrer-Effekt‘ eine große Bedeutung zu. Denn die Frage, wer am Samstag als Erster in die Loipe muss, könnte im Kampf um den Sieg eine Schlüsselrolle spielen.“

Neue und alte Strecken

Die Rallye Argentinien führt in diesem Jahr über 18 Wertungsprüfungen mit 357,59 Wettbewerbskilometern. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Organisatoren den WM-Lauf lediglich leicht modifiziert: 13 WP sind nahezu identisch zu 2016. Die 20,8 Kilometer lange WP „Tanti – Villa Bustos“, die am Samstag zwei Mal gefahren wird, steht in umgekehrter Richtung auf dem Programm. Neu ist hingegen die Schleife von San Augustin nach Villa General Belgrano. Sie führt über 19,95 Kilometer und wurde im Rahmen des WM-Laufs zum letzten Mal 2008 unter die Räder genommen. Ein weiteres Novum: Die Zuschauerprüfung, die am Donnerstagabend in den Straßen von Córdoba stattfindet und zugleich den Auftakt zur diesjährigen Rallye Argentinien bildet, ist mit nun 1,75 Kilometern etwas länger als bislang.

Vor der ersten WP absolvieren die Teams am Donnerstag den obligatorischen Shakedown. Die Freitagsetappe beinhaltet vier Wertungsprüfungen über zumeist sandiges Geläuf, die jeweils zwei Mal absolviert werden. Hierzu zählt auch die 6,04 Kilometer kurze „Super Special“ in einem Freizeitpark am Rande von Villa Carlos Paz, wo auch das Rallye-Zentrum beheimatet ist. Der Samstag ist mit 160 WP-Kilometern der längste Tag der gesamten Veranstaltung. Die sechs Prüfungen finden im Punilla Valley, nordwestlich von Villa Carlos Paz statt. Die Sonntagsschleife führt über drei WP durch das schroffe Traslasierra-Gebirge. Die mit viel losem Geröll gespickten Strecken setzen Reifen und Fahrzeuge besonders hohen Belastungen aus. Dabei wird die legendäre „El Condor“ zwei Mal absolviert. Bei der zweiten Durchfahrt können sich die fünf schnellsten Teams bis zu fünf Zusatzpunkte für die WM-Wertung sichern.

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