Die Prüfungen auf der Panzerplatte sind gefürchtet und auch in diesem Jahr gab es schon beim ersten Durchgang ein prominentes Opfer. Thierry Neuville schnitt eine Linkskurve zu stark und der Schlag gegen die Betonkante der Fahrbahn reichte, um die fragile Hinterradaufhängung seines Hyundai i20 WRC zu beschädigen. Neuville schleppte sich zwar noch ins Ziel der neunten Prüfung, ist aber vorerst zum Zuschauen verdammt. Erst morgen kann er wieder in die Rallye zurückkehren und auf der abschließenden Power-Stage um WM-Punkte kämpfen.
Die Extra-Zähler für die schnellsten Zeiten auf der letzten Prüfung wird Neuville bitter nötig haben, denn Sebastien Ogier ist drauf und dran, die WM-Führung wieder an sich zu reißen, vorausgesetzt es gelingt ihm, seinen dritten Platz nach Hause zu bringen. Gleichzeitig will der Weltmeister Druck auf dem vor ihm liegenden Andreas Mikkelsen ausüben, denn der zweite Platz beschert ihm noch mehr Punkte. „Ich werde aber nicht kampflos aufgeben“, kündigte Mikkelsen an, der damit auch seinem besten Freund Neuville Schützenhilfe im Titelkampf geben könnte. Ein Dreher und Motorabwürger wie auf der elften Prüfung dürfen in der zweiten Halbzeit der Rallye Deutschland jedoch nicht wieder vorkommen.
Im Kampf um die Fahrerkrone könnte sich plötzlich auch Ott Tänak zurückmelden. Der Este zeigt am Samstagmorgen bei trockenen Bedingungen ungeahnte Asphaltqualitäten und kann seine Führung in der Gesamtwertung weiter ausbauen. „Mein Gefühl im Auto ist gut und wir müssen jetzt bloß sauber durchzukommen“, freute sich Tänak über den bisherigen Verlauf. Holt er sich die 25 Punkte für den Gesamtsieg, wird aus dem Titelduell zwischen Neuville und Ogier drei Runden vor Schluss ein Dreikampf.
Hinter Elfyn Evans (Ford) ist Juho Hänninen als Fünfter bester Toyota-Pilot. Der Finne hatte am Morgen auf der langen Panzerplatten-Prüfung die Bestzeit setzen können und war seinem Verfolger Craig Breen (Citroën) enteilt. Auch Armin Kremer ist mit dem Beginn der zweiten Etappe zufrieden. Nachdem die Fahrwerksprobleme am Vorabend aussortiert wurden, konnte der Mecklenburger das Tempo merklich steigern und erreicht nun die Zeiten, die er sich für seine WRC-Premiere erhofft hatte. Die Top-10 rücken für ihn in greifbare Nähe.
Griebel im Graben
In der WRC2-Wertung kam es zum Führungswechsel, nachdem sich Pontus Tidemand auf der Panzerplatte einen Reifenschaden eingefangen hatte. Sein Skoda-Werkskollege Jan Kopecky übernahm die Spitze und wird dicht gefolgt von Eric Camilli im Ford Fiesta R5. Pech hatte auch Marijan Griebel, der sich auf der zehnten Prüfung ebenfalls einen Platten einfing und anschließend in einen Graben rutschte. Der Zeitverlust von über drei Minuten warf ihn aussichtslos zurück. Bester Deutscher in der Klasse ist jetzt Fabian Kreim (Skoda) auf Platz 7, allerdings ist der Deutsche Meister nicht in der WRC2-Wertung eingeschrieben.
In der Junior-WM hat Julius Tannert mittlerweile alle Trümpfe in seiner Hand. Nach Problemen der Konkurrenz führt der Sachse mit einem gewaltigen Vorsprung die Wertung an und kann sich nur noch selbst besiegen.
Die zweite Schleife der heutigen Etappe beginnt ab 15:16 Uhr mit zwei Durchgängen auf der Zuschauerprüfung „Arena Panzerplatte“.
Zwischenstand nach WP12
| 1. | Tänak / Järveoja | Ford Fiesta WRC '17 | 1:49:07.5 |
| 2. | Mikkelsen / Jäger | Citroen C3 WRC | +0:23.0 |
| 3. | Ogier / Ingrassia | Ford Fiesta WRC '17 | +0:29.9 |
| 4. | Evans / Barritt | Ford Fiesta WRC '17 | +1:16.3 |
| 5. | Hänninen / Lindström | Toyota Yaris WRC | +1:17.1 |
| 6. | Breen / Martin | Citroën C3 WRC | +1:53.9 |
| 7. | Latvala / Anttila | Toyota Yaris WRC | +2:10.9 |
| 8. | Paddon / Marshall | Hyundai i20 Coupe WRC | +4:17.9 |
| 9. | Kopecky / Dresler | Skoda Fabia R5 | +6:04.3 |
| 10. | Camilli / Veillas | Ford Fiesta R5 | +6:16.8 |
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