Rallye Chile

Reise ins Unbekannte

Die Rallye-Weltmeisterschaft betritt Neuland. Erstmals überhaupt gastiert die Königsklasse des Rallye-Sports in der kommenden Woche in Chile.

Die schmale, langgestreckte Republik an Südamerikas Westküste ist das 32. Land, das einen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft ausrichtet. In Chile treffen sowohl die Einsatzteams als auch die Crews im Cockpit auf ganz neue Herausforderungen. Dabei besitzen einige wenige Streckenabschnitte sogar so etwas wie eine WM-Tradition, denn sie waren Bestandteil der Codasur Rallye 1980. Einen eigenen WM-Lauf besaß Chile bislang nie.

Das bedeutet: Erstmals seit der Rallye Bulgarien 2010 starten die Crews mit einem weißen Blatt Papier - sie müssen einen komplett neuen Aufschrieb erstellen. Die Wertungsprüfungen in Chile werden gern mit denen in Wales, Portugal, Finnland und Neuseeland verglichen. Letztlich erhalten die Fahrzeugbesatzungen aber erst während der Besichtigung beim Erstellen der ‚Gebetsbücher‘ vor dem Beginn der Rallye ein klares Bild von der Streckencharakteristik.

„Die Ingenieure sehen sich die Wertungsprüfungen ab Sonntag an, um ein Gefühl für die Strecken und die besten Setups zu bekommen“, erklärte M-Sport Teamchef Richard Millener. „Im Shakedown wissen wir dann erstmals, wo wir ungefähr stehen. Diese Trainings-WP scheint den Charakter der Rallye gut auf den Punkt zu bringen, deshalb wollen wir dort so viel wie möglich lernen, bevor es am Freitag dann richtig losgeht.“

Zentrum der ersten Rallye Chile ist die Stadt Concepción, rund 500 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Santiago de Chile. Die meisten der 16 Wertungsprüfungen über 304.9 Kilometer werden auf der Landzunge zwischen Pazifik und Bío Bío, dem zweitlängsten Fluss des Landes, absolviert.

Die chilenischen Schotterpisten haben viele überhöhte Kurven und sind im Vergleich zu denen zuletzt in Argentinien weniger rau und steinig. Deshalb und wegen des südamerikanischen Herbstwetters mit Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad kommen statt der sonst auf Schotter meist üblichen harten Reifen nur weiche und mittelharte Gummimischungen zum Einsatz.

„Von dem, was ich in den verfügbaren Videos gesehen habe, kann ich sagen: Die Straßen scheinen wirklich ziemlich anders zu sein als in Argentinien. Die Prüfungen sind wohl recht flüssig und schnell. Sie erinnern mich an die Rallye Großbritannien“, sagt Weltmeister Sebastien Ogier. „Auf den Pisten liegt noch eine beträchtliche Schicht aus feinem Schotter, die den frühen Starter das Leben schwerer machen könnte.“

Die Highlights der Rallye-WM-Premiere Chiles sind für Fahrer wie Fans bereits am Freitag zu erwarten: die zweimal zu absolvierende, 30.8 Kilometer lange Wertungsprüfung „El Puma“ und der nur 2.2 Kilometer lange City-Sprint mitten in Concepción.

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