Die Vorentscheidung fiel auf der zweiten Prüfung am frühen Sonntagmorgen. Sebastien Ogier leistete sich bei seiner Attacke auf Spitzenreiter Andreas Mikkelsen einen selten Fahrfehler und drehte sich ein. „In meiner Riesenstaubwolke musste ich mich erstmal orientieren, wo die Strecke ist. Dadurch haben wir knapp 20 Sekunden verloren“, meinte Ogier. Mikkelsen war durch und feierte beim letzten WM-Start im Polo WRC noch einen Gesamtsieg.
„Ein perfektes Ende für die Saison“, jubelte der Norweger, der im Kampf um ein neues Cockpit für die Saison 2017 zur richtigen Zeit das passendes Zeichen setzen konnte. „Ich bin das ganze Jahr mit Blick auf die Meisterschaft gefahren. Aber hier wollten wir gewinnen und sehen, wie schnell wir sind. Dabei haben wir den viermaligen Weltmeister herausfordern können und bei gleichen Straßenbedingungen fair besiegt.“
Neuville ist Vize-Weltmeister
Der Erfolg in Australien reichte jedoch nicht aus, um Vize-Weltmeister zu werden. Diesen inoffiziellen Titel schnappte sich Thierry Neuville, der als Dritter das Ziel erreichte. Der Hyundai-Pilot rückte am letzten Tag vom vierten auf das Podium, weil Teamkollege Hayden Paddon gegen eine Böschung rutschte und sich dabei einen Reifenschaden einfing. „Der Saisonstart war für uns sehr schwierig. Aber dann lief alles bestens. Wir haben bewiesen, was wir können. Und jetzt freue ich mich auf nächstes Jahr“, meinte Neuville.
Paddon war die Enttäuschung über seinen Auftritt deutlich anzumerken. „Ein schwieriges Wochenende, wir wollten mehr“, gab der Neuseeländer zu. Weil viele seiner Fans nach Australien gekommen waren, schien Paddon übermotiviert zu sein. Er nahm die Reifen zu hart ran und verlor dadurch den Kontakt zur Spitze. Der Patzer im Finale war das i-Tüpfelchen. „Aber ich konzentriere mich bereits darauf, im nächsten Jahr stärker zurückzukommen. Ich verspreche, da werdet ihr einen anderen Fahrer sehen“, so Paddon.
Hinter Dani Sordo landete Mads Östberg auf dem sechsten Platz. Sein M-Sport-Teamkollege Eric Camilli leistete sich auch beim Saisonfinale einen folgenschweren Fahrfehler und überschlug sich auf der drittletzten Prüfung. Der französische Bruchpilot lag bis dahin auf der siebten Position in der Gesamtwertung, diese übernahm anschließend Ott Tänak im privaten Ford Fiesta WRC. Der Este spielte nicht nur wegen eines Fahrfehlers an der Spitze keine Rolle, eine Polizeikontrolle verhinderte den pünktlichen Start der zehnten Prüfung, dafür gab es 40 Strafsekunden.
WRC2: Titel für Lappi
In der WRC2-Wertung lieferte Skoda-Werkspilot Esapekka Lappi eine souveräne Vorstellung ab und feierte mit dem klaren Sieg endlich auch den Weltmeistertitel. „Wir hatten in diesem Jahr einiges Pech, aber wir konnten die Saison mit vier Siegen in Folge beenden. Das Team hat es verdient, wir ebenso“, meinte Lappi, der sich von Skoda in Richtung Toyota verabschieden wird. „Noch ist nichts sicher, wie es im nächsten Jahr weitergeht, aber ich hoffe ich werde in einem World Rally Car dabei sein.“
Spannende Mini-Winterpause
Durch den Ausstieg von Volkswagen sind die kommenden Wochen spannender als die gerade abgelaufene Saison. Noch ist offen, wohin Ogier, Mikkelsen und Jari-Matti Latvala wechseln werden. Der Weltmeister will Australien so schnell wie möglich verlassen, um in den nächsten Tagen die Autos verschiedener Hersteller zu testen. Latvala scheint sich trotz seiner hohen Fehlerrate mit Toyota handelseinig zu sein, ausgerechnet Australien-Sieger Mikkelsen hat im Poker um einen neuen Vertrag die schlechtesten Karten. Er steht bei keinem Team-Manager ganz oben auf der Wunschliste. Deshalb ist nicht sicher, dass alle drei künftigen Ex-VW-Piloten bei der Rallye Monte Carlo (19. bis 22. Januar 2017) dabei sein werden.
Wie es sich anfühlt, die Rallye Australien zu gewinnen und anschließend ohne Cockpit dazu stehen, kann Mikkelsen übrigens bei seinem Chef Sven Smeets erfragen. Als Beifahrer von Francois Duval feierte der Belgier 2005 den Sieg am anderen Ende der Welt, doch der Ausstieg von Citroën beendete den weiteren Aufstieg. Duval versuchte sich in der folgenden Saison mit privaten Einsätzen im Gespräch zu halten, doch die Rückkehr in ein Werkscockpit gelang ihm nie wieder.
Ergebnis Rallye Australien
1. | Mikkelsen / Jæger | Volkswagen Polo R WRC | 2:46:05.7 |
2. | Ogier / Ingrassia | Volkswagen Polo R WRC | +0:14.9 |
3. | Neuville / Gilsoul | Hyundai NG i20 WRC | +1:12.6 |
4. | Paddon / Kennard | Hyundai NG i20 WRC | +1:26.7 |
5. | Sordo / Martí | Hyundai NG i20 WRC | +1:28.3 |
6. | Östberg / Floene | Ford Fiesta RS WRC | +1:41.5 |
7. | Tänak / Mõlder | Ford Fiesta RS WRC | +3:04.3 |
8. | Lappi / Ferm | Škoda Fabia R5 | +7:32.3 |
9. | Latvala / Anttila | Volkswagen Polo R WRC | +7:56.9 |
10. | Bertelli / Scattolin | Ford Fiesta RS WRC | +8:00.1 |
Fahrer-Wertung: 1. Sebastien Ogier 268 Punkte; 2. Thierry Neuville 160; 3. Andreas Mikkelsen 154; 4. Hayden Paddon 138; 5. Dani Sordo 130; 6. Jari-Matti Latvala 112; 7. Mads Östberg 102; 8. Ott Tänak 88; 9. Kris Meeke 64; 10. Craig Breen 36
Hersteller-Wertung: 1. Volkswagen Motorsport 377 Punkte; 2. Hyundai Motorsport 312; 3. Volkswagen Motorsport II 163; 4. M-Sport 162; 5. Hyundai Motorsport N 146; 6. DMACK 98; 7. Jipocar Czech National Team 18; 8. Yazeed Racing 4
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