"Will dabei bleiben"

Prokop über das Leben als WM-Privatier

Martin Prokop und sein Teammanager Quirin Müller sprechen über die Schwierigkeiten, als Privatteam an den Start zu gehen, über die Bedeutung der Fernsehbilder und über die Aussichten für das kommende Jahr.

<strong>MITTENDRIN STATT NUR DABEI:</strong> Martin Prokop versucht sein Team in der Rallye-WM zu etablieren

War das Jahr 2012, als ihr noch nicht als WM-Team eingeschrieben wart, schwieriger? Haben die Verantwortlichen der FIA euch das Gefühl gegeben, willkommen zu sein?

Martin Prokop: „Das ist ein Punkt, über den ich nicht wirklich glücklich war. Keiner hat uns so richtig respektiert oder verstanden, wie hart wir arbeiten mussten, um auf diesem Level dabei zu sein. Das Hauptproblem bei einem Privatteam: Du hast nur ein paar Leute, um alles zu stemmen. Du hast Mechaniker, einen Manager, einen Ingenieur und das war's – es gibt niemanden für Wetter oder andere Straßeninfos. Es ist nicht einfach, mit einer kleinen Mannschaft zu funktionieren. Es gab nicht ein bisschen Unterstützung, keiner hat uns signalisiert, dass man versteht, wie hart wir arbeiten. Das war das Problem. Im Service Park wies man uns eine Stelle weit weg von den anderen WRC-Teams zu, wo nicht mal genug Platz war. 2013 haben wir uns dann als Team eingeschrieben (Jipocar Czech National Team) und den Preis für die Anmeldung bezahlt. Das war viel leichter, denn wir wurden so behandelt wie die anderen Teams. Aber das Gefühl, dass du erst als Letzter dran bist und nicht wirklich dazugehörst, bleibt. Dabei musst du viel Geld auf den Tisch legen, um dieselben Rechte zu haben. Aber so sind die Regeln und du musst mitspielen, wenn du dabei sein willst. Aber tatsächlich sind eine Reihe von Dingen nun besser. Die FIA achtet sehr auf Details und arbeitet jetzt mit uns zusammen, wir bekommen die Infos, sind zu den offiziellen Meetings eingeladen. In dieser Hinsicht hat sich die Lage verbessert.“

 

Quirin Müller: „Aber nicht alles ist besser. Ein wichtiger Punkt sind die Testfahrten. Als eingeschriebenes Team dürfen wir das Jahr über nur zehn Tage testen, dazu kommen die Tests auf unserer Heimstrecke. Diese Begrenzung für offizielle Teams ist ein großes Problem.“

 

Wo sind die Unterschiede zwischen eurem Auto und dem von Neuville, Östberg und Novikov?

Quirin Müller: „Ich denke, es ist zu 95 Prozent identisch. Wir erhalten alle Entwicklungsstufen von M-Sport wenn wir sie brauchen und wenn wir sie bezahlen können, so sind wir mehr oder weniger auf dem neuesten Stand. Was einen großen Unterschied macht und weshalb ein Privatfahrer nicht so schnell sein kann wie die anderen: Das Auto gehört Martin. Das hat er immer im Hinterkopf. Wenn er abfliegt, kostet das viel Geld. Und unser Budget reicht nur für die ganze Saison, wenn alles gut geht. Gibt es einen Unfall, ist wahrscheinlich früher Schluss. Also wird jemand wie Martin keine großen Risiken eingehen, wenn das nicht nötig ist. Martin ist ein schlauer Bursche, er fährt mit Hirn.“

 

Ist es grundsätzlich wichtig, zwei verschiedene Autos für die Saison zu haben?

Quirin Müller: „Anfangs haben wir ein Auto für Schotter und eins für Asphalt gehabt. Aber bei der Rallye Deutschland 2012 gab es dann die Katastrophe. Unser Asphalt-Auto fing Feuer und wir mussten ein Jahr mit dem gleichen Auto fahren. Für die nächste Saison wird es zu teuer, ein Auto für jeden Untergrund zu bestimmen, also werden wir beide mischen.“

 

Gibt es Regeländerungen, die euch das Leben leichter machen würden?

Quirin Müller: „Es würde helfen, wenn man die feste Anzahl Rallyes, für die man die gleichen Teile einsetzen muss, abschafft. Für uns wäre es kostengünstiger, Teile tauschen zu dürfen, wenn es für uns wirtschaftlich am besten passt. Vielleicht könnte man auch die Testbeschränkungen ändern. Aber grundsätzlich ist es okay so, wie es ist.“

 

Schränken euch die restriktiven TV-Rechte und die Film-Möglichkeiten ein?

Martin Prokop: „Ein wichtiger Punkt, denn es ist ein schwieriges Thema. Du musst ein Budget finden, und die Unterstützung der Fernsehsender ist sehr niedrig – aber du musst deine Sponsoren zufriedenstellen. Das ist nicht einfach, jedes Jahr hoffe ich, dass sich in der Sache etwas tut und es mehr Unterstützung gibt. Tschechische Fans lieben den Rallyesport, die Unterstützung auf dieser Seite ist sehr groß. Aber sie bekommen keine Bilder zusehen, auch nicht im Internet. Ich hoffe, dass es in diesem Punkt vorwärts geht und dass das Publikum nicht mehr warten muss.“

 

Was muss passieren, damit die WM für ein Privatteam ordentlich laufen kann?

Martin Prokop: „Die Zusammenarbeit mit M-Sport funktioniert im Großen und Ganzen. Wir bekommen die Teile und die Informationen. Das läuft, aber einfach ist es nicht. Am Ende des Jahres wird es immer eng mit dem Budget, und du weißt auch nicht, was nächstes Jahr auf dich zukommt. Die zweite Jahreshälfte ist immer schwierig, aber wir tun alles, um es hinzukriegen.“

 

Wer ist der bekannteste Rallyefahrer in Tschechien: Martin, Jan Kopecky oder Vaclav Pech?

Martin Prokop: „Die Frage kann ich doch nicht beantworten ... Kopecky ist Europameister, er macht einen sehr guten Job. Skoda ist eine tolle Sache für ihn, aber da sie nicht mehr in der WM vertreten sind, kann man uns kaum vergleichen. Ich denke, wir leisten alle gute Arbeit, ich in der WM, Jan auf europäischer Ebene und Pech macht einen perfekten Job in Tschechien. Das sind die drei führenden Namen in Tschechien, weil Roman Kresta sich zurückgezogen hat. Aber eigentlich ist er der beühmteste Mann. Erst im Werks-Ford, dann mit Skoda. Er war dabei, als der Rallyesport in Tschechien seinen Höhepunkt erreicht hatte und richtig beliebt war. Viele Leute können sich daran erinnern und haben die Fernsehbilder noch vor Augen. Du sahst Roman Kresta einfach ständig im Fernsehen.“

 

Was hast Du dir für 2014 vorgenommen?

Martin Prokop: „Ich will in der WM bleiben. So sieht das immer am Ende der Saison für mich aus: Ich will in Monte Carlo wieder dabei sein. Sonst ist es vorbei. Ich hoffe, so viele Läufe wie möglich zu bestreiten und auch nach Australien zu fahren. Wir werden sehen. Wenn wir das finanziell schaffen, werde ich die ganze Saison fahren. Aber im Moment bin ich doch leicht nervös, weil wir einfach nicht wissen, wie viel Geld wir zusammenbekommen.“

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