Erster Test im Werksteam

Östbergs holpriger Start

Technische Probleme verzögerten die Monte-Testfahrten von Mads Östberg, der zum ersten Mal im Werksauto von M-Sport saß. Der Norweger zeigt sich weiterhin bereit, die große Verantwortung als neue Nummer-1 zu übernehmen.

<strong>PROBLEME:</strong> Mads Östbergs Vorbereitungen auf den Saisonstart wurden durch technische Probleme verzögert

„Lafarre“ im Bergland der französischen Region Ardèche gehört zu den 24 Teststrecken, die die Organisation R+ Racing zur Vorbereitung auf die Rallye Monte Carlo für die Top-Teams ausgesucht hat. Mads Östberg hat sich tief in eine Daunenjacke in den offiziellen Ford-Werksfarben einkuschelt. Auf das eiskalte Wetter hatte sich der Norweger eingestellt – auf den holprigen Start in sein neues Abenteuer nicht: „Ich bin die Strecke zweimal nur zum Kennenlernen abgefahren, da platzte der Turbo. Ein toller Start …“

 

Als Folge hüllte der Ford Fiesta RS WRC die weißen Berge in noch weißere Dampfwolken. Die Mechaniker von M-Sport arbeiteten mit Hochdruck an dem Allradler, und nach zwei Stunden konnte Mads wieder ausrücken – ohne Erfolg. „Der Motor säuft in den langsameren Passage immer ab“, erklärte er sachlich. Gegen 13 Uhr entschied sich M-Sport dann, den kompletten Motor zu tauschen – weitere zwei Stunden Verzögerung, genügend Zeit für ein Interview.

 

„Ich wollte definitiv Werksfahrer werden, und das bin ich jetzt. Dass ich es hierhin geschafft habe, ist das Ergebnis langer harter Arbeit. Wir haben 2011 und 2012 fast die komplette WM-Saison bestritten, und das bedeutete für einen Privatfahrer einen immensen Aufwand. Aber am Ende hat es sich gelohnt. Wir haben sehr viel gelernt. Und wenn ich die Saison 2012 als Ganzes betrachte, habe ich mir den Platz bei Ford für 2013 glaube ich redlich verdient“, sagt Östberg.

 

Sowohl M-Sport als auch Citroën hatten Interesse an dem 25-Jährigen. „Nach der Rallye Finnland hatte ich ein gutes Gespräch mit Malcolm [Wilson, Teamchef von M-Sport]. Er sagte mir, was er in der zweiten Saisonhälfte von mir erwartet. Zu Saisonbeginn fuhr ich eher vorsichtig, weil ich Punkte holen und Erfahrungen sammeln wollte. Nach Finnland ging ich größere Risiken ein und erhöhte das Tempo. Ich glaube, auf Sardinien, in Spanien, Frankreich und Wales war ich schnell unterwegs.“ 

 

„Mit Citroën habe ich erstmals nach der Rallye Großbritannien gesprochen, aber ich wollte den DS3 WRC nicht testen. Erstens, weil mir ohnehin klar war, dass es ein sehr gutes Auto sein muss. Zweitens, um mich nicht ablenken zu lassen. Außerdem hatte Malcolm mir Ende September schon signalisiert, dass es mit einem Werks-Cockpit bei Ford klappen würde. Das war ein großer Tag für mich.“

 

Noch vor zehn Jahren, berichtet Mads, hatte er gar nicht daran gedacht, Rallye-Fahrer zu werden. „Ich war nicht einmal ein besonders großer Fan, aber mein Vater fuhr Rallyes und so wuchs ich mit dem Sport auf. Trotzdem spielte ich lieber Fußball und amüsierte mich mit Freunden. Okay, ich war immer mit Motorsport in Berührung. Schon als Vierjähriger saß ich auf einem Motorrad und mit 14 verpflichtete mich mein Vater als Beifahrer. Bis 18 saß ich neben ihm im Cockpit, aber schon mit 16 wollte ich auch selber fahren. Einfach um zu wissen, wie es sich anfühlt. Mir gefiel es, und so fuhr ich zwei Jahre in der schwedischen ,Ausbildungs-Serie‘ – erst mit einem Opel Ascona, dann in einem Volvo 740. Mit Ausnahme meiner ersten Rallye habe ich jeden Lauf in dieser Serie gewonnen. Mit 18 entschloss ich mich dann, es ernsthaft zu versuchen und startete in einem Subaru Impreza WRC.“

 

„Mein Ziel für 2013 lautet nicht, um jeden Preis Weltmeister zu werden“, betont Mads. „Ich glaube daran, dass ich das Potenzial dazu habe, aber wir stehen noch am Anfang und das Team weiß das auch. Kommendes Jahr möchte ich einige Rallyes gewinnen und überall in der Lage sein, zumindest um den Sieg mitzukämpfen – mit Ausnahme von Monte Carlo vielleicht.“

 

Erstmals bei der Monte am Start

 

Noch nie startete Östberg bei der „Königin der Rallyes“. In diesem Jahr war er als Eisspion für Henning Solberg unterwegs – seine einzige Monte-Erfahrung bislang. Im Januar werden Bruno Berglund und Mads’ Vater Morten Ösberg diese Rolle für ihn übernehmen. „Ich werde mich sehr stark auf ihre Empfehlungen verlassen. Und auch die Jungs bei M-Sport haben viel mehr Erfahrung mit der Monte als ich. Dort heißt mein einziges Ziel, ins Ziel zu kommen, um Erfahrungen zu sammeln, und möglichst ein paar Punkte mitzunehmen. Beim folgenden Lauf in Schweden sieht die Sache dann schon anders aus, denn dort bin ich hoffentlich in der Lage, um den Sieg zu fahren. Ich bin dort als Privatfahrer schon zweimal aufs Podium gekommen. Also müsste beim nächsten Mal noch etwas mehr drin sein …“

 

Am Mittwoch steuert Evgeny Novikov den Werks-Ford Fiesta RS WRC für seine Monte Carlo-Vorbereitung. Der Russe zählt zum Kreis der möglichen Teamkollegen von Mads Östberg für 2013, doch offiziell bestätigt ist diese Personalie noch nicht. Wegen der beschriebenen technischen Probleme am Montag erhält Östberg am Freitag einen zusätzlichen Testtag, am Samstag steigt dann Juho Hänninen in den Fiesta.

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