Mit einer souveränen Vorstellung gewinnt Thierry Neuville zum ersten Mal die Rallye Portugal und übernimmt die Führung in der Weltmeisterschaft. Weil sein Titelkonkurrent Sebastien Ogier punktlos abreisen muss, liegt der Belgier nun sogar mit 19 Zählern in Führung. Es könnte die erhoffte Trendwende für Hyundai und Neuville sein.
Doch der Weg war steinig. Im wörtlichen Sinne. Die diesjährige Rallye Portugal entpuppte sich als würdiger Nachfolger der legendären Akropolis-Rallye, die mit ihren materialmordenden Pisten regelmäßig zu einem reinen Überlebenskampf mutierte. Neuville und Beifahrer Nicols Gilsoul kamen mit den Gegebenheiten am besten zurecht und hatten sich am Freitagabend die Spitze erkämpft. Während die Konkurrenten reihenweise strauchelten und etliche Reifenschäden verzeichneten, gaben die beiden diese Positionbis ins Ziel nicht mehr her und holten sich auf der abschließenden Power-Stage mit der zweitbesten Zeit sogar noch vier Extra-Punkte.
„Wir sind diese Rallye clever angegangen und haben angegriffen als wir konnten und das Tempo kontrolliert, als wir es mussten“, meinte Neuville. „Auf das hier Erreichte können wir stolz sein. Unter unseren Mechanikern sind viele Portugiesen, ich denke die Party heute Abend wird ordentlich abgehen.“
Nach dem frühen Ausrutscher von Ogier erhöhte sich der Druck auf die M-Sport-Junioren Elfyn Evans und Teemu Suninen, doch beide lieferten ebenfalls eine starke Leistung ab und konnten den zweiten und dritten Rang nach Hause fahren. Für Suninen ist es das erste WM-Podium seiner Karriere und es war hart umkämpft, denn der Finne musste sich gegen den immer stärker werdenden Esapekka Lappi (Toyota) zur Wehr setzen, der sich die Bestzeit auf der Power-Stage sicherte. „Ich habe alles gegeben, aber Teemu verdient den Platz. Glückwunsch an ihn“, zeigte sich Lappi als fairer Verlierer.
Strafe für Sordo
Dani Sordo (Hyundai) büßte durch eine nachträglich ausgesprochene Zeitstrafe seine Chancen auf den dritten Platz ein. Am Freitagabend hatte der Spanier auf dem Zuschauerrundkurs in Porto zwei Strohballen verschoben und bekam deshalb am Sonntagmorgen zehn Strafsekunden aufgebrummt. Auch sein Teamkollege Andreas Mikkelsen erlebte einige Tiefschläge. Am Freitag bremsten ihn eine defekte Servolenkung und sinkender Öldruck ein. Damit er überhaupt das Ziel erreicht und Herstellerpunkte holt, drehte Hyundai aus Sicherheitsgründen bis zum Finale die Leistung des Motors zurück. Mikkelsen quälte sich durch die restlichen Prüfungen und landete weit hinter den Top-10. „Das war sicher nicht das Wochenende, das wir uns erhofft hatten“, sagte Mikkelsen.
In der WRC2 kann sich Skoda-Werkspilot Pontus Tidemand gegen seinen Markenkollegen Lukas Pieniazek durchsetzen. Stephane Lefebvre wird bei der Schotterpremiere des Citroën C3 R5 Dritter. Die Junior-Wertung wurde zur Beute des Schweden Denis Radström. Julius Tannert fiel bereits am ersten Tag durch einen Aufhängungsschaden weit zurück. Am Samstag konnte er eine Bestzeit holen, doch dann brach die Antriebswelle seines Ford Fiesta R2.
Überschattet wurde die Rallye Portugal von einigen heftigen Abflügen. Hayden Paddon (Hyundai) hatte gerade die Führung in der Gesamtwertung übernommen, da rutschte er in einen Graben und schlug mit voller Wucht gegen ein Betonrohr. Der Neuseeländer musste die Nacht im Krankenhaus verbringen und anschließend vorzeitig die Heimreise antreten.
Auch der Unfall von Kris Meeke sah furchterregend aus. Nachdem der Citroën-Pilot in einer Linkskurve das Heck verloren hatte, schlug er mit voller Wucht in den Wald ein. Das Auto wurde dabei schwer beschädigt, doch Meeke und Beifahrer Paul Nagle kamen mit dem Schrecken davon. Ott Tänak blieb zwar auf der Strecke, traf aber auf der zweiten Prüfung einen Stein und beschädigte den Kühler seines Toyotas. Der Este war das erste prominente Opfer dieser denkwürdigen Rallye Portugal.
In drei Wochen geht es in der Weltmeisterschaft weiter. Auf Sardinien (7. bis 10. Juni) erwarten die Fahrer ähnlich harte Pisten wie an diesem Wochenende.
Ergebnis Rallye Portugal 2018
1. | Neuville / Gilsoul | Hyundai i20 Coupe WRC | 3:49:46.6 |
2. | Evans / Barritt | Ford Fiesta WRC | +0:40.0 |
3. | Suninen / Markkula | Ford Fiesta WRC | +0:47.3 |
4. | Lappi / Ferm | Toyota Yaris WRC | +0:54.7 |
5. | Sordo / Del Barrio | Hyundai i20 Coupe WRC | +1:00.9 |
6. | Östberg / Eriksen | Citroën C3 WRC | +3:33.5 |
7. | Breen / Martin | Citroën C3 WRC | +5:23.0 |
8. | Tidemand / Andersson | Škoda Fabia R5 | +14:10.8 |
9. | Pieniazek / Mazur | Škoda Fabia R5 | +16:17.3 |
10. | Lefebvre / Moreau | Citroën C3 R5 | +16:34.3 |
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WM-Stand
1. | Neuville Thierry | 119 | 1. | Hyundai Shell Mobis WRT | 175 |
2. | Ogier Sébastien | 100 | 2. | M-Sport Ford WRT | 162 |
3. | Tänak Ott | 72 | 3. | Toyota Gazoo Racing WRT | 140 |
4. | Sordo Dani | 58 | 4. | Citroën Total Abu Dhabi WRT | 111 |
5. | Lappi Esapekka | 57 | |||
6. | Mikkelsen Andreas | 54 |