Übergangsjahr geplant

Neue WRC-Regeln ab 2010

Ende 2009 wird die FIA das Reglement für World Rally Cars umkrempeln und nach einem neuen Übergangsjahr die alten Fahrzeuge endgültig zu Grabe tragen.

<strong>ABLÖSUNG:</strong> Ab 2010 sollen WRCs auf Basis von S2000 oder Gruppe-N entstehen

Zwar gilt laut FIA-Statuten noch bis Ende 2011 Regelstabilität, Morris Chandler, Vorsitzender der Rallye-Kommission des Weltverbandes, hätte mit einigen Mitstreitern gern schon vorher Tatsachen geschaffen.

 

Ab 2009 sollte ein neues Regelwerk in Kraft treten, das nach der Aussage seiner Fürsprecher deutlich geringere Kosten und zählbar mehr Werksteams bringen soll. Doch um eine neue Fahrzeuggruppe zu kreieren, hätten spätestens im vergangenen Oktober die ersten Rahmenbedingungen verabschiedet werden müssen.

 

Nun will man mit einem Trick die notwendigen Reglementänderungen wenigstens ein Jahr früher durchsetzen. Wie das World Motor Sport Council der FIA jetzt bestätigte, wird in der Saison 2010 mit alten und neuen Fahrzeugtypen nebeneinander um Siege gekämpft. Ab 2011 sind dann nur noch neue World Rally Cars, die auf Basis der Gruppe-N oder Super2000 entstehen, zugelassen. FIA-Technik-Guru Jacques Berger will zur Egalisierung der beiden Gruppen die Leistung und vor allem das Drehmoment der WRC mittels eines Standard-Turbo und einer Ladedruck-Kontrolle einbremsen: „Die Ingenieure jammern zwar, aber die jammern immer. Im Moment benutzt sowieso jeder einen Garrett-Lader.“

 

Bei den derzeit in der Weltmeisterschaft vertretenen Herstellern treffen die geplanten Änderungen am WRC-Reglement auf geteilte Meinung. „Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagt Malcolm Wilson. Der Ford-Teamchef ist freier Unternehmer und lebt vom Einsetzen und Verkauf  von World Rally Cars. „Wenn im nächsten Jahr ein anderes Reglement beschlossen würde, wären jedes meiner 500.000 Pfund teuren Autos plötzlich nur noch 150.000 wert“, klagt er.

 

In ähnliche Hörner stoßen die Kollegen der anderen Werksteams. Citroën hat gerade für 2007 erst ein neues WRC entwickelt. Das aktuelle Rallye-Programm läuft bis Ende 2009. Subaru arbeitet zurzeit am neuen Impreza WRC, auch dort hat man wenig Lust, ein Jahr später schon den nächsten Stein ins Rollen zu bringen. Teamchef Paul Howarth ist ohnehin kein Freund eines neuen Regelwerks. Er hält auch die Vermutung, die Super 2000-Autos seien mindestens um die Hälfte billiger als ein WRC, für ein Märchen. „Egal, welche Regeln du beschließt, es gibt immer einen Hersteller, der bereit ist, einen Haufen Geld auszugeben“, sagt Howarth.

 

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Bei der FIA ist man ebenso wie bei unterfinanzierten Neulingen wie Suzuki der Meinung, die WRC-Autos mit ihrer aufwändigen Motorsteuerung und dem noch aufwändigeren Allradantrieb seien zu teuer und relativ einfach durch ein Kitcar-Reglement zu ersetzen. Ausgeguckt hat man sich die Super 2000-Autos, die vor drei Jahren lediglich für regionale und nationale Meisterschaften vorgesehen waren.

 

Unter dem Arbeitstitel „Super 2000 Plus“ schwebt Berger ein aktuelles Auto mit Zweiliter-Saugmotor und Standard-Allradantrieb vor, das für die Weltmeisterschaft zur Anhebung des Drehmoments zusätzlich mit einem kleinen Turbolader versehen werden soll. Die Leistung könnte bei etwa 300 PS liegen. Angeblich steht Fiat schon Gewehr bei Fuß. Die Italiener sollen im August bei einer Sitzung von FIA, Vermarktern, Veranstaltern und Herstellern in Frankfurt bereits reges Interesse bekundet haben. Zudem gefällt der Sporthoheit die Idee, Mitsubishi mit einem aufgerüsteten Gruppe N-Auto wieder in die WM zu locken. „Mit größerem Restriktor, einem anderen Antrieb und einem Fahrwerk mit mehr Freiheiten sollte sich das bewerkstelligen lassen“, sagt Berger. Mitsubishi-Sportchef Isao Torii verkündete unlängst, unter diesen Umständen wolle man zurückkehren.

 

Dass die aufgeladenen Super 2000 tatsächlich neue Kundschaft in die WM locken, bezweifelt ohnehin mancher. „Schau dir doch Fiat an. Die könnten doch mit ihrem Punto in der Produktionswagen-WM schon dieses Jahr fahren. Man sieht aber allenfalls mal sporadisch ein Auto“, sagt Subaru-Teamchef Howarth. Gegen die neue Kategorie gibt es zudem Zweifel bezüglich der Sicherheit. Nicht umsonst pocht gerade die FIA auf einer Mindestlänge von vier Metern bei den WRC, weil Rallye-Flöhe wie der frühere Peugeot 206 ihren Insassen bei schweren Unfällen einfach deutlich weniger Raum lassen.

 

Im März 2008 will die FIA weitere Details zum künftigen Reglement bekannt geben. In Paris kündigte man aber bereits an, dass man den Technikern genügend Spielraum lasse, dass die neuen WRCs auch in Zukunft spektakulär anzusehen sind.

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