RALLYE DEUTSCHLAND

Nachtschicht bei Hyundai

Knapp 18 Stunden am Stück haben die Mechaniker am Hyundai i20 #7 gearbeitet, damit Thierry Neuville nach dem Abflug im Shakedown überhaupt ein Auto hatte. Für diese Meisterleistung zollten die Volkswagen-Mechaniker ihren Kollegen Respekt – als Neuville das Auto startete, gab es Applaus.

<STRONG>MEISTERLEISTUNG:</STRONG> Nach einer Nachtschicht stellten die Mechaniker Thierry Neuville rechtzeitig für den Start einen vollständig reparierten i20 WRC hin.

Der WM-Lauf in Deutschland besitzt für Thierry Neuville besondere Bedeutung, denn der deutschsprachige Belgier ist weniger als 100 Kilometer vom Trierer Rallye-Zentrum entfernt aufgewachsen. Leider ging der Auftakt gründlich schief: Im Shakedown überschlug sich der Hyundai-Pilot mehrfach. Seine Mechaniker aber stellten ihm rechtzeitig für den Start einen vollständig reparierten i20 WRC hin.

Im Ziel der ersten Wertungsprüfung waren Neuvilles erste Worte ein ausgiebiger Dank ans Team. Hätte seine Mechaniker-Truppe nicht pausenlos geschraubt, wäre sein Traum von einer starken „Heimrallye“ schon vor dem Start zu Ende gewesen. Nach den sechs furchterregenden Seitwärtsrollen seines i20 WRC hatten viele Beobachter Neuville schon in der Zuschauerrolle gesehen.

Die schnellen, kurvenreichen Prüfungen der Rallye Deutschland verlangen nach millimetergenauer Präzision. Videos vom Abflug des Belgiers belegen, dass er einen Hauch zu früh einlenkte. Sein Hyundai touchierte einen Randstein an der Innenseite, rutschte nach außen und überschlug sich mehrfach quer durch die dicht an dicht stehenden Weinreben. Die seitlichen Bergabrollen rissen sogar die Beifahrertür ab.

Zum Glück fand der Shakedown in der Nähe von Trier statt, sodass Neuvilles Team das Wrack schnell in den Service-Park holen konnte. Aber wie schwer war der i20 WRC beschädigt? Bei der diesjährigen Rallye Finnland waren zwei Fahrzeuge - auch Neuvilles Auto - von den FIA-Stewarts ausgeschlossen worden, weil nach Unfällen ihr Sicherheitskäfig eingedrückt war. Folglich schauten sich die Kommissare den ondulierten Hyundai genau an.

Glück im Unglück: Nur ein kleiner Abschnitt des Käfigs war in Mitleidenschaft gezogen. Und da Hyundai diese Komponente selber herstellt, durfte die Mannschaft die betroffenen 20 Zentimeter Stahlgerüst selbst an Ort und Stelle heraustrennen und neu einschweißen. Danach stand fest: Falls sich der Rest des Autos rechtzeitig neu aufbauen ließe, stünde Neuvilles Start nahe der Heimat nichts im Wege.

„Die Reparatur begann Donnerstag gegen 14 Uhr“, berichtet ein Teamsprecher. „Wir haben praktisch alles ausgetauscht – sämtliche Karosserieteile, selbst das Dach wurde ausgesägt und ersetzt. Nur den Motor haben wir nicht gewechselt. Die Mechaniker haben an unserer Nummer 7 die ganze Nacht gearbeitet, anfangs noch mit Unterstützung des Teams für Auto Nummer 8. Damit sie nicht ganz ohne Schlaf durchhalten müssen, wurden sie heute früh durch die Kollegen von der Nummer 20 abgelöst. Außerdem haben wir einen Spezialisten aus unserer Teambasis im 220 Kilometer entfernten Alzenau geholt, der das Auto in- und auswendig kennt.“

„Wichtig war uns, keine Hektik reinzubringen. Lieber wollten wir uns die nötige Zeit nehmen und es ordentlich machen. Das Ergebnis ist ein praktisch neues Auto, das wir heute Morgen um 7.30 Uhr fertiggestellt haben. Einige der Volkswagen-Mechaniker kamen rüber, um die letzten Arbeitsschritte zu verfolgen. Sie haben spontan applaudiert, als Thierry das Auto startete, um einen kleinen Systemcheck rund um den Service-Park zu fahren. Das fanden wir sehr nett.“

„Als bei den Überschlägen die Beifahrertür abriss, flogen auch die Shakedown-Stempelkarte und das iPhone von Nicolas Gilsoul heraus. Ich glaube, die Karte ist verschollen. Das Handy haben wir den ganzen Nachmittag gesucht und sogar per Twitter die Fans gebeten, danach zu schauen. Keiner konnte es entdecken. Doch als abends jemand in den Weinberg stieg und es anwählte, entdeckte er durch die Weinblätter das leuchtende Display. Ende gut, alles gut!“

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