Rallye News

Michelin-Teams freuen sich auf den walisischen Walzer

Die Rallye Großbritannien stellt auch in diesem Jahr die traditionelle Abschlussveranstaltung der Rallye-Weltmeisterschaft dar. Nach einem anstrengenden Jahr mit bislang 13 WM-Läufen stellt das Drift-Spektakel durch die walisischen Wälder nördlich von Cardiff eine Art Belohnung für Teams und Piloten dar.

Marcus Grönholm will seinen sechsten Saisonsieg feiern.

Neben dem anspruchsvollen Charakter ? den die Lenkrad-Artisten sehr zu schätzen wissen ? verwöhnt die Rallye ihre Teilnehmer besonders mit einer nahezu einzigartigen Stimmung: Bis zu zwei Millionen Fans vor Ort feuern trotz widriger Witterungsverhältnisse ihre Favoriten frenetisch an. Marcus Grönholm dürfte diese Kulisse besonders genießen: Der bereits als Weltmeister feststehende Michelin-Pilot kann nahezu ohne taktische Zwänge einzig und allein versuchen, seinen sechsten Saisonsieg einzufahren ? und damit den bisherigen Rekord von Didier Auriol einzustellen.

 

Eigentlich sind die britischen Inseln zu dieser Jahreszeit keine Reise wert. Die Piloten der Rallye-Weltmeisterschaft sehen das freilich etwas anders. ?Die Rallye Großbritannien ist eine schöne Veranstaltung?, freut sich beispielsweise Peugeot-Pilot Marcus Grönholm. ?Doch sie macht nur dann richtig Spaß, wenn nicht zu viel Regen und Nebel herrschen und die Sicht ordentlich ist.? Eben diese Zustände können Ende November in Wales allerdings durchaus die Tagesordnung bestimmen: Schneefall, Bodenfrost, Hagel, Nebel und Dauerregen erwiesen sich in den vergangenen Jahren als zuverlässige Begleiterscheinungen der Rallye Großbritannien. Entsprechend schlammig und rutschig präsentieren sich die geschwungenen Waldwege, auf denen sich die Gripverhältnisse zudem auf jedem Kilometer gravierend ändern können. Damit die Fahrer ihre World Rally Cars auch unter diesen Bedingungen möglichst zügig bewegen können, kommt den Reifen bei der ?RAC? eine große Bedeutung zu. Michelin-Pneus scheinen besonders ?reif für die Insel? zu sein: Im vergangenen Jahr rollten fünf der Top-Sechs auf Reifen aus Clermont-Ferrand.

 

Mit einer besonderen Zielsetzung geht Michelin-Partner Peugeot das Saisonfinale an: ?Wir wollen unseren neunten Doppelsieg der Saison feiern?, verkündet Corrado Provera, Direktor von Peugeot Sport. Zuletzt gelang den ?Löwen? dieses Kunsstück drei Mal in Folge. Noch ein gutes Zeichen: Im Vorjahr gewann Marcus Grönholm die Rallye Großbritannien vor seinem Teamkollegen Harri Rovanperä. Richard Burns siegte auf der Insel bereits drei Mal und belegte im vergangenen Jahr den dritten Rang. Der Engländer brennt zudem darauf, vor heimischen Publikum seinen ersten Sieg für Peugeot einzufahren. Einen weiteren Motivationschub erfährt die französische Mannschaft bei einem Blick auf die Meisterschaftstabelle: Sowohl Burns (34 Punkte) als auch Gilles Panizzi (31), der in einem privat eingesetzten 206 WRC an den Start geht, sowie Rovanperä (30) rechnen sich noch Chancen auf den Vizeweltmeister-Titel aus und wollen gemeinsam die beiden Ford-Mannen Colin McRae und Carlos Sainz in der Endabrechnung hinter sich lassen.

 

Die Meisterschaftsstände haben auch Skoda, Mitsubishi und Hyundai im Hinterkopf: Die drei Michelin-Partner belegen punktgleich die Ränge vier, fünf und sechs in der Markenwertung. Da nur die besten fünf Teams Stimmrecht in der Rallye-Kommission haben, in der die für den Sport wichtigen Entscheidungen getroffen werden, geht es zwischen diesen drei Mannschaften um entscheidende Punkte. Hyundai-Pilot Armin Schwarz gibt sich dabei zuversichtlich, gemeinsam mit seinen Teamkollegen Freddy Loix und Juha Kankkunen die wichtigen Zähler einfahren zu können. ?Die RAC war meine erste Rallye in der Weltmeisterschaft?, blickt der Franke zurück. ?Der Fahrer wird hier noch richtig gefordert, und die Erfahrung kann den entscheidenden Vorteil bringen.? Vor dem Hintergrund der schwierigen Streckenverhältnisse schreibt Schwarz den Reifen und dem Fahrwerk seines Accent WRC eine extrem wichtige Rolle zu: ?Normalerweise verwenden wir bei den rutschigen Verhältnissen eine etwas weichere Mischung. Die Prüfungen, die wir zwei Mal durchfahren, werden allerdings schnell rau und Steine liegen auf der Piste. Hier brauchen wir dann eine eher härtere Mischung. Wir müssen also die Michelin-Reifen mit Hinblick auf diese unterschiedlichen Bedingungen auswählen und unser Fahrwerk entsprechend abstimmen.?

 

Auch bei Skoda herrscht Optimismus vor: ?Mit Toni Gardemeister, Kenneth Eriksson und Roman Kresta verfügen wir über eine starke Fahrerbesetzung?, freut sich Teamchef Pavel Janeba. ?Der Octavia WRC wurde zudem bei den vergangenen Rallyes immer stärker und schneller. Ich denke, wir können diese Geschwindigkeit in der Entwicklung aufrechterhalten und entsprechend weiter zulegen.? Auch die Piloten geben sich zuversichtlich und hoch motiviert. ?Ich mag schlechtes Wetter?, freut sich beispielsweise Gardemeister. ?Bei Regen und Nebel bin ich immer in der Lage, anzugreifen.? Dem Schweden Eriksson reicht für seine Prognose ein Blick zurück: ?In der Vergangenheit hat Skoda in England immer gut ausgesehen. Warum sollte es in diesem Jahr anders sein? Außerdem mag ich die Veranstaltung.?

 

Unter diesen Vorzeichen scheint Mitsubishi über die schlechtesten Karten der drei Kontrahenten zu verfügen: Nur François Delecour ? der bereits zum siebten Mal bei der ?RAC? an den Start geht ? verfügt über Erfahrungen, wie sich ein World Rally Car auf den walisischen Waldwegen bewegen lässt. Jani Paasonen gibt sein Debüt auf der britischen Insel. ?Wir haben allerdings sehr viel getestet?, berichtet der Finne. ?Ich habe also eine ziemlich gute Vorstellung von dem, was mich erwartet.? Im dritten Lancer WRC debütiert der britische Super 1600-Champion Justin Dale, der den nach wie vor verletzten Alister McRae vertritt. Dale steuert zwar zum ersten Mal einen WRC-Boliden, verfügt dafür aber über ausgezeichnete Streckenkenntnisse.

 

Weniger das Sammeln von Punkten als vielmehr einen Erfahrungsgewinn formuliert Michelin-Partner Citroën als Ziel. Die Franzosen, die ab der nächsten Saison auch in der Marken-WM antreten, entschlossen sich relativ kurzfristig für einen Einsatz beim Saisonfinale. ?Es ist enorm wichtig, diese einzigartigen Bedingungen einmal ohne Druck, aber im Renntempo erleben zu können?, beschreibt Team-Direktor Guy Fréquelin die Gründe für diese Entscheidung. Mit Thomas Radström, Sebastien Loeb und Philippe Bugalski treten die ?Roten? entsprechend in voller Besetzung an.

 

Ohne Druck nehmen auch zwei Vertreter anderer Motorsport-Klassen die Rallye Großbritannien in Angriff: MotoGP-Weltmeister Valentino Rossi steuert einen vom italienischen Grifone-Team vorbereiteten Michelin-Peugeot 206 WRC, während der ehemalige Formel 1- und Champcar-Pilot Mark Blundell mit einem Michelin-bereiften MG ZR Super 1600 an den Start geht.

« zurück