WM 2015

Mexiko: Nicht ganz WM-konform

Beim Blick auf die Regularien der Rallye-Weltmeisterschaft 2015 fällt auf, dass die Rallye Mexiko gewisse FIA-Regeln nicht erfüllt.

Artikel 13 des sportlichen Reglements der FIA Rallye-Weltmeisterschaft beschreibt den exakten Ablauf jeder Veranstaltung. Die Rallye Mexiko belegt, wie freizügig die Organisatoren bisweilen die Regularien auslegen, wie Best-of-Rallylive herausfand.

Im Detail geht es in besagtem Artikel um jene Merkmale, die ein WM-Lauf erfüllen muss. So legt zum Beispiel Paragraph 13.1.1 fest, dass „eine Rallye aus einem Mix mehrerer Streckenbeläge bestehen darf. Zwischen zwei nächtlichen Regroupings bzw. zwischen zwei mindestens 45-minütigen Services darf der Fahrbahnbelag jedoch nicht variieren.“ Doch auf der Freitagsetappe der Rallye Mexiko stand mit der Superspecial in León (WP 6) eine Asphaltprüfung auf dem Programm, die direkt im Anschluss an drei Schotter-WP folgte. 

Der erwähnte FIA-Paragraf schreibt weiter vor, dass der Fahrbahnbelag innerhalb einer Wertungsprüfung nicht wechseln darf. Allerdings dürfen Veranstalter bei der FIA einen Antrag stellen, um von dieser Regel befreit zu werden. Bei der Rallye Mexiko bestand die Superspecial im Autodromo in Guanajuato (WP 2 und 10) zu 80 Prozent aus Schotter und zu 20 Prozent aus Asphalt. Wohlgemerkt: Bei den Asphaltpassagen handelt es sich nicht bloß um kurze Verbindungsstücke zwischen zwei Schotterabschnitten.

Artikel 13.1.2 der FIA-Regularien schreibt vor, dass „zwischen zwei Services oder Reifen-Wechselzonen maximal 80 Wertungsprüfungskilometer liegen dürfen“. Auf der heutigen Samstagsetappe der Rallye Mexiko umfasst die erste Schleife von vier Prüfungen (WP 11 bis 14) insgesamt 82,79 Kilometer, bevor die Autos wieder in den Service-Park zurückkehren. Am Nachmittag stehen mit den WP 15 bis 18 sogar 86,02 Kilometer auf dem Programm. Das sind fast zehn Prozent mehr als vom Reglement vorgesehen. Und natürlich werden dadurch auch die Reifen stärker beansprucht.

Der gleiche Artikel legt zudem fest, dass während der Rallye „keine Wertungsprüfung und kein Teil einer Wertungsprüfung mehr als zwei Mal gefahren werden darf. Superspecials sind von dieser Regel ausgenommen.“ Und in Mexiko? Dort wird ein neun Kilometer langes Teilstück gleich für mehrere WP genutzt, nämlich im Rahmen von „Ibarrilla“ sowie von „Guanajuatito“. Darüber hinaus teilen sich „Otates“ und „Guanajuatito“ dieselbe 10,18 Kilometer lange Passage. Summa summarum werden an diesem Wochenende also 20 WP-Kilometer drei Mal gefahren.

Auch für den zeitlichen Ablauf schreibt das FIA-Reglement klare Regeln vor. Demnach müssen sich die Rallyes „über einen Zeitraum von 2,5 Tagen erstrecken“ (Artikel 13.2.2). Die Rallye Mexiko begann jedoch am Donnerstag um 17.15 Uhr Ortszeit und endet am Sonntag um 13.36 Uhr. Dies entspricht fast drei vollen Tagen.

Und weiter geht die Regelkunde: Artikel 13.2.3 spezifiziert, dass die einzelnen WM-Läufe „am Dienstag mit der offiziellen Startzeremonie ODER einer Superspecial beginnen müssen“. Und was machen die Mexikaner? Am Dienstag erlebten wir nicht nur die fantastische Starzeremonie, sondern auch ZWEI Superspecials.

Last but not least legt Artikel 13.3 fest, dass sich die Power Stages „über eine Distanz von zehn bis 15 Kilometer erstrecken“ müssen. Doch „El Brinco“, die 21. Prüfung der Rallye Mexiko, umfasste ursprünglich 8,25 Kilometer. Um in diesem Punkt die Anforderungen des Reglements zu erfüllen, verlängerten die Organisatoren die Power Stage auf 12,55 Kilometer.

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