Höhenritt in der WM

Mexiko: Die Luft wird dünn

Beim dritten Saisonlauf, der Rallye Mexiko vom 7. bis 10. März, erwartet die WM-Fahrer ganz spezielle Bedingungen. Mit Höhen bis knapp 2.700 Meter über Normalnull sind die Wertungsprüfungen die höchstgelegenen der gesamten Saison. Neuling Volkswagen stellte sich intensiv darauf ein.

<strong>BESONDERE HERAUSFORDERUNG:</strong> Die erste Mexiko-Prüfung findet im Tunnel statt, dann geht es aber steil bergauf

„Die ersten drei Rallyes der Saison sind allesamt etwas Besonderes. Nach der berüchtigten und unberechenbaren ,Monte‘ sowie den extrem kalten Temperaturen in Schweden geht es jetzt in die Hitzeschlacht auf über 2.000 Meter Höhe“, so Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito. „Die dünne Luft und die Temperaturen über 30 Grad stellen eine besondere Belastung dar - das gilt sowohl für Fahrer und Beifahrer als auch für die Technik. Zudem ist die Rallye Mexiko die erste Rallye der Saison auf Schotter – bisher sind wir mit dem Polo R WRC bei diesen Bedingungen noch nie im Wettbewerb angetreten. Und von daher sind wir natürlich besonders gespannt, wie wettbewerbsfähig der Polo in Mexiko ist.“  

 

Insgesamt legen die Piloten beim dritten Saisonlauf der FIA Rallye-Weltmeisterschaft 23 Wertungsprüfungen über 394,88 Kilometer zurück. Die spektakulärste Auftakt-Prüfung der Saison wartet am Donnerstagabend in Guanajuato auf die Teilnehmer. Der ehemalige Silberminenort zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist mit den zu Straßen umgebauten Bergwerksschächten Schauplatz einer der atemberaubendsten WPs im Rallye-WM-Kalender – der „Guanajuato Street Stage“. Fast 80.000 Zuschauer drängen sich in den Straßen und auf Hausdächern und feiern die vorbeidriftenden Rallye-Piloten mit einem Blitzlichtgewitter wie Popstars. Nicht zu verwechseln übrigens mit der 54,85 Kilometer langen Prüfung „Guanajuatito“, die eine der längsten und schwierigsten WPs der Rallye-WM ist und den Höhepunkt am Sonntag bildet.

 

Neben anderen Wertungsprüfungen mit klangvollen Namen – wie etwa die neu aufgenommene „El Chocolate“ – erwartet die Teilnehmer am Sonntag ein weiteres Highlight der „Mexiko“: Auf der 22. WP „Derramadero“ steht der beliebteste Zuschauerpunkt der Fans auf dem Programm. Ultraschnelle Serpentinen, eine Abfahrt um rund 200 Höhenmeter innerhalb von gerade einmal 2,5 Kilometern sowie die Sprungkuppe „El Brinco“ mit spektakulären Flugeinlagen der World Rally Cars sind die exquisiten Zutaten dieser Power Stage. Hier werden für die erst-, zweit- und drittplatzierten Teilnehmer zusätzliche WM-Zähler vergeben.

 

Die Luft wird dünn – technisch und sportlich

 

Eine der großen technologischen Herausforderungen bei der Rallye Mexiko ist die Anpassung der Motoren an Höhen rund um die 3.000-Meter-Marke. Wenn die Luft zum Atmen dünner wird, verlieren die 1,6-Liter-Turbokraftwerke zwischen 28 und 30 Prozent an Leistung. Die Volkswagen Ingenieure haben sich auf die Anforderungen der Hochebenen in der Sierra de Lobos und der Sierra de Guanajuato bestmöglich vorbereitet, um den Erfahrungsrückstand gegenüber der Konkurrenz zu verringern. Bereits 2012 testete Volkswagen in Mexiko den Polo R WRC. Eine technologische Schlüsselrolle kommt dem Turbolader zu. Weniger Sauerstoff und Luftdruck bedeuten neben dem Verlust von Leistung auch weniger Luftwiderstand für den Turbo. Damit steigt die Drehzahl in diesem Bauteil – nur ein technologisches Eingreifen verhindert die Überhitzung dieses Bauteils. Hier ist Erfahrung und Fleiß entscheidend: Neben Testfahrten bereitete sich Volkswagen mit Prüfstandsversuchen in der Klima-Höhenkammer des Konzerns auf die „Mexiko“ vor und entwickelte so ein Höhen-Kennfeld für diesen speziellen Einsatz. Im Blickpunkt dabei: den Leistungsverlust einerseits zu begrenzen, ohne andererseits die Standfestigkeit des Turboladers zu gefährden.

 

„Die Höhe bei der Rallye Mexiko betrifft kein Bauteil des Polo R WRC derart wie den Motor“, so Dr. Donatus Wichelhaus, Leiter Motorenentwicklung bei Volkswagen Motorsport. „Einerseits sinkt mit der Höhe der Luftdruck und damit der Sauerstoffgehalt der Luft, andererseits auch der Luftwiderstand im Turbolader, der damit höhere Drehzahlen erreicht als bei allen anderen Rallyes. Um seine Standfestigkeit weiterhin zu gewährleisten, gleichzeitig aber so wenig Leistung wie möglich zu verlieren, haben wir uns mit verschiedenen Simulationen auf die ‚Mexiko‘ vorbereitet. In den höchstgelegenen Abschnitten beträgt der Leistungsverlust etwa 28 bis 30 Prozent – verglichen mit der Rallye Schweden.“

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