Baja 1000

Meeke träumt von Trophy Truck und Dakar

Kris Meeke ist zwar noch nie bei der Rallye Mexiko gestartet, aber unbekannt ist ihm das Land von Sombrero und Tequila dennoch nicht. Im November 2012 nahm er mit einer Honda CRF 450 an der berühmten Baja 1000 teil. Eine Sache, die er unbedingt wiederholen will.

<strong>HART IM NEHMEN:</strong> Kris Meeke probierte sich bei der Baja 1000 aus

Vor zwei Jahren führte die Baja 1000 die Teilnehmer der größten nordamerikanischen Cross-Country-Rallye quer durch die mexikanische Wüste – von Ensenada bis nach La Paz am südlichsten Punkt der Halbinsel. Traditionell absolvierten die Rennfahrer die 1.800 Kilometer lange Route praktisch ohne Zwischenstopp.

 

„Ich habe bereits im Alter von zehn Jahren mit dem Enduro-Sport begonnen. Aber an einem richtigen Rennen hatte ich bis dato noch nie teilgenommen“, erzählt Kris Meeke im Gespräch mit BestofRallyLive. „Bei der Baja 1000 wollte ich schon immer an den Start gehen. Sie ist eines der härtesten Rennen der Welt.“

 

Als Prodrive dem Briten 2012 kein Cockpit anbieten konnte, entschloss sich Meeke kurzerhand dazu, seinen Lebenstraum zu verwirklichen. „Vor dem Start habe ich hart trainiert. Um mich an die sehr langen Distanzen zu gewöhnen, nahm ich zur Vorbereitung an dem ,Dawn-to-Dusk‘-Rennen in Wales teil. Ich hatte mir das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Baja in unter 35 Stunden zu absolvieren. Denn diese Rallye ist körperlich sehr anstrengend, vor allem die zweite Nacht hat es wirklich in sich.“

 

Außer Kris Meeke haben bislang nur sehr wenige Rallye-WM-Piloten an dem traditionsreichen Event teilgenommen. Der Schwede Eric Carlsson wurde 1969 Dritter und beendete die 1970er Ausgabe im Saab 96 V4 auf Rang fünf. Seit einigen Jahren zählt zudem Armin Schwarz in seinem BMW X6 zum festen Aufgebot des mexikanischen Cross-Country-Klassikers. Der Franke bestreitet außerdem die amerikanische SCORE-Meisteschaft. Seit jeher lockt die Baja auch berühmte Persönlichkeiten aus Film und Fernsehen an – darunter so prominente Schauspieler wie Paul Newman, Steve McQueen und Patrick Dempsey. Sie gingen allesamt in der Auto-Klasse an den Start.

 

Meeke hingegen entschied sich, das große Abenteuer auf zwei Rädern in Angriff zu nehmen. Sein Einsatzgerät: eine Honda CRF 450 X, die in den USA eigens für diese Rallye vorbereitet wurde. Er startete gemeinsam mit 35 Konkurrenten in der sogenannten „Sportsman Motorcycle“-Kategorie. Während sich die Teilnehmer in den übrigen Klassen zu Zweit oder gar zu Dritt ein Motorrad teilen dürfen, erlaubt das Reglement in dieser Kategorie lediglich eine „Ein-Mann-Show“. Kris Meeke schlüpfte somit in die Rolle des „Lonely Rider“.

 

Am Ende kam der Brite auf Rang 18 ins Ziel. Für die 1.800 Kilometer lange, höchst anspruchsvolle Strecke benötigte er 40 Stunden, 38 Minuten und 20 Sekunden. „Das war ein unvergessliches Erlebnis“, schwärmt Meeke noch heute. „In diesen rund zwei Tagen erlebst du alle nur erdenklichen Gemüts- und Körperzustände: von extremer Müdigkeit bis unbändiger Euphorie. Du bist komplett auf dich allein gestellt, daher musst du dir auch deine Verpflegungsrationen genau einteilen. Angehalten wird nur, um Reparaturen am Motorrad vorzunehmen. Ansonsten bist du non-stop unterwegs. Die Szenerie ähnelt in etwa der Gebirgslandschaft, die wir auch bei der Rallye Mexiko durchqueren.“

 

Und dann berichtet Kris Meeke von einer Begegnung der besonderen Art: „Mitten in der Nacht traf ich auf einem sehr sandigen Streckenabschnitt auf einen mexikanischen Quad-Piloten. Er hatte einfach auf der Piste angehalten, weil er auf seiner Maschine vor Erschöpfung schlichtweg eingeschlafen war. Ich gab ihm etwas Wasser, als ich plötzlich ein extrem helles, weißes Licht auf uns zurasen sah. Es war der erste der Trophy Trucks – jener hochgezüchteten Allrad-Prototypen. Er schoss geradewegs auf uns zu. Ich konnte den völlig ausgelaugten Kollegen gerade noch von seinem Renngerät zerren und ihn in Sicherheit bringen. Dann bretterte der Trophy Truck auch schon über das Quad. Der Fahrer hat davon überhaupt nichts mitbekommen ...“

 

Nach seinem erfolgreichen Einsatz auf zwei Rädern würde Kris Meeke die Baja 1000 gerne in einem dieser 800 PS-Monster bestreiten. Auch die Rallye Dakar hat es dem Briten angetan – allerdings stehen diese Abenteuer erst nach seiner WM-Karriere auf der To-Do-Liste. 

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