WM 2017

Malcolm Wilson in der Zwickmühle

Die Rallye Deutschland war bislang ein weißer Fleck in der Geschichte von M-Sport, seit Sonntag kann auch dieser Punkt abgehakt werden. Teamchef Malcolm Wilson surft auf einer Welle des Erfolgs, doch profitieren kann er davon bisher wenig. Das Team steht am möglicherweise am Scheidepunkt.

Damit hätte Malcolm Wilson selbst nicht gerechnet. Gegen Saisonende können seine beiden Werksfahrer um den Titel kämpfen und in der Herstellerwertung sind die Würfel zu Gunsten von M-Sport fast schon gefallen. Doch in die Hochstimmung mischt sich immer mehr der Frust über die fehlende Werksunterstützung ein. Egal wie erfolgreich M-Sport ist, alles deutet daraufhin, dass Ford weiterhin in Deckung bleibt.

Wilson kämpft seit einiger Zeit um den Status als offizielles Werksteam, denn nur so kann er Weltmeister Sebastien Ogier in den eigenen Reihen halten. Der Franzose will in den kommenden Wochen für Klarheit über seine Zukunft sorgen.

„Ich bin mir sicher, dass wir in Spanien mehr wissen werden“, sagte Ogier, der keinen Hehl daraus macht, dass er gerne bei Wilson bleiben möchte. „Es ist nicht leicht, jedes Jahr das Team zu wechseln. Ich brauchte zu Beginn der Saison etwas Zeit, um mich an das neue Team und das Auto zu gewöhnen. Wenn ich dort weitermachen könnte, was wir bisher erreicht haben, bin ich mir sicher, dass wir stark wären. Aber wir bräuchten auch etwas mehr Unterstützung, um dort hinzukommen, wo ich gern wäre.“

Ogier hat in Deutschland wieder die Führung in der Weltmeisterschaft übernommen, doch sein Teamkollege Ott Tänak konnte mit dem Sieg viele Punkte aufholen und ist neben Thierry Neuville (Hyundai) plötzlich auch ein Titelkandidat. „Drei Rallyes stehen noch aus, und der Abstand ist nicht zu groß. Also schauen wir mal, was passiert. Wir werden unser Bestes geben. Es wird ein spannendes Saisonende“, frohlockte Tänak, der auf die Frage, wer Weltmeister werden wird, trocken antwortet: „Ich denke ich!“

Ogier oder Tänak?

Auch für Wilson ist es eine neue Situation. Bereits in Deutschland wurde gemutmaßt, dass es zur Stallorder kommen würde. Doch noch kam das ungeliebte Mittel nicht zum Einsatz. „In der Vergangenheit waren wir schon öfter in dieser Position und haben dann am Ende verloren. Es stehen zwar nur noch drei Rallyes aus, aber wir werden alles versuchen, um uns beide Meisterschaften zu sichern“, meinte Wilson, der keinen seinen Fahrer benachteiligen möchte. Auch um sich ihre Dienste für 2018 zu sichern. „Die Ergebnisse zeigen, dass wir ein großartiges Fahreraufgebot haben. Ich würde liebend gerne all diese Jungs behalten. Ob es auch umsetzbar ist, weiß ich ehrlich nicht. Wenn es nur nach mir ginge, würde ich es definitiv tun.“

Trotz der Ungewissheit über die nächste Saison gönnte sich Wilson am Sonntagnachmittag einen kleinen Moment und genoss den ersten Sieg seines Teams in Deutschland. „Ich habe alles abgehakt. Jetzt kann ich in Rente gehen!“, scherzte der 61-jährige, wohlwissend, dass auf ihn die stressigsten Wochen des Jahres warten, denn bis zur Rallye Spanien (6. bis 8. Oktober) muss das Budget gesichert werden, um Ogier und Tänak zu halten.

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