Bestechung inklusive

Loriaux: Bilder gegen Burger

Um Hintergrundgeschichten wie die über den Allradantrieb der WRC zu realisieren, müssen wir zuweilen zu unorthodoxen Mitteln greifen.

<strong>BESTOCHEN:</strong> Christian Loriaux verriet die Geheimnisse des Ford-Allrads

Fords Technik-Guru Christian Loriaux stromerte schon vor der Rallye auffallend interessiert an einem abgeschlossenen Container im Service-Park entlang. Doch der Burger King hatte noch geschlossen. Zeitweilig konnte das Rallye-Magazin den Belgier von seiner Fleischeslust ablenken. Die kurzfristige Anfrage nach Computerzeichnungen des Ford-Allradantriebs hielt nicht nur Loriaux, sondern auch Pressesprecher Mark Wilford und die Heimatbasis in England auf Trab.

 

Als Wilford am Samstagmittag Vollzug melden konnte, musste die Redaktion feststellen, dass die Bilder nicht eindeutig selbsterklärend waren. Bei der Rückkehr zum Ford-Service hieß es noch kurz, pietätvoll abzuwarten, bis Loriaux seine beiden Autos wieder auf die Reise geschickt hatte, dann ging es steil nach vorn mit dem aufgeklappten Laptop im Anschlag.

 

„Was willst du denn schon wieder?“ mault der offensichtlich in Eile befindliche Loriaux. „Da habe ich dir schon auf den letzten Drücker die Zeichnungen besorgt und dir Stunden Rede und Antwort gestanden, und jetzt bist du schon wieder da. Das kostet dich aber mindestens mein Mittagessen beim Burgerking.“ Tja, wenn man den Gallier vom Wildschwein fern hält, wird er halt pampig.

 

Im Laufschritt erklärt Loriaux die Einzelheiten des von ihm entworfenen Antriebsstranges, um sich dann endlich voll und ganz der Speisekarte zu widmen. Dass er für die zugegeben deutlich blondere und attraktivere Kollegin vom finnischen Fernsehen dann doch plötzlich reichlich Zeit hat, wollen wir mal nicht allzu persönlich nehmen.

 

Mitten im Anflirt fällt der Blick des Ford-Ingenieurs wieder auf den Autor des Rallye-Magazins. „Du bist ja immer noch da“, schimpft er. „Aber nur, um dein Essen zu bezahlen“, wird zurückgebellt. Plötzlich erweichen sich die Züge bei Loriaux. „Nein, Blödsinn, das ist nicht nötig. War doch nur Spaß. Ich habe Nigel dabei, der zahlt für mich.“ Doch ein Deal ist ein Deal. Flugs dem Adjutanten des Technikchefs zehn Dinar zugesteckt, und das Weite gesucht.

 

Stunden später trifft man sich an der Nachmittags-Zeitkontrolle wieder. Schon von weitem ruft Loriaux: „He, du kriegst noch Geld zurück.“ „Lass mal, das passt schon.“ „Mensch, wenn ich jetzt regelmäßig Zeichnungen für Essen verkaufe, muss ich nicht mehr arbeiten“, sinniert Loriaux und fügt an: „Weißt du, Ihr seid echt welche von den Guten. Die anderen Journalisten versuchen immer nur, mich auszunutzen. Vielleicht darfst du mich nächstes Mal doch noch mal was fragen.“

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