Kritik aus FIA-Reihen

Loeb zu gammelig für die WM?

Eine delikate Email aus den Reihen der FIA-Offiziellen fand den Weg an die Öffentlichkeit. Darin wurde das Auftreten von Weltmeister Sebastien Loeb bemängelt.

<strong>UNGEPFLEGT:</strong> Der FIA passt der Auftritt von Loeb nicht

Ungepflegt und unpünktlich. Sebastien Loeb weiß, wie man sich den Zorn von Surinder Thatti, einem engen Vertrauten von FIA-Boss Max Mosley und Chef der CACMS zuzieht. In einem Schreiben an Rallye-Kommissionschef Morrie Chandler beklagte Thatti das öffentliche Auftreten von Loeb scharf.

 

"Ich habe mir gestern Nacht die Highlights der Rallye Mexiko angesehen und ich muss meine Meinung über das Auftreten von Sébastien Loeb bei 'WRC-TV' äußern", schrieb Thatti in eine Email, die nun von der französischen Zeitung 'Le Figaro' veröffentlicht wurde. "Er war unrasiert, sah gammelig aus und hatte ungekämmte Haare. Das geht nicht. Wenn die FIA ihm weltweite TV-Übertragung ermöglicht, ist er für Millionen Zuschauer und für viele Jugendliche ein Held und ein Vorbild. Dabei ist es mehr als falsch, so aufzutreten wie er es im Ziel der Rallye Mexiko getan hat, sein Beifahrer hat dagegen adrett und sauber ausgesehen. Ich weiß, dass persönliche Freiheiten bis zu einem gewissen Maß erlaubt sind, aber ich habe das Gefühl, dass das zu weit ging. Jemand sollte mit ihm, oder dem Team darüber sprechen."  

 

FINGERZEIG: Morrie Chandler ärgert sich nicht nur über den Bart von Loeb, sondern auch über dessen Unpünktlichkeit

Die Antwort von Chandler ließ nicht lange auf sich warten. "Ich habe genau das Gleiche gesehen. Es ist leider ein Problem, dass es nicht nur in unserem Sport gibt. Das passiert auch im Fußball, oder in anderen Männersportarten. Natürlich sind solche Typen eine Beleidigung für wahre Männer", wird Chandler deutlich und fügt noch einen weiteren Kritikpunkt hinzu, "Loeb hatte die Arroganz 90 Minuten zu spät zum Sieger-Dinner zu kommen. Meine einzige Lösung wäre, dass wir der ISC vorschlagen, dass sie nicht zu sehr betrachtet werden. Damit bekommen sie die Aufmerksamkeit, die dem Gewinner zusteht, aber keine Nahaufnahmen und weniger Sendezeit. Man kann sich dann auf die Piloten konzentrieren, die unseren Sport gut repräsentieren."

 

Prompt meldet sich auch Simon Long, Chef der ISC, zu Wort. "Es steht mir nicht zu, das Zuspätkommen von Fahrern zu kommentieren. Aber ich habe das Gefühl, dass Sebastiens Auftreten als lässiger und gut aussehender Typ dazu beigetragen hat, dass er nicht nur in Frankreich, sondern auf der ganzen Welt viele neue und junge Fans gewinnen konnte. Ich halte es für einen großen Fehler, wenn wir Sebastien, oder einen anderen Piloten, anweisen würden, nur noch frisch rasiert und gepflegt zu erscheinen. Die WRC ist rau und ehrlich. Das ist ein wesentlicher Bestandteil des Images dieses Sports, in dem Loeb eine sehr wichtige Rolle spielt."

 

Von diesen Worten ließ sich dann auch Chandler überzeugen. "Ihre Firma ist für die Übertragung und das wachsende Medieninteresse zuständig. Wenn ihre Erfahrung Ihnen sagt, dass sein Verhalten und sein Auftreten sich gut verkauft, dann soll es eben so sein", schrieb er an Long zurück.

 

Der Schriftverkehr fand bereits im März statt, gelangte aber erst jetzt an die Öffentlichkeit. Insider vermuten, dass durch den Abdruck der Emails, Thatti und Chandler in ein schlechtes Licht gerückt werden sollen. Thatti hat einen starken Einfluss in Afrika und Chandler eine gute Position, wenn es um die Vergabe zukünftiger WM-Prädikate in der WRC geht.

 

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