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Loeb-Show geht weiter

Die große Sebastién-Loeb-Show fand auch im Land der Gauchos ihre Fortsetzung. Mit dem Gewinn der Rallye Argentinien baut der Weltmeister einen einzigartigen Rekord weiter aus.

<strong>Auf dem Weg zum Titel:</strong> Loeb ist im Moment nicht zu bremsen

Der 31-Jährige gewann seine sechste WM-Rallye in Folge und verbesserte damit die Bestleistung seines Landsmannes Didier Auriol (Lancia-Michelin) von 1992 und hat ein Vorurteil wohl ein für allemal ins Reich der Fabeln verwiesen: Dass er, der amtierende Weltmeister, ein Asphalt-Spezialist sei. Sechs WM-Rallyes hat der sympathische Franzose mit dem schweren Gasfuß nun auf losem Untergrund in Folge gewonnen - so fährt man seinen Kritikern effektvoll in die Parade.

 

Die Methode, mit der Loeb immer und immer wieder seine Kontrahenten demütigt, wiederholt sich dabei fast nach einem identischen Schema. Als WM-Leader auf der Freitagsetappe als Erster auf den Prüfungen unterwegs, lässt es der ehemalige Kunstturner anfänglich etwas vorsichtiger angehen. Wie auf WP 3 der Rallye Argentinien, nach den zwei Show-Veranstaltungen des Vorabends der erste wirkliche Test für die Teilnehmer. Dann schlägt der Citroën-Pilot zu - und übernimmt die Führung. ?In diesem Jahr war es hier kein Nachteil, als Erster an den Start zu gehen?, berichtete Loeb im Etappenziel. ?Die beinahe winterlichen Bedingungen sorgten dafür, dass es für die ersten drei oder vier Autos auf der Strecke nahezu gleich war. Der ,Z BTO'-Schotterpneu von Michelin mit der Laufflächenmischung 8, den wir hier zum ersten Mal eingesetzt haben, erwies sich als geradezu perfekt. Petter Solberg hat hart attackiert. Ich aber auch...?

 

Drei der ersten vier ?echten? Wertungsprüfungen über eine Wettbewerbsdistanz von fast 80 Kilometern auf einem Satz Reifen gingen klar auf das Konto des Titelverteidigers, der sich damit um 8,3 Sekunden an seinen Subaru-fahrenden Konkurrenten vorbei an die Spitze setzen konnte. Dann, beim zweiten Durchgang über die vier verregneten WP der ersten Etappe, nutzte Loeb sein Können allein nicht - er musste sich auch auf sein Glück verlassen. ?Auf der siebten Wertungsprüfung wurden wir hinter einer Kurve von einem Stier überrascht, der mitten auf der Straße stand?, grinste der gelernte Elektriker später. Seine Reaktion war mehr als ein situativer Kurzschluss: ?Ich hatte gehofft, dass er davonlaufen würde?, rekapitulierte der Franzose. ?Offensichtlich dachte er jedoch nicht im Geringsten daran. Also musste ich in letzter Sekunde in den Graben ausweichen, konnte einen Zusammenprall aber nicht mehr vermeiden.?

 

Eine Kollision, die das allradgetriebene Xsara World Rally Car nicht spurenlos überstand: Der vordere linke Reifen wurde ebenso beschädigt wie die Karosserie vorne rechts. Kein Grund für Loeb, aufzustecken: Das ?Mousse?-System seines Michelin-Pneus funktionierte optimal, so dass der Franzose trotz des Zwischenfalls die Wertungsprüfung mit lediglich 3,9 Sekunden Rückstand auf Marcus Grönholm im Peugeot 307 CC WRC beendete und sich auf den folgenden drei Prüfungen erneut mit Bestzeiten revanchierte. Ergebnis: Im Etappenziel hatte der Xsara-Bändiger seinen Vorsprung auf Solberg bereits auf 31,3 Sekunden ausgebaut?

 

Der stark verregnete Samstag stand ganz im Zeichen von Marcus Grönholm - im Kampf mit Petter Solberg um Rang zwei. ?Die berühmten Prüfungen im ,Calamuchita Tal' sind enorm schnell und führen über viele Sprungkuppen, wie in Finnland - ganz klar das Territorium von Marcus?, erläuterte Sebastién Loeb, der seine Führung mit der Cleverness eines wirklich großen Champions erfolgreich verteidigen konnte, im Etappenziel. ?Er war bereits im vergangenen Jahr enorm schnell hier. Ich habe es auf der WP 11 etwas zu defensiv angehen lassen und auf der übernächsten Prüfung einen Dreher in einer Vierte-Gang-Kurve hingelegt, weil mich tiefe Spurrillen überraschten. Das hat bestimmt zehn Sekunden gekostet. Bis zur Ziellichtschranke konnte ich davon 2,6 Sekunden wieder aufholen, denn ich fuhr danach volle Attacke.? Resultat: Am Abend des zweiten Rallye-Tages hatte der amtierende Weltmeister seinen wichtigsten Widersacher im Kampf um die Titelverteidigung - Petter Solberg - bereits auf über eine Minute distanziert, während Grönholm um 26,6 Sekunden zurücklag.

 

Sich in Sicherheit zu wiegen, dafür fand es Loeb jedoch noch viel zu früh: ?Noch ist es nicht vorbei?, so der Rekord-am-Stück-Sieger. ?Der Sonntag weist noch drei sehr harte, steinige Prüfungen bei Höhenluft auf. Das wird noch überaus interessant?? Sprach's, und zeigte gleich auf der ersten Prüfung der winterlichen dritten Etappe, wo es langgeht. Mit der WP-Bestzeit Nummer neun stellte Loeb endgültig klar, dass er nicht im Traum daran denkt, sich den sechsten WM-Laufsieg am Stück noch durch die Lappen gehen zu lassen.

 

Der amtierende Champion stellt mit dem Sieg in Argentinien die Weichen in Richtung Titelverteidigung. Nach neun von 16 Saisonläufen behauptet Sebastién Loeb damit im Kampf um die Titelverteidigung einen Vorsprung von 27 Punkten auf Petter Solberg.

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