Neue Nummer-1?

Latvala will 2009 um Titel kämpfen

Spätestens mit seinem Auftritt beim WM-Finale hat Jari-Matti Latvala seinen Führungsanspruch im Ford-Team untermauert. Jetzt will er mehr.

<strong>KAMPFANSAGE:</strong> Jari-Matti Latvala will 2009 Sebastien Loeb den Titel streitig machen

Dass der Rallye-Elite ein besonders schwieriges Wochenende bevorstehen würde, daran ließ bereits die Freitags-Etappe keinen Zweifel aufkommen: Tiefer Frost hatte die feuchten Schotterpfade um heimtückische Eisplatten angereichert, insbesondere die ersten Starter mussten immer wieder mit gefährlich glatten Passagen rechnen. Aus Sicherheitsgründen sagte der Veranstalter daraufhin die erste und vierte Wertungsprüfung ab und verkürzte die übrigen vier.

 

Jari-Matti Latvala, mit 23 Jahren der Youngster im Ford-Werksteam, ließ sich von diesen Konditionen nicht beeindrucken: Auf der mit 18,28 Kilometern längsten WP „Myherin“ setzte er in beiden Durchgängen souverän die Bestzeit und übernahm damit die Führung vor Loeb, die er sich auch auf den beiden Zuschauerprüfungen am Abend nicht mehr streitig machen ließ. „Heftiger Regen, Schnee, Eis, Matsch und jede Menge Wasser – das war heute kein einfacher Tag für uns“, rapportierte der Finne im Etappenziel. „Zeitweise konnten wir gar nichts sehen, weil die Scheibenwischer mit der Arbeit nicht mehr nachkamen!“

 

Weniger erfreulich verlief der Auftakt für Mikko Hirvonen im zweiten Ford Focus WRC, dem die fünfte WP zum Verhängnis wurde: „Nach der Wasserdurchfahrt gegen Ende der Prüfung hat unser Auto stärker übersteuert als erwartet“, berichtete der 28-Jährige. „Wir touchierten eine Böschung und überschlugen uns. Leider durften uns die Zuschauer dort nicht helfen, den Wagen wieder auf die Räder zu stellen, darum verloren wir fast vier Minuten.“ Ergebnis: Platz 29 am Ende des ersten Tages.

 

Als Spitzenreiter kam Latvala am Samstag die zweifelhafte Ehre zu, als Erster auf die zum Teil immer noch vereisten Strecken zu gehen – eine Aufgabe, die das Nachwuchstalent mit Bravour meisterte. Obwohl die hinter ihm startenden Fahrer bessere Bedingungen vorfanden, verteidigte der Skandinavier mit zwei weiteren Bestzeiten die Führung erneut bis ins Etappenziel. Problematischer verlief seine Anfahrt zur Super Special Stage in der walisischen Hauptstadt Cardiff: Im Stop-and-Go des Feierabendverkehr drohte die Kupplung des hierfür nicht konzipierten Turbo-Allradlers zu überhitzen – woraufhin Latvala und Beifahrer Miika Anttila ihr Rallye-Fahrzeug kurzerhand die letzten 400 Meter bis zur Zeitkontrolle schoben. Mikko Hirvonen, ebenfalls schnell unterwegs, arbeitete sich vor dem letzten Tag bis auf den neunten Gesamtrang nach vorne.

 

Mit einem Vorsprung von 7,3 Sekunden starteten Latvala und Anttila in die Schlussrunde, standen aber im Visier von Loeb. Der Franzose verkürzte bis zu vierten und letzten Prüfung des Sonntags auf nur noch 2,2 Sekunden, um mit einer weiteren Bestzeit das Endresultat noch zu seinen Gunst zu drehen. „Ich konnte absolut nicht mehr zulegen“, räumte Latvala im Ziel ein. „Aber ich bin lieber Zweiter, als dass mein Auto von einem Kran aus dem Wald gehoben werden muss. Dies ist mein bisher bestes Ergebnis bei dieser Rallye, und das Duell mit Sébastien hat mir viel Selbstvertrauen gegeben, um im kommenden Jahr um den Titel zu kämpfen.“

 

„Jari-Matti hat enorme Nervenstärke gezeigt und seine Reife unter Beweis gestellt“, lobte Teamchef Malcolm Wilson. „Selbst unter dem Druck eines fünffachen Weltmeisters leistete er sich keinen Fehler. Mikko Hirvonens Aufholjagd führte ihn noch bis auf Rang acht nach vorne – damit hat er alle WM-Läufe einer für ihn fantastischen Rallye-Saison in den WM-Punkten beendet.“

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