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?koda Fabia WRC im Detail

Rallye-Magazin bringt Licht ins Dunkel und erklärt die wichtigsten Details des neuen ?koda Fabia WRC.

?koda Fabia WRC im Detail

Ein Highlight des diesjährigen Messestandes ist das neue RallyefahrzeugFabia WRC, mit dem das ?koda Motorsportteam künftig in der Rallye-Weltmeisterschaft antreten wird. In dem neuen Fahrzeug werden alle Erfahrungen gebündelt, die das Team im Laufe seiner vierjährigen Aktivitäten in der höchsten Kategorie des Rallyesports mit dem ?koda Octavia WRC sammeln konnte. Somit werden dem Fabia WRC die besten Voraussetzungen in die Wiege gelegt, um sich in dem starken Wettbewerbsumfeld zu behaupten.

 

[b]Fabia RS - die Basis für das neue World Rally Car[/b]

 

Die Bedingungen für die Homologation eines Rennfahrzeugs in der Kategorie World Rally Car (WRC) sind u.a. die Produktion von mindestens 25 000 Serienfahrzeugen der Ausgangs-Modellreihe mit einer Mindestlänge von 3750 mm und ferner die Produktion von mindestens 2500 Stück des Modells, von dem das Rennfahrzeug abgeleitet ist, mit einer Mindestlänge von 4000 mm und einem Radstand von mindestens 2440 mm. Diese Voraussetzungen werden mit dem ?koda Fabia RS erfüllt, der auch seine Weltpremiere beim Genfer Automobilsalon feiert. Ein vollwertiges World Rally Car entsteht dann aus dem Basis-Modell durch umfangreiche Modifikationen an praktisch allen Fahrzeugbaugruppen. Diese Änderungen sind in den FIA-Vorschriften genau spezifiziert und für alle Automobilhersteller bindend.

 

[b]Karosserie mit Änderungen [/b]

 

Bei der Konstruktion der Karosserie des Fabia WRC wurde die größte Aufmerksamkeit auf die Erreichung einer hohen Karosseriesteifigkeit gelegt, die wesentlich die Eigenschaften eines Rennfahrzeugs beeinflusst. Die Torsionssteifigkeit der WRC-Karosserie konnte durch den Einbau eines aufwändig berechneten Cockpit-Sicherheitsrahmen um ein vielfaches gegenüber dem vergleichbaren Serienfahrzeug erhöht werden. Das ist eine Grundvoraussetzung, um das Fahrzeug exakt steuern zu können und um der harten Fahrzeug Beanspruchung im Rallye Einsatz begegnen zu können.

 

Die selbsttragende Karosserie des ?koda Fabia WRC sowie die Oberflächenteile gehen von dem Fabia RS aus, die jedoch wegen der größeren Spurbreite und der breiteren Reifen bis zu der maximal genehmigten Fahrzeugbreite von 1770 mm angepasst wurden. Der Unterboden ist für den Einbau eines Allradantriebstrangs modifiziert. Der mächtige Mitteltunnel ist in den maximal genehmigten Maßen ausgeführt und nimmt nicht nur die Kardanwelle, sondern auch das voluminöse wärmeabgeschirmte Auspuffrohr auf. Die Kraftstofftanks sind in demselben Bereich wie bei dem Serienfahrzeug untergebracht, wegen der Reichweite wurde das Volumen mit 90 Litern im Vergleich zu Fabia RS verdoppelt.

 

Alle aerodynamischen Elemente wie z.B. der vordere Stoßfänger oder der Heckspoiler weisen deutlich erkennbare Änderungen gegenüber dem Fabia RS auf. Die Formen wurden ausschließlich der Funktion untergeordnet und sind das Ergebnis einer wochenlangen Optimierung im Windkanal. Beide Stoßfänger sind aus einem extrem leichten Material ausgeführt und an die größere Fahrzeugbreite angepasst. Die Größe und Form der Lufteinlassöffnungen im vorderen Stoßfänger sowie die Entlüftung des Motorraums wurden im Klimawindkanal optimiert. Dabei werden die härtesten klimatischen Bedingungen einer Rallye simuliert.

 

Äußerlich offenbaren die Windschutz- und Heckscheibe sowie alle Seitenscheiben keine Modifikationen gegenüber dem Serienfahrzeug. Sie sind jedoch gewichtsoptimiert und in der Front und den vorderen Türen elektrisch beheizt. Diese Komfortausstattung ist bei einem Rallye-Fahrzeug ein unverzichtbares Sicherheitsmerkmal, um die Sicht des Fahrers bei allen klimatischen Bedingungen sicherzustellen.

 

[b]Motor[/b]

 

Der ?koda Fabia WRC wird durch eine neue Entwicklungsstufe des im Octavia WRC bewährten Aggregats angetrieben. Wie bei allen Fahrzeugen nach der WRC-Spezifikation handelt es sich um einen turboaufgeladenen Vierzylinder-Motor mit einem auf 2000 cm3 limitierten Hubraum. Das ?koda-WRC-Aggregat basiert auf dem im Volkswagen-Konzern bekannten 1,8 Liter Turbo-5V-Motor. Die Leistung der WRC-Motoren aller in der Rallye-WM beteiligten Automobilhersteller liegt bei ca. 221 kW (300 PS). Diese Leistungsgleichheit wird durch den vorgeschriebenen "Restriktor" sichergestellt, eine Blende mit dem Durchmesser von 34 mm, die vor dem Turbolader montiert werden muss und so die angesaugte Luftmenge limitiert. Durch Einschränkung der maximalen Leistung und des Drehmoments gilt es das verfügbare Drehmoment in einem breiten Drehzahlbereich anzubieten. Damit gewinnt das Fahrzeug eine wettbewerbsüberlegene Fahrdynamik.

 

Ein wichtiges Element ist dabei die Eliminierung des bei Turbomotoren bekannten sogenannten "Turbolochs". Gemeint ist damit die Verkürzung der Reaktionszeit des Motors auf das Durchtreten des Gaspedals. Dies wird unter anderem durch das Anti Lag System (ALS) erreicht. Es erhält die Arbeitsumdrehungen des Turboladers durch Nachbrennen von nicht gezündetem Kraftstoff im Abgaskrümmer aufrecht, auch wenn der Fahrer "den Fuß vom Gas nimmt".

 

Dieser äußerst komplizierte Vorgang wird durch das Motorsteuergerät in Abhängigkeit von vielen Parametern wie z.B. Motor- und Turboladerdrehzahl, Temperatur, Zündzeitpunkt, Einspritzmenge, Ladedruck, Drosselklappenstellung etc. gesteuert. Das elektronische Motor-Management muss im Sporteinsatz also eine Reihe von Aufgaben übernehmen, die über den Einsatz in Serienfahrzeugen hinausgehen.

 

Andere aus der Serie bekannte Funktionen müssen wiederum für den Renneinsatz angepasst werden. So wertet z.B. eine speziell für Rennmotoren entwickelte Klopfregelung parallel die Verbrennung aus und gibt dem Motorsteuergerät erforderliche Informationen, mit denen er in die Lage versetzt wird, den Motor permanent an der Leistungsgrenze zu betreiben, ohne ihn zu schädigen.

 

Alle diese komplizierten Vorgänge finden innerhalb von Millisekunden statt.

 

Um die maximale Leistung des Motors auch bei extremen klimatischen Bedingungen halten zu können, wird der Ladeluftkühler mit Wasser besprüht. Durch das Verdampfen des Wassers an der Oberfläche des Kühlers wird die Temperatur der in den Motor geführten Luft nochmals abgesenkt, wodurch die Motorhöchstleistung erhalten bleibt. Für diesen Zweck ist im Fahrzeug ein Tank mit 20 Liter Wasser untergebracht.

 

Die durch eine Computer-Simulation entworfene und am Motorenprüfstand optimierte Abgasanlage trägt auch zur Erreichung eines optimalen Leistungs- und Drehmomentverlaufs bei. Entsprechend den FIA-Vorschriften werden die Rennfahrzeuge ?koda Fabia WRC mit speziellen Sport-Katalysatoren ausgestattet, die den Motoren selbst bei der Erfüllung der strengen Abgasnormen unveränderte Leistungsparameter gewähren.

 

[b]Getriebe und Allradantrieb mit drei aktiven Differenzialen[/b]

 

An das spezielle Renn-Sechsganggetriebe knüpft das Allradantriebssystem an. Das Zwischenachs- sowie das vordere Differential sind im Getriebegehäuse untergebracht und werden, wie auch das Hinterachs-Differential, aktiv elektronisch gesteuert. Die Steuerung des gesamten Allradsystems erfolgt durch ein eigenes elektronisches Steuergerät in Abhängigkeit von dem Lenkeinschlagwinkel, der Fahrzeuggeschwindigkeit, der Drehzahl einzelner Räder, dem Druck im Bremssystem, der Drosselklappenstellung etc. Die erforderliche Kommunikation mit dem Motormanagement wird wie in Serienfahrzeugen über CAN-Bus sichergestellt. Alle Funktionsdaten der Steuerung des Allradantriebs werden während der Sonderprüfungen aufgezeichnet und in der Servicepause ausgewertet. Anhand der Auswertung können eventuelle Mängel bzw. Fehler beseitigt oder Systemanpassungen aufgrund veränderter Streckenverhältnisse vorgenommen werden.

 

Das Renngetriebe ist mit einer halbautomatischen Schaltung ausgerüstet, die durch Tasten am Lenkrad bedient wird. Die Halbautomatik ermöglicht den Gangwechsel mit minimaler Zugkraftunterbrechung und somit auch mit einem minimalen Zeitverlust. Die Koordination des gesamten Schaltvorgangs wird durch ein eigenes elektronisches Steuergerät übernommen, das wiederum mit dem Motormanagement über ein CAN-Bus kommuniziert. Die Zuverlässigkeit hat bei Fabia WRC eine große Bedeutung. So bleibt im Fahrzeug auch eine konventionelle manuelle Schaltung erhalten, mit dem im Falle des Ausfalls der halbautomatischen sequentiellen Schaltung der Gangwechsel manuell durchgeführt werden kann.

 

In der Nähe des Schalthebels befindet sich der Handbremshebel, der durch seine Länge, die Platzierung möglichst nah der Fahrerhand und den Aktivierungsweg der Bremse von der Serienausführung deutlich abweicht. Der Unterschied in der Funktion der Handbremse ist noch markanter. Neben der Auslösung der Bremswirkung auf den Hinterrädern wird bei der Betätigung des Handbremshebels nämlich auch das Hydrauliksystem der Allradantriebssteuerung aktiviert und der Antrieb zwischen den Achsen durch das Zwischendifferential entkoppelt. Dadurch wird eine gezielte Instabilität des Fahrzeughecks hervorgerufen, die z.B. für das schnelle Durchfahren von Spitzkehren genutzt wird.

 

[b]Fahrwerk für alle Fälle[/b]

 

Das Fahrwerk wurde für den Renneinsatz entsprechend verstärkt. Beide Achsen sind in Hilfsrahmen gelagert und als unabhängige Radaufhängungen mit McPherson-Einheiten ausgeführt. Die Vorderachse ist mit robusten unteren Dreieckslenkern, die Hinterachse als Mehrlenkeraufhängung gebaut, die durch zwei Quer- und einen Längslenker gebildet wird. Die Radträger sind für die Asphaltspezifikation aus hochfestem Titan, bzw. für die Schotterversion aus gepresstem Stahl geschweißt. Beide Achsen sind mit Quertorsionsstabilisatoren mit einstellbarer Torsionssteifigkeit ausgestattet. Bestandteile der McPherson-Einheiten sind Stoßdämpfer, die eine individuelle Einstellung der Dämpfungscharakteristik entsprechend der Streckenführung ermöglichen, und Schraubenfeder bestehend aus einer Haupt- und einer Hilfsfeder. Diese können ebenfalls im Hinblick auf die Steifigkeit und Federungscharakteristik individuell eingestellt werden. Die Bodenfreiheit des Fahrwerks des ?koda Fabia WRC kann entsprechend der Charakteristik der einzelnen Rennen im Bereich zwischen 80 und 240 mm angepasst werden.

 

Bei den Asphalt-Rallyes werden innenbelüftete Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 378 mm und einer Stärke von 32 mm vorne und 355 x 28 mm hinten eingesetzt. Die Scheibenabmessungen für die Schotterversion sind 304 x 28 mm vorne und 304 x 25 mm hinten. Es werden insgesamt drei Dimensionen der aus Magnesiumlegierung gefertigten Felgen verwendet, für Asphalt 8,0 J x 18", für Schotterstraßen 7,0 J x 15" und schließlich für Schneefahrbahnen 5,5 J x 16". Bei jedem Service in der Rallye wählen die Ingenieure gemeinsam mit den Fahrern aus zig Profilen und Mischungen spezieller Michelin-Sportreifen den richtigen für den jeweiligen Streckencharakter aus.

 

[b]Interieur[/b]

 

Die Ausstattung des gesamten Interieurs ist ausschließlich der Funktionalität untergeordnet. Die Schalttafel geht vom Design der Serienversion aus, besteht jedoch aus extrem leichten Werkstoffen. An Stelle des üblichen Kombiinstruments ist in Fabia WRC nur ein kleines Display mit Kontrollleuchten, das dem Fahrer im Standardmodus nur Basisinformationen über eine mögliche Grenzwertüberschreitung der im Rennbetrieb "lebenswichtigen" Funktionen liefert. Neben dem Display befindet sich eine große digitale Ganganzeige und die Signalisierung der optimalen Drehzahl für den Gangwechsel. Dem Beifahrer stehen auf einem größeren Display praktisch die selben Informationen wie dem Fahrer zur Verfügung. Diese können abhängig vom Bedarf der Verfolgung der unterschiedlichen Funktionen, wie z.B. Motordrehzahl, Medientemperaturen im Motor und Getriebe, Öldruck, Nachladung etc. in digitaler oder graphischer Form abgerufen werden. Unter dem großen Beifahrerdisplay ist ein Navigationsgerät mit Bordcomputer platziert, das dem Co-Piloten Informationen über die Strecke, Zeit, Kraftstoffreserve, Reichweite etc. liefert. Alle Betätigungselemente sind so angeordnet, dass sie sich in der Reichweite der mit Sechspunkt-Sicherheitsgurten straff angegurteten Besatzung befinden. Dazu gehören u.a. auch die vorgeschriebenen Sicherheitsausstattungen wie die zentrale Batterietrennung sowie ein Brandschutzsystem, das im Brandfall durch eine elektronische Betätigung ausgelöst wird. Zu der zwingend erforderlichen Ausstattung gehört auch ein Kommunikationssystem zwischen dem Fahrer und dem Beifahrer sowie ein Funkgerät, um die Verbindung mit dem Team jeder Zeit aufnehmen zu können.

 

[b]Scharfer Start[/b]

 

Der ?koda Fabia WRC macht zurzeit eine intensive Entwicklungs- und Testphase durch. In Abhängigkeit von den Ergebnissen der anspruchsvollen Erprobung wird über den Zeitpunkt des Ersteinsatzes entschieden. Das ?koda Motorsportteam geht davon aus, dass der Fabia WRC seine Premiere in einem Rallye-Weltmeisterschaftlauf in der zweiten Hälfte des Jahres 2003 absolvieren wird.

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