Startplatz-Taktieren

Keine Lösung für das alte Problem

Auch in Jordanien bremsten die meisten Top-Piloten am Ende der vorletzten Etappe absichtlich ab, um eine gute Startposition zu haben. Die FIA sucht nach einer Lösung.

<strong>PROBLEMFALL:</strong> Die Piloten taktieren um die beste Startposition

Die Taktik von Sebastien Ogier hieß Vollgas. Statt abzubremsen, hielt der junge Franzose auf der letzten Prüfung der ersten Jordanien-Etappe bis ins Ziel drauf. Ein riskantes Spiel. Seine 31 Sekunden Vorsprung hatte Verfolger Jari-Matti Latvala bis zum Finale wieder aufgeschnupft. Nur weil der Finne auf der Power-Stage an sich selbst scheiterte, siegte Ogier mit dem Hauch von 0,2 Sekunden.

 

Das Beispiel zeigt, wie nachteilig eine frühe Startposition bei Schotterrallyes ist. Der erste Fahrer auf der Strecke muss den losen Schmutz von der Strecke kehren, die nachfolgende Meute hat in der freien Spur eine deutlich bessere Traktion.

 

Kein Wunder also, dass sich die Fahrer mit allerlei Tricks in die beste Ausgangsposition für die letzte Etappe einer Rallye bringen wollen. Sebastien Loeb täuschte in Jordanien sogar einen Defekt vor, um die Konkurrenz in die Irre zu leiten. "Das Schlimme ist, dass du mitmachen musst, sonst hast du keine Chance. Sinnvoll ist etwas anderes", mault der Champion über das Taktieren. Petter Solberg schimpft: "Statt sich aufs Fahren zu konzentrieren, checken wir Splitzeiten und kalkulieren, wie wir eine günstige Startposition bekommen." Der Norweger denkt bereits laut über eine Alternative nach: "Von mir aus losen wir die Plätze aus. Das ist allemal besser als jetzt."

 

Bei der FIA und WM-Promoter NOS hat man den Handlungsbedarf längst erkannt. Aber von einer Lösung ist man noch immer weit entfernt. Die Team schlagen eine Rückkehr zur alten Regelung mit umgekehrter Startreihenfolge der Top15 vor. Dieses wurde seinerzeit gekippt, um die Dauerdominanz von Sebastien Loeb zu beenden. "Wir müssen eine schlüssige Lösung finden. Änderungen nur dem Aktionismus zuliebe machen wenig Sinn", erklärte FIA Rallye-WM-Managerin Michel Mouton. Auch sie kennt bislang kein Mittel gegen das Taktieren. FIA-Pläne die eine Punktvergabe pro Etappe vorsagen, werden noch immer diskutiert, aber seit der Machtübernahme von Jean Todt nicht in die Tat umgesetzt. 
 

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