Starker Auftritt

Jubel für Gassner Junior

Hermann Gassner Junior schlug sich bei seinem dritten WM-Lauf nicht nur sportlich beachtlich, er machte auch beim Publikum eine starke Figur.

<strong>STARK:</strong> Hermann Gaßner jr. und Kathi Wüstenhagen überzeugen in Portugal

Viel kleiner kann ein WM-Auftritt nicht ausfallen. Am hintersten Ende des Service-Platzes standen ein kleiner Lastwagen und ein Mitsubishi Pajero, vier Mechaniker hatten die über 30 stündige Ochsentour nach Faro auf sich genommen, um Hermann Gassner Junior die Stange zu halten.

 

Der backte nicht nur finanziell kleine Brötchen. Mangels ausreichender Schottererfahrung und dünner Budgetdecke, mochte er keine großen sportlichen Ziele verkünden. Selbst die offene Rechnung mit den Pirelli-Junioren, zu denen er trotz starkem Auftritt bei der Endausscheidung nicht gehörte, wollte er nicht begleichen. „Das interessiert mich nicht. Wenn der Nikara sein Auto wegwirft, hat er nächste Woche ein neues da stehen. Das kann ich mir nicht leisten“, verkündete er.

 

Stattdessen sollte Durchfahren und Erfahrung sammeln die Devise sein, und daran hielt er sich auch. Gassner glänzte nicht mit spektakulären Zeiten im Gruppe-N-Feld, und der zeitweilig in der Produktionswagen-Wertung fünftplatzierte Jarkko Nikara lag klar außer Reichweite, doch der strandete schon am ersten Tag als Dreirad, während der Gassner-Mitsubishi ohne einen Kratzer beim Abend-Service einlief.

 

Immerhin hatte ihm Raimund Baumschlager aus den Tiefen der Red Bull-Teilekisten einen Satz Sachs-Dämpfer zum Probieren gegeben, mit dem Gassner schon auf den ersten Kilometern so zufrieden war, dass er die Abstimmung während des restlichen Wochenendes nicht mehr änderte. Während sich die seriennahe Konkurrenz reihenweise selbst demontierte, leistete sich das Duo Gassner und Kathi Wüstenhagen keine Fehler, auch wenn Gassner zwei haarige Momente überstehen musste und Wüstenhagen sich angesichts der schnellen und schwierige Prüfungen den Mund fusselig redete.

 

Die fehlerlose Fahrt führte schließlich auf einen zwölften Gesamtrang, als auf der vorletzten Prüfung die rote Warnlampe für den Öldruck blinkte. „Wir haben nur noch 1,5 statt vier bar“, ahnte Gassner jr. nichts Gutes. Dank des Unfalls von Conrad Rautenbach und geschwenkter gelber Flaggen konnte er den Rest der letzten ernsthaften Prüfung mit Halbgas hinter sich bringen, doch zum Abschluss stand noch einmal die zweieinhalb Kilometer lange Zuschauerprüfung im EM-Stadion von Faro auf dem Programm. Der zehnminütige Service zuvor war zu kurz, um dem Problem auf den Grund zu gehen, die Mechaniker waren sich nicht sicher, ob der Motor tatsächlich krank war oder nur ein Sensor muckte.

 


BEGEISTERTE DIE FANS: Hermann Gassner jr. beim Auftritt in Portugal

 

Vor 20.000 Zuschauern, die sich gerade erst mit dem PWRC-Sieg ihres Landsmannes Armindo Araujo richtig in Wallung gebracht hatten, hätte Gassner dank ausreichend Luft zum Hintermann seinen Evo IX im Schongang ins Ziel bringen können, doch er dachte gar nicht daran, auf Nummer sicher zu gehen. „Ich dachte, was macht er denn jetzt, als er schon 50 Meter vor der Kurve anfing, am Lenkrad zu reißen“, staunte Kathi Wüstenhagen.

 

Zwischen den Betonbarrieren stellte Gassner den Mitsubishi wüster an, als jeder andere Teilnehmer der Sonntagnachmittags-Show. Allenfalls Sébastien Ogier und Petter Solberg boten eine annähernd spektakuläre Vorstellung. Mit rauchenden Reifen verlor Gassner zwar klar das direkte Duelle gegen den PWRC-Zweiten Martin Prokop, dafür gewann er die Herzen des Publikums.

 

Kaum hatte er die Ziellinie gekreuzt, riss er den Lancer zur Seite, parkte ihn komplett quer zwischen den Absperrungen und stieg aus dem Auto. Als er dann noch eine große portugiesische Flagge vor der gut besetzten Haupttribüne schwenkte und sich verbeugte, tobte das Volk. „Die Idee hatten wir alle zusammen“, sagt Kathi Wüstenhagen. „Das Fähnchen am Heckspoiler war uns zu klein, also haben wir eine große besorgt. Während des Wochenendes kamen so viele Portugiesen vorbei, die uns Glück gewünscht haben, da wollten wir uns einfach revanchieren.“

 

Große Gefühlsausbrüche sind Gassners Sache nicht, aber immerhin wurde er das breite Grinsen im Gesicht nicht mehr los. „Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, in der Gruppe N unter die ersten Zehn zu fahren“, sagte er. Tatsächlich war er auf Rang vier eingelaufen, weit vor allen Pirelli-Star-Fahrern.

 

Die Bilder der Rallye Portugal...

 

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