Erneute Probleme bei Volkswagen

Ist das die Schwachstelle des Polo R5?

Der Volkswagen Polo R5 feierte ein beeindruckendes Debüt im Motorsport und ermöglichte auf Anhieb Erfolge. Doch je öfters das Auto in Kundenhand kommt, umso mehr scheint sich ein Schwachpunkt zu offenbaren.

Marijan Griebel hatte wenig Grund zur Freude. Die ersten Kilometer im Volkswagen Polo R5 trieben tiefe Sorgenfalten in das Gesicht des Pfälzer. Am Kurveneingang zickte plötzlich die Lenkung des Allradlers und das störrische Verhalten zwang Griebel zum vorzeitigen Beenden der Testfahrten. Während der Azoren-Rallye musste auch sein BRR-Teamkollege Norbert Herczig mit den gleichen Problemen aufgeben. „Ich konnte plötzlich nur noch nach einer Seite lenken“, erklärte der Ungar und stellte seinen Polo R5 frustriert ab. Ähnliches in Italien: Dort musste Andrea Crugnola beim Saisonauftakt in Führung liegend seinen Polo R5 ebenfalls mit defekter Lenkung abstellen.

Auf Korsika bot sich ein ähnliches Bild. Nicolas Ciamin, vor wenigen Wochen in Frankreich noch erfolgreich, musste vorzeitig wegen eines Lenkungsdefekts aufgeben und Ex-Europameister Kajetan Kajetanowicz haderte zwischenzeitlich ebenfalls mit Lenkproblemen und fiel durch einen Schaden an der Servopumpe zurück.

„Wir sind im ständigen Austausch mit unseren Kunden und nehmen das Problem sehr ernst“, erklärte Jan-Gerard de Jongh, der bei Volkswagen das R5-Projekt verantwortet und für die Kundenteams auf Korsika extra weitere Lenkungen im Gepäck hatte. „Bisher habe ich aber nur die Lenkung von Crugnola gesehen, da die BRR-Autos und Teile noch auf dem Rückweg von den Azoren sind“, sagt de Jongh auf Korsika. „Wir müssen jetzt genau analysieren, wo die Ursache liegt. Ob es ein grundsätzliches Problem ist, oder eine fehlerhafte Teilelieferung war.“

Fabia R5-Lenkung als Grundlage

Die Lenkung des Polo R5 wird von der italienischen Firma Sportech geliefert, die dem ehemaligen WRC-Konstrukteur Mario Fornaris gehört. Sie rüstet ebenfalls den Skoda Fabia R5 aus, dessen Konzept Pate für den Polo R5 stand. Technisch seien die Lenkungen der beiden Konzernbrüder weitgehend identisch. Allerdings basiert der Volkswagen auf der neuen Konzernplattform, die eine halbe Nummer größer ist, als jene des Skoda. Um die Lenkung auf den breiteren Rahmen anzupassen soll das Lenkgetriebe des Polo R5 entsprechend länger sein. Womöglich liegt darin die Schwachstelle.

Eine genaue Schadensanalyse sei schon im Gange, versichert de Jongh und betont: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die genaue Ursache zu verstehen und den Fehler zu beheben. Sollte es nötig sein, werden wir auch einen Joker einsetzen, um das Problem zu beheben.“

Die Zeit drängt: Damit sich die Kundenautos für ihre Teams amortisieren, müssen sie fahren. Unter anderem hat Kajetanowicz in der WRC2 für die beiden kommenden WM-Läufe in Argentinien und Chile genannt.

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