Rallye News

ISC: Tauziehen mit der FIA

Im Gerangel um die Verlängerung des bis 2010 laufenden Vertrages legt die ISC nun eine härtere Gangart vor.

<strong>KLÄRUNG:</strong> David Richards strebt eine schnelle Einigung an

Nachdem der Rallye-WM-Vermarkter International Sportsworld Communicators (ISC) ernsthaft damit droht, die GPS-gestützte Zeitnahme künftig den Rallye-Veranstaltern in Rechnung zu stellen, kamen in Griechenland Gerüchte auf, ISC sei in ernsthaften Zahlungsschwierigkeiten. Von unbezahlten Rechnungen über ein halbes Jahr war die Rede. Vermarktungschef David Richards bestritt jegliches Liquiditätsproblem: "Das ist komplett falsch. Wir haben keine größeren Außenstände. Es kann immer sein, dass es wegen der ein oder anderen Rechnung Diskussionen wegen Vertragsdetails oder Ähnlichem gibt, aber das sind Einzelfälle."

 

Laut Richards hat er vielmehr von ihm eingesetzten ISC-Geschäftsführer Simon Long angewiesen, künftig eine aggressivere Gangart beim Thema Geldverdienen anzuschlagen. Hintergrund: ISC will eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit der FIA durchsetzen. "Seit drei Jahren verhandeln wir bereits. Die FIA hat es aber nicht allzu eilig", sagt Richards.

 

Der Vertrag zwischen ISC und der FIA läuft allerdings auch erst Ende 2010 aus. Richards argumentiert, dass er bei spärlichen Jahresgewinnen eine langfristige Perspektive braucht, um die zweistellige Anschubfinanzierung seiner Vermarktungsgesellschaft zu refinanzieren. Er hält selbst nur 40 Prozent der Anteile an der Rallye-WM. Der Rest gehört dem Unternehmen Apax, eine der größten Investment-Gesellschaften Großbritanniens. Private Equity Funds sind allerdings nicht für ihre karitative Ader und große Geduld bekannt.

 

Bei der TV-Produktionsabteilung von ISC herrscht Furcht vor Entlassungen und für die verbleibenden Mitarbeitern die Angst vor noch höherer Arbeitsbelastung. Bei den Werksteams sieht man die Sache gespalten. Einerseits sind die Hersteller trotz jährlich steigender TV-Zahlen mit der TV-Präsenz der Rallye-WM mit ISC immer noch nicht zufrieden, andererseits weiß man den hohen Standard der ISC-TV-Truppe und das aufwendige Zeitnahmesystem zu schätzen. Zudem ist fraglich, wer die Vermarktung besser machen könnte. "Ich sehe zur Zeit niemanden. Man kann nur hoffen, dass sich ISC und die FIA schnell einigen. Wir brauchen Stabilität", sagt Ford-Sportchef Jost Capito.

 

FIA-Präsident Max Mosley reiste eigens zu einer Krisensitzung nach Griechenland, um mit David Richards und Simon Long zu verhandeln. ISC will die Zeitnahme und das Tracking-System, mit dem sich jedes Fahrzeug per Satellit jederzeit orten lässt, schon ab der Finnland-Rallye vermieten. Die Rede ist von 100.000 Euro pro Rallye. Die gleiche Summe käme nur zwei Wochen später auf den deutschen Veranstalter zu. "Wir haben das System selbst und auf eigene Kosten entwickelt. Warum sollen wir es kostenlos zur Verfügung stellen?" fragt Richards. Fahrer und Werksteams fürchten in einigen Ländern Chaos im Klassement, wenn ISC nicht die Zeitnahme regelt, doch der beste Hebel der Vermarkter ist der Sicherheitsaspekt. Durch das GPS-System lässt sich jederzeit feststellen, ob ein Teilnehmer gestoppt hat, bei Unfällen ein bisher unschlagbares Frühwarnsystem.

 

Max Mosley hat sich das Thema Sicherheit groß auf die Fahnen geschrieben. Dementsprechend hofft Richards, sein Tracking-System der FIA verkaufen zu können. "Max hat sich unseren Standpunkt angehört und Verständnis gezeigt. Es ist möglich, dass die FIA das System übernimmt", sagt David Richards. Beide Seiten sind an einer schnellen Lösung interessiert. Laut Richards hat Mosley versprochen, innerhalb der nächsten zwei Monate erneut einen WM-Lauf zu besuchen, um Klarheit zu schaffen. "Das könnte Finnland sein, oder auch Deutschland", sagt der Engländer. In jedem Fall soll das Thema bei der nächsten FIA-Weltratssitzung Ende Juni besprochen werden. Ob damit die Veranstalter finanziell entlastet werden, ist allerdings unklar. Auch die FIA ist nicht für ihre Mildtätigkeit berühmt.

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