Loeb nach Akropolis-Sieg

"Ich wollte nur das Team aufwecken"

Sébastien Loeb hat seinen dritten Sieg in Griechenland in der Tasche - trotz Schrecksekunde auf der Zielgeraden. Aber selbst ein Reifenschaden kann einen Rekordweltmeister nicht aufhalten. Im Interview analysiert Loeb sein Wochenende.

Nach Griechenland führt Sébastien Loeb die Weltmeisterschaft mit 30 Punkten Vorsprung an
<strong>WM-Spitzenreiter:</strong> Nach Griechenland führt Sébastien Loeb die Weltmeisterschaft mit 30 Punkten Vorsprung an

Sébastien, das war ja ein Schreck, als du in der WP Agii Theodori2 auf einmal stehen geblieben bist. Wie fühlst du dich nach dem Wochenende?

„Ich wollte nur etwas Druck aufs Team ausüben. Sie schienen sich der Sache so sicher, also wollte ich sie ein bisschen wachrütteln ... Es war nichts Außergewöhnliches. In einer Rechtskurve ragte ein Stein aus dem Untergrund heraus. Der war bei der ersten Durchfahrt noch nicht so hoch, aber im Nachmittag, als weniger Schotter auf der Strecke lag, hat er mir dann den Reifen aufgeschlitzt. Nach einem Kilometer habe ich den Entschluss gefasst, anzuhalten und das Rad zu wechseln. Daniel [Elena] wollte weiterfahren, aber ich habe mich an 2006 erinnert. Da hatte ich auch einen Reifenschaden, bin durchgefahren und auf der Bremsscheibe ins WP-Ziel gerollt. Alles war vollständig zerstört, keine Chance, ein neues Rad zu montieren. Dieses Mal habe ich gedacht: Wir haben 1:50 Vorsprung, das reicht zum Reifenwechsel.“

 

Wie schnell hast du das geschafft?

„In 1:40 ... alles ist glatt gelaufen. Wir sind schließlich auf einen Reifenwechsel vorbereitet.“

 

Davor war es aber ein harter Kampf …

„Es war ein richtig harter Kampf. Sonst geht es mehr um die Beständigkeit, man achtet auf die Reifen. Aber jetzt waren es zwei Tage und eine WP Vollgas! Erst das Duell mit Jari-Matti [Latvala], da waren insgesamt vier Fahrer im Rennen um die Führung. Aber dann ist Jari-Matti der Fehler unterlaufen. Im Schlamm hat dann Petter [Solberg] Druck gemacht. Er ist so, bei schwierigen Bedingungen kann er fahren wie ein Verrückter. Und dann war es etwas ruhiger. Bis zum Reifenschaden.“

 

Warst du Samstag am Limit?

„Ja. Daniel meinte, es wären nur 80 Prozent gewesen, aber das stimmt nicht. Nur an manchen Stellen, wo das Risiko für das Auto und die Reifen zu groß war, bin ich etwas vom Gas gegangen. Aber so viele davon gab es nicht. Ich würde sagen, wir waren auf jeder WP bei 98 Prozent!“

 

Nach Petters Ausfall hast du gesagt, dass du nicht weißt, wie du fahren sollst. Was hast du damit gemeint?

„Erst bist du zu hundert Prozent aufs Fahren konzentriert. Plötzlich erfährst du, dass du nur noch auf der Strecke bleiben musst. Natürlich gehst du dann leicht vom Gas, aber das fühlt sich seltsam an. Es ist einfach nicht so wie sonst, und du musst erst das Vertrauen wiederfinden. Ich habe dann auf der nächsten WP wieder etwas mehr angegriffen.“

 

War es die härteste Rallye?

„Nein. Jede Rallye ist eine Herausforderung, aber diese hier ist anders, so anspruchsvoll, was das Auto und die Reifen angeht. Ich bin sicher, wir werden in Zukunft wieder solche Zweikämpfe sehen. Es ist wie bei jeder Rallye: Wenn du gewinnst, bist du glücklich und zufrieden, aber beim Start weiß man einfach nicht, was passieren wird. 28 Punkte sind fantastisch für mich, und dann mit Mikko [Hirvonen] auf Rang zwei ist es ein tolles Ergebnis für das Team. Ich bin wirklich happy.“

 

GALERIE: Die Bilder der Akropolis-Rallye 2012 ...

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