WM-Kalender

Hersteller proben den Aufstand

Die Hersteller proben den Aufstand gegen die FIA. Auf breiter Front wehren sie sich gegen das Rotationssystem im WM-Kalender der nächsten zwei Jahre.

<strong>ÄNDERUNGEN:</strong> Die Hersteller wollen ein Mitspracherecht bei der Auswahl der WM-Läufe

Die Freude nach der FIA-Weltratsentscheidung über das neue technische Reglement währte nur kurz. Citroën-Sportchef Olivier Quesnel mahnte schon wieder zum Aufbruch: „Die jüngsten Entscheidungen können nur der erste Schritt sein. Als nächstes muss eine Änderung des Kalenders folgen.“ Bekanntermaßen mault Quesnel über die Reise des WM-Zirkus in das marktpolitisch für die Autoindustrie bedeutungslose Jordanien.

 

Neu ist, dass auch alle anderen Sportabteilungsleiter der Werke gegen die von der FIA ausgewählten WM-Läufe der kommenden Jahre mit Kriegstrommeln ins Feld ziehen. So hielt sich Suzuki-Teamchef Nobuhiro Tajima anfangs noch mit Kritik zurück, als Neuling wollte er nicht gleich den Aufstand proben. Doch nun beschwert sich auch Tajima zunehmend über den Auftritt im Nahen Osten und weitere künftig geplante Veranstaltungen. „Wichtige Märkte für Suzuki sind Indien, China uns Russland. Wenn wir in einem dieser Länder fahren können, wären wir schon zufrieden.“

 

"Saisonauftakt gehört einfach nach Monte Carlo"

 

Ein russischer WM-Lauf ist von der Sporthoheit längst eingeplant, doch Tajima ist vor allem die fehlende Transparenz bei der Auswahl der WM-Läufe ein Dorn im Auge: „Niemand kann nachvollziehen, warum eine Rallye wie Jordanien reinkommt und eine wie Monte Carlo rausfliegt.“ Auch Ford-Sportchef Mark Deans ist wie Citroen-Kollege Quesnel sauer über das Ausscheiden der Rallye Monte Carlo im Jahr 2009. „Ich bin nicht scharf darauf, nach Valence zurückzukehren, aber der Saisonauftakt gehört einfach nach Monte Carlo“, sagt Deans, der vor allem den geplanten WM-Lauf in Bulgarien 2010 gefressen hat. „Was sollen wir da?“, fragt der Marketing-Fachmann.

 

Die Hersteller plädieren für eine Zahl von sechs bis acht gesetzten Traditions-Veranstaltungen wie Monte Carlo, Griechenland und Finnland. Tajima hält für die restlichen Läufe ein Punktesystem zur Bewertung für die fairste Lösung. „Die Rallyes mit guten Noten bleiben, die schlechten nicht“, sagt Tajima.

 

"Kalender komplett unsinnig"

 

Für eine solche Lösung plädiert auch Subaru-Teamchef David Richards. Der Engländer, der zu seinen Zeiten als WM-Vermarkter vergeblich versuchte, der FIA die Verfügungsgewalt über den Kalender abzuluchsen, findet deutliche Worte: „Dieser Kalender ist komplett unsinnig.“ Doch Richards hat wenig Hoffnung, dass der Druck der Hersteller die hohen Herren in Paris zum Umdenken zwingt: „Der Weltrat hat den Kalender für 2009 und 2010 verabschiedet, und niemand hat damals dagegen Einspruch eingelegt. Es wird keine andere Entscheidung geben.“

 

Doch Richards rechnet nicht damit, dass die von der FIA in den kommenden zwei Jahren nominierten Rallyes glatt über die Bühne gehen: „Mindestens zwei Läufe werden vermutlich gar nicht ausgetragen, weil der Veranstalter einfach nicht so weit ist. Und wenn sie doch stattfinden, dann ganz sicher nicht auf dem gewohnten Niveau. Ich rechne damit, dass es 2010 nur zehn Rallyes geben wird“, sagt Richards mit Blick auf Bulgarien, Russland und Indonesien. Er hofft, dass ein möglicher Reinfall die FIA zumindest dann zum Einlenken zwingt.

 

"Kommt Bulgarien, steigen wir aus"

 

Citroën-Kollege Olivier Quesnel vermutet hinter der Prädikatsvergabe an neue WM-Bewerber rein politische Motive von FIA-Präsident Max Mosley und gibt sich kampfeslustig: „Wir wissen, dass Herr Mosley sehr clever ist, aber er sollte aufpassen, nicht zu clever zu sein. Für uns ist die Rallye-WM ein Investment. Wenn Rallyes wie Bulgarien im Kalender bleiben, steigen wir aus.“

 

« zurück