Rallye News

Heiß, staubig und erbarmungslos

Steinklumpen so groß wie Fußbälle, heimtückische Felsen und eine hochsommerliche Hitze, die Fahrer und Technik gleichsam zum Glühen bringen: Die Rallye Türkei.

<strong>Zurückhaltung:</strong> Vorjahressieger Carlos Sainz bremst die Erwartungen

Mit zu erwartenden Außentemperaturen von über 35 Grad Celsius steht insbesondere den Piloten und Copiloten wieder eine extreme physische Herausforderung bevor: In den Cockpits der World Rally Cars klettert die Quecksilbersäule dann schnell auf Werte um 70 Grad Celsius. Einziger Trost: Anders als auf Zypern ? wo Citroën-Nachwuchsstar und Michelin-Partner Sébastien Loeb gewann ? geht es auf den türkischen Wertungsprüfungen etwas flotter zu. Und dies bedeutet für die Insassen: Mehr Kühlluft dringt in den Innenraum, und die einzelnen Wertungsprüfungen dauern angesichts höherer Durchschnittsgeschwindigkeiten weniger lange.

 

Weltmeister Petter Solberg reist nach seinem Sieg bei der Akropolis frisch motiviert in die Türkei und will dort der Konkurrenz erneut die Rückleuchten zeigen. "Mit dem Sieg in Griechenland können wir sehr zufrieden sein, doch nun ist es Zeit, sich auf die Türkei zu konzentrieren", erklärt der Norweger. "Ich bin im Vorjahr bereits am ersten Tag ausgeschieden, was sicherlich ein Nachteil für mich ist. Deswegen finde ich das neue Superallye-Konzept gut, aber ich hoffe, dass ich es nicht brauchen werde."

 

Aber auch Citroën hat sich für die Rallye Türkei hohe Ziele gesetzt: Die Vorjahressieger möchten diesen Erfolg ? es war der erste für den Xsara WRC auf Schotter ? wiederholen. ?Unsere Tests mit Michelin verliefen überaus viel versprechend?, gibt sich Sébastien Loeb zuversichtlich. ?Unser Auto ist robust und schnell zugleich, und ich fühle mich am Lenkrad absolut wohl ? ein entscheidender Faktor, wenn du dich auf die Suche nach der letzten Zehntelsekunde begibst?, so der Franzose, der in dieser Saison bereits drei der sieben WM-Läufe für sich entscheiden konnte. Doch als Tabellenführer startet Loeb mit einem klaren Handicap in die erste Etappe: Er muss als erstes Auto auf die Strecke. ?Dann sind die Prüfungen definitiv noch staubiger und rutschiger. Zudem gibt es noch keine Spuren von Vorausfahrenden, die mir bei der Einschätzung helfen, ob ich schnell genug bin oder nicht. Mit Platz drei wäre ich daher durchaus zufrieden, es darf aber auch gerne ein besseres Ergebnis für mich herausspringen.?

 

Carlos Sainz, der im Vorjahr bei dieser Rallye den 25. Sieg seiner beeindruckenden WM-Karriere errungen hat, tritt ein wenig auf die Euphorie-Bremse. ?Wir dürfen unsere Konkurrenten nicht unterschätzen?, so der erfahrene Madrilene. ?Nicht nur wir, auch die anderen haben in den vergangenen Wochen Fortschritte gemacht.?

 

?Ich gehe diese Rallye an, als wäre es für mich ein gänzlich neuer WM-Lauf?, verrät Ford-Speerspitze Markko Märtin, der im vergangenen Jahr in der Türkei Rang sechs errang. ?Damals hat es geregnet, es war viel kälter, an manchen Stellen lag sogar noch Schnee?, begründet der 28-jährige Este seine Einstellung. ?Mit Nichts von dem können wir jetzt rechnen. Während unser Aufschrieb noch passen sollte, müssen wir in puncto Fahrwerks-Abstimmung und Kühlung komplett andere Maßstäbe ansetzen.? Nach dreitägigen Reifen- und Entwicklungstests in Nordengland steht noch nicht fest, ob die dabei erstmals eingesetzte neue Evolution des Duratec R-Vierzylinder-Turbos bereits in der Türkei ihr Debüt feiert. Sicher hingegen ist, dass Ford-Youngster François Duval wieder den zweiten Focus RS WRC pilotieren wird.

 

Peugeot will seine Pechsträhne in der Türkei endgültig überwinden und das WM-Ruder noch einmal herumreißen. ?Wir müssen nun bei jeder Rallye möglichst viele Punkte sammeln?, fordert Teamchef Corrado Provera, der nach der ärgerlichen Disqualifikation von Zypern noch immer auf den ersten Saisonsieg des neuen Peugeot 307 CC WRC wartet. Die Vorzeichen für die Trendwende bieten allen Grund zum Optimismus: Ex-Weltmeister Marcus Grönholm gehörte bei den vergangenen beiden Schotter-Rallyes stets zu den Schnellsten, musste in Griechenland jedoch nach einem Fahrfehler vorzeitig aufgeben. ?Diese Nullrunde war sehr schade?, so der schlaksige Finne. ?Jetzt aber blicken wir nach vorne. An die Rallye Türkei des Vorjahres erinnere ich mich gerne, denn dort haben wir lange geführt.? Harri Rovanperä ? Grönholms Teamkollege und Landsmann ? präsentiert sich ebenfalls hoch motiviert: ?Die ,Akropolis? war für mich der beste Einsatz seit über einem Jahr?, so der Schotter-Spezialist. ?Unser Peugeot erwies sich als sehr zuverlässig, mit vier Bestzeiten konnten wir zudem unser Tempo unter Beweis stellen.?

 

Mitsubishi setzt sein Test- und Entwicklungsprogramm unter Wettbewerbsbedingungen auch beim siebten Saisonlauf fort. ?Wir nehmen die Rallye Türkei in Angriff wie zuvor die Rallye Griechenland?, kündigt Mario Fornaris an, der Technische Direktor des japanisch-britischen Werksteams. ?Wir konzentrieren uns vornehmlich auf uns selbst und versuchen, so viel Erfahrung zu sammeln wie nur möglich.? Gilles Panizzi, die Nummer 1 im Team der ?Three Diamonds?, hat sich ebenfalls Ziele gesteckt: ?Im vergangenen Jahr erreichten wir hier Platz fünf?, so der Franzose. ?Auch bei der ,Akropolis? lag diese Position in Reichweite, also strebe ich den fünften Rang erneut an. Ich mag die Türkei-Rallye, denn die Charakteristik der Strecken gefällt mir.? Den zweiten Lancer WRC 04 vertraut Mitsubishi-Teamchef Sven Quandt dem Italiener Gigi Galli an, der zuletzt die Rallye Mexiko am Steuer dieses World Rally Cars bestritten hat.

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