WM 2013

Ford bringt Hybrid ins Spiel

Ob notwendig, oder nicht, Hybrid ist in Mode. Auch in der Rallye-WM machen sich die Hersteller Gedanken, ob man diese Technologie künftig einsetzt.

<strong>LAUTLOS:</strong> Auf Verbindungsetappen und im Service sollen die WRC elektrisch betrieben werden

Im neuen technischen Reglement der Rallye-WM ist von Hybridtechnik keine Rede. Noch nicht, denn die Hersteller wollen ihr Sportprogramm auch gerne mit dem grünen Feigenblättchen bedeckt sehen, um den immer laut schreienden Kritikern entgegen treten zu können.

 

"Über die Einführung von Hybridtechnologie sollten wir künftig diskutieren", fordert Gerrard Quinn, Motorsportchef von Ford Europa. "Aus meiner Sicht wäre ein Einsatz im Jahr 2013 denkbar. Ich bin kein Ingenieur, aber ich denke wir haben bereits die Möglichkeiten bei Ford. Wir wollen sicherlich nicht das Rad neu erfinden und man muss natürlich darüber sprechen, wie man nicht nur das zusätzliche Gewicht ausgleicht, aber wir sollten etwas finden, damit wir die Autos zwischen den Prüfungen und im Service ohne Motor bewegen können."

 

Citroen hat bereits gehandelt. Im Spätsommer 2008 präsentierten die Franzosen das erste Hybrid-Rallyeauto der Geschichte. Für den Umbau eines C4 WRC besorgte man sich bei einem Zulieferer einen Generator, der sich per Knopfdruck zum Elektromotor wandelt und platzierte eine aus 990 Zellen zusammengesetzte Lithium-Ionen-Batterie mit 400 Volt hinter den Sitzen auf den Tank. Der Generator wandelt wie bei einem herkömmlichen Toyota Prius Bremsenergie in elektrische Energie um, die im Batterie-Pack im Heck gespeichert wird. Der C4 bremst mit der neuen Technologie nicht besser, aber die Temperatur der Bremsscheiben sinkt, dadurch lassen sie bei Dauerbelastung weniger nach.

 

Für den eingesammelten Strom lässt sich zweierlei Verwendung finden: Zum einen kann der Fahrer mit einem Powerknopf die Leistung kurzzeitig erhöhen. Zu den 330 PS, die ein Zweiliter-Turbo mit Luftmassenbegrenzung leistet, kommen noch einmal 170 Pferdestärken dazu. Das hievt die Leistung in Bereiche, die der Rallyesport lediglich in der Gruppe-B-Ära Mitte der Achtziger Jahre kannte. Der Power-Pack im Heck liefert zudem ein zusätzliches Drehmoment von 300 Newtonmetern, womit der C4 wie der Supersportwagen Bugatti Veyron die fabulöse 1.000er Marke hinter sich lässt. Für Differenzial und Antriebswellen sind derlei Lastwagenkräfte laut Avril kein Problem: „Die höchsten Kräfte wirken gar nicht beim Beschleunigen auf die Teile, sondern beim Bremsen.“

 

Mit der zweiten Nutzungsmöglichkeit punktet der Hybrid-Renner bei den Umweltbewussten. Per Drehschalter kann der Fahrer das Steuergerät anweisen, den Benzinmotor komplett abzuschalten. Auf Verbindungsetappen rollt das Rallye-Auto statt knatternd und sprotzend leise summend durch den Verkehr. Der Gesamtverbrauch lässt sich so um 30 Prozent senken, die Reichweite der gewöhnlich spärlich betankten World Rally Cars steigt um bis zu 40 Kilometer. „Es ist eine Schande, dass wir im neuen Reglement nichts zu dem Thema verankert haben“, schimpfte Citroens Technikchef Xavier Mestelan bei der Präsentation des Autos.

 

Bei der FIA herrscht in Sachen Hybrid geschäftige Ruhe. "Es steht zwar nicht auf der aktuellen Tagesordnung, aber wir sprechen über die Möglichkeiten", erklärt Rallye-Kommissionschef Morrie Chandler. "Wir sollten handeln, aber wenn wir etwas machen, dann muss es auch Hand und Fuß haben."

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