Rallye News

"Fiesta Mexicana" kann starten

In der kommenden Woche betreten Teams und Piloten der Rallye-Weltmeisterschaft Neuland: Die Rallye Mexiko mit ihren staubigen Schotterstrecken gibt ihr WRC-Debüt.

<strong>Neue Aufgaben:</strong> Die Rallye Mexiko feiert ihr WM-Debüt

Doch nicht nur die Lokalitäten des dritten Saisonlaufs 2004 sind den meisten Protagonisten unbekannt ? in Mexiko finden erstmals einige von der FIA vor der Saison beschlossene Regeländerungen Anwendung, die vor allem die Reifen betreffen ? pro Fahrzeug sind fortan nur noch 60 Pneus zugelassen. Gerade vor dem Hintergrund der unbekannten Strecken und dem für Übersee-Rallyes geltenden Testverbot kommt der Reifenwahl damit besondere Bedeutung zu.

 

"Die Rallye Mexiko gefällt mir sehr gut", freut sich der zu Peugeot zurückgekehrte Harri Rovanperä auf die bevorstehende Aufgabe. 2002 gewann der Finne mit einem Werks-206 WRC die erste von zwei Generalproben im Rahmen der Bewerbung der Rallye Mexiko als WM-Lauf. ?Die Strecken waren gar nicht so rauh, wie ich das erwartet hatte?, erinnert sich der 37-Jährige. ?Es hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Rallye Argentinien. Teilweise säumen allerdings auch größere Steine und Felsbrocken die Straßen ? dann kommt die Veranstaltung in ihrem Charakter der Akropolis-Rallye sehr nahe.?

 

Weitere Gemeinsamkeiten der WM-Läufe in Mexiko und Griechenland: Staub und Hitze. Im März kann es in dem rund 300 Kilometer nördlich von Mexiko City gelegenen Rallye-Zentrum Léon bis zu 40 Grad Celsius heiß werden. In den Cockpits der WRC-Boliden herrschen dann ? auch bedingt durch die Wärmeabstrahlung von Motor und Getriebe ? sauna-ähnliche Temperaturen von rund 70 Grad Celsius. Durch die recht hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten sollte der Fahrtwind allerdings für ausreichend Kühlung sorgen, so dass die thermischen Belastungen für Mensch und Material in einem erträglichen Rahmen bleiben. Anstrengend wird es für die nominell 300 PS starken Zweiliter-Triebwerke der WRC-Boliden dennoch: In der Höhenluft ? das Rallye-Zentrum Léon liegt bereits auf 1.800 Meter über dem Meeresspiegel, die Wertungsprüfungen führen auf bis zu 3.000 Meter ? büßen die Vierzylinder rund zehn Prozent ihrer Leistung ein.

 

Die in Mexiko erstmals neu eingeführten Regeln betreffen unter anderem den Ablauf des Trainings: ?Wir haben nur an zwei Tagen vor der Veranstaltung Gelegenheit, die Strecken kennenzulernen?, zeigt sich Timo Rautiainen, Beifahrer von Peugeot-Pilot Marcus Grönholm, besorgt. ?Dadurch werden unsere Arbeitstage sehr lang, und wir müssen den Aufschrieb zum Teil im Dunkeln erstellen. Ich hoffe, dass keinem Team dabei ein folgenschwerer Fehler unterläuft.?

 

Auch das Reifen-Reglement ändert sich grundlegend: Bei der ersten Schotter-Veranstaltung des Jahres sind pro Auto nur noch maximal 60 Reifen erlaubt. Die Piloten müssen ihre Auswahl bis Montag treffen. Die Pneus werden dann von FIA-Offiziellen gekennzeichnet und den einzelnen WRC-Boliden eindeutig zugeordnet, so dass sie auch innerhalb des Team nicht getauscht werden können. Michelin stellt seinen Partnern für die in Mexiko zu erwartenden äußerst trockenen und staubigen Pisten die bewährten Schotter-Pneus der Z- und GW-Reihe zur Verfügung. Der Michelin Z reduziert mit seinem offenen Profil-Design den so genannten ?Wheel Spin? ? also das Durchdrehen der Räder ? auf losem Untergrund. Sollte Regen einsetzen, bietet er auch auf schlammigen Pisten ausreichend Halt. Der Michelin GW kommt mit seinem reduziertem Verschleiß und optimalem Grip auf besonders rolligem und tiefen Schotter zum Einsatz.

 

Citroën reist naturgemäß mit breiter Brust nach Mittelamerika: Dank der Erfolge von Sébastien Loeb bei den ersten beiden Saisonläufen in Monte Carlo und Schweden strebt die französische Werksmannschaft den Hattrick an. Einen kleinen Vorteil genießt die Marke mit dem Doppelwinkel zudem dank Loebs ersten Gehversuchen auf mexikanischem Terrain im vergangenen Jahr: Der Elsässer bestritt das Training der Rallye Mexiko 2003, ohne anschließend allerdings an den Start zu gehen. ?Ich glaube nicht, dass mir das allzu viel helfen wird?, spielt der WM-Leader den vermeintlichen Erfahrungsvorsprung herunter. ?Ich habe das Training mit einem seriennahen Auto bestritten und musste mich an die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h halten. Zudem sind in diesem Jahr viele Prüfungen komplett oder zumindest teilweise neu.? Carlos Sainz begegnet der Herausforderung gelassen: ?Spätestens seit der Rallye Schweden habe ich hundertprozentiges Vertrauen in den Xsara WRC?, so der Spanier. ?Das wird mir zusätzlich helfen, auf dem mexikanischen Schotter schnell zu sein.?

 

Weltmeister Petter Solberg hat in Mexiko gleich doppelten Grund zur Freude. Die neueste Generation seines Subaru Impreza WRC feiert Premiere und der neue Sponsor 'Corona' dürfte für entsprechende Getränke bei der (Sieges?)feier sorgen. "Ich denke schon, dass wir in Mexiko eine gute Rallye erleben werden. Ich mag neue Rallyes und freue mich auch auf unser neues Auto. Hoffentlich geht es bald los", freute sich der Norweger.

 

Zum engeren Favoritenkreis gehört auch Peugeot: Marcus Grönholm konnte bereits bei den ersten beiden Saisonläufen mit dem völlig neu entwickelten 307 WRC glänzen. ?Ein vierter und ein zweiter Platz sind ein wirklich gelungener Einstand?, findet auch der Ex-Weltmeister. ?Wenn der Trend so weitergeht, kann sich jeder ausrechnen, was für uns in Mexiko möglich ist.? Auch Teamchef Corrado Provera sieht dem dritten Saisonlauf optimistisch entgegen: ?Ich bin mir sicher, dass wir gewinnen können?, verkündet der Italiener selbstbewusst. ?Wir haben uns mit ausgiebigen Testfahrten auf Sardinien vorbereitet und aufschlussreiche Erkenntnisse gesammelt.? Auf der italienischen Mittelmeerinsel konnte sich auch Harri Rovanperä auf sein neues Arbeitsgerät einschießen. ?Ich bin von allen Teammitgliedern herzlich aufgenommen worden und freue mich auf mein Comeback bei Peugeot?, so der Finne.

 

Etwas weniger erfreulich verliefen die Testfahrten für das Ford-Team: Zwar absolvierten die beiden Piloten Markko Märtin und François Duval insgesamt rund 1.200 Kilometer in der Nähe von Barcelona. Doch Temperaturen um den Gefrierpunkt sowie Regen und Schnee ließen eine optimale Vorbereitung auf die wohl bei sehr heißen Witterungsbedingungen stattfindende Rallye Mexiko nicht zu. Der WM-Dritte Märtin lässt sich dadurch allerdings nicht die Laune verderben: ?Ich freue mich auf Mexiko?, bekennt der Este. ?Es ist immer schön, eine neue Rallye kennenzulernen.?

 

Auch Mitsubishi entschied sich bei der Wahl der Testfahrt-Location für Spanien ? und litt gleichfalls unter dem schlechten Wetter: ?Es ist einfach unglaublich?, ärgerte sich Technikchef Mario Fornaris. ?So schlechtes Wetter gab es in dieser Gegend seit zig Jahren nicht mehr. Unsere Testarbeit wurde dadurch leider behindert.? In den beiden Lancer WRC von Gilles Panizzi und Gianluigi Galli werden sich in Mexiko dennoch eine Reihe Neuentwicklungen finden, so dass die ?Three Diamonds? optimistisch sind, den drei beim Saisonauftakt in Monte Carlo gesammelten WM-Zählern weitere hinzufügen zu können. Und wie heißt es doch so schön: Auf eine nicht so gute Generalprobe folgt immer eine begeisternde Premiere. Die Vorzeichen für das WM-Debüt der Rallye Mexiko stehen also bestens.

« zurück