Hirvonen-Interview

"Es wird Zeit, Citroen zu schlagen"

Nicht nur die Motivation für den Titelkampf 2011 ist bei Mikko Hirvonen zurück, mit dem neuen Fiesta sieht er sich bestens gerüstet um Loeb zu schlagen.

<strong>MOTIVIERT:</strong> Mikko Hirvonen hat seine Fehler im Vorjahr analysiert und will sie nicht wiederholen

Seit 2005 ist Ford in Schweden ungeschlagen. Wird sich diese Serie fortsetzen?
"Der erste Lauf in Schweden wird richtig interessant. Nach dem ersten Tag werden wir wissen, wo wir im Vergleich zu Citroën stehen. Natürlich reisen wir an, um erneut zu gewinnen und ich bin überzeugt, dass wir ein starkes Auto und ein gutes Team haben um das zu schaffen."

 

Dein Einsatzauto ist völlig neu. Fühlst Du Dich ausreichend vorbereitet?
"Wir lernen das Auto immer noch kennen. Die größte Herausforderung sind Veränderungen am Setup. Der Fiesta reagiert völlig anders als der Focus. Bei den ersten beiden Tests haben wir einige Dinge nur verstellt, um herauszufinden, was sich am Fiesta ändert. Erst wenn man das versteht, kann man ein Auto entwickeln und es besser machen. In einigen Bereichen sehe ich uns bereits gut aufgestellt. Wir wissen was wir wollen, aber hatten nicht genügend Zeit um alles auszusortieren. Es gibt noch genügend Arbeit, jedoch bewegen wir uns in die richtige Richtung. Das Auto ist zwar noch nicht endgültig ausgereift, aber schon jetzt sehr, sehr gut. Es viele Sachen die wir verbessern können. Wir müssen an der Federung und den Differenzialen arbeiten. Da wir kein aktives Mitteldifferenzial mehr haben, müssen wir mehr Kompromisse bei der Abstimmung eingehen."

 

Wird es auf den Prüfungen einen großen Unterschied zwischen den neuen und den alten World Rally Cars geben?
"Ich glaube nicht. Vielleicht sieht es in engen Kurven anders aus, weil die neuen WRC nicht mehr so gut einlenken, sondern mehr querfahren. Aber auf schnellen Abschnitten wird es aus meiner Sicht keine Unterschiede geben. Der Motor hört sich jedoch anders an. Wir haben nicht mehr so viel Drehmoment und müssen höhere Drehzahlen fahren. Laut FIA-Reglement liegt das Limit bei 8.500 U/min und wir sind ständig an dieser Grenze. Als ich zum ersten Mal den Fiesta fuhr, fühlte es sich wie die Fahrt in einem MKII BDA an, weil der Motor ständig sehr hoch drehte. Ich lupfte wie im Escort sogar ein paar Mal die Kupplung, wenn ich im Drehzahlkeller war, damit der Vierzylinder schneller hochdrehte. Es war toll."

 

In Monte Carlo fuhrst Du einen Fiesta S2000. Wie sehr unterscheidet sich das WRC von seinem Bruder ohne Turbo?
"Fahrwerksmäßig und vom Fahrverhalten gibt es kaum Unterschiede. Erst nachdem wir viel mit den Diffs gearbeitet haben ist es anders geworden. Den größten Unterschied macht logischerweise der Motor und natürlich ist der Fiesta WRC deutlich schneller, auch wenn wir noch mit der richtigen Übersetzung experimentieren."

 

Hatte die Änderung der Differenziale Auswirkung auf Deinen Fahrstil?
"Nicht wesentlich. Es gibt so viele Dinge, die man mit der Aufhängung machen kann, dass man das kaum merkt. Für mich ist es das Gleiche wie 2006, als es plötzlich keine aktiven Front und Heckdiffs mehr gab. In langgezogenen Kurven konnte man nicht mehr so leicht seine Linie ändern, aber das war nur ein kleiner Rückschritt. So ist es dieses Mal auch."

 


TIEFPUNKT 2010: Ausgerechnet beim Heimspiel in
Finnland baute Mikko Hirvonen seinen bislang schwersten Unfall

 

Im letzten Jahr lief es für Dich nicht wie erwartet. Ist Dir während der Winterpause irgendetwas bewusst geworden, dass Dir helfen wird, wieder dorthin zu kommen, wo Du 2009 warst?
"Es liefen einige Dinge schief. In Schweden fing es noch gut an, aber meine Einstellung wurde zum Problem. Ich habe versucht aggressiver zu sein. Ich wollte jede Prüfung bei jeder Rallye gewinnen. Am Ende wollte ich zu viel und musste lernen, dass sich diese Strategie für mich nicht auszahlte. In diesem Jahr schalte ich einen Gang zurück und will über die Dinge nicht so viel nachdenken. Rein ins Auto, losfahren und sehen was passiert. Kein Gedanke mehr an Titel oder Siege. Ich weiß, dass ich entspannt bleiben muss und gute Ergebnisse holen kann. Das ist alles was ich brauche. Am Ende der letzten Saison habe ich mich wieder gefangen, aber dann warfen uns technische Probleme zurück. Es war schon ein hartes Jahr."
 
Der heftige Unfall in Finnland war auch nicht gerade förderlich…
"Ich glaube nicht, dass dieser Unfall irgendetwas damit zu tun hat. In den anschließenden Rallye wollte ich gute Ergebnisse und ins Ziel kommen. Ich wollte auf keinen Fall einen Fehler machen. Aber dadurch habe ich meinen Rhythmus komplett verloren. In Japan lief es gut, aber ein technisches Problem verhinderte ein gutes Resultat. Es gab eine Menge kleinerer Sachen die uns eingebremst haben."

 

Was denkst Du über Sebastien Loeb? Wirst Du ihn stoppen können?
"Auch Citroën startet mit einem neuen Auto. Die Voraussetzungen sind also gleich und so gesehen haben wir tatsächlich eine Chance. Vielleicht eine bessere als jemals zuvor und ich denke, wir können es packen. Es wird auch endlich Zeit, Citroën zu schlagen."

 

Jari-Matti Latvala hat sich stark verbessert. Bekommst Du im eigenen Team einen neuen Titel-Rivalen?
"Er wird ohne Zweifel sehr stark sein. Im vergangenen Jahr hat sich Jari-Matti enorm entwickelt und wird ein Konkurrent im Titelkampf. Der Status im Team macht keinen Unterschied. Es ist für mich unerheblich, wer die Nummer-1 ist und wer nicht. Wir beginnen beide gleichberechtig und wenn er sich im Laufe des Jahres absetzt, dann bin ich bereit zurückzustecken und ihm zu helfen."

 

Abschließend: Wird es die spannendste Saison werden, in der Du jemals gefahren bist?
"Schon 2006 haben wir mit eine neuen Auto begonnen. Aber damals haben wir noch gelernt und waren nicht bereit für den Titelkampf. Glücklicherweise sind wir es jetzt und am Auto gibt es noch jede Menge Dinge zu entwickeln. Deshalb wird das Jahr richtig spannend."

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