Englands Weltmeister

Erinnerung an Richard Burns

Richard Burns war nicht nur Englands erster und bisher einziger Rallye-Weltmeister, er war ebenso eine großartige Persönlichkeit. Vor zehn Jahren verstarb er an den Folgen eines Gehirntumors im Alter von 34 Jahren.

Der Wechsel zu Peugeot erwies sich als Flop. Richard Burns, frisch gebackener Weltmeister, kam mit dem Fahrverhalten des agilen 206 WRC nicht zurecht. Gleichzeitig setzte sein neuer Teamkollege Marcus Grönholm auf Schotter beeindruckende Bestzeiten und auf Asphalt kam niemand an den dritten Peugeot-Werkspiloten Gilles Panizzi heran. Ohne einen einzigen Sieg beendet Burns die Saison 2002 auf dem enttäuschenden fünften Platz.

Auch das Jahr 2003 brachte keine wirkliche Besserung. Burns, immer noch sieglos, wahrte aber vor dem Saisonfinale in Wales mit fünf Podiums-Platzierungen seine Titelchance. Beim Heimspiel wollte er alles auf eine Karte setzen. „Ich muss voll auf Angriff fahren“, kündigte Burns an. Dabei war der Druck auf seinen Schultern enorm.

Der Engländer hatte sich bei den Asphalt-Rallyes vor dem Saisonfinale einen Rückstand von fu?nf Punkten auf die gleichauf liegenden Citroën-Fahrer Sebastien Loeb und Carlos Sainz eingehandelt. Dass zumindest ein Teil davon auf seinen Gesundheitszustand zuru?ckging und damit ein Vorbote auf das persönliche Drama vor dem Heimspiel war, verschwieg „Richard Löwenherz“ der Welt vornehm. Erst als alles zu spät war, bekannte sein damaliger Sportchef Corrado Provera: „Richard hat sich bereits auf Korsika nicht richtig wohl gefu?hlt.“

Nach seiner sechsmonatigen Tabellenfu?hrung und dem Verlust derselben auf der Zielgeraden stand Burns mit dem Rücken zur Wand. „Ich muss gewinnen – so einfach ist das“, machte er während der Vorbereitung klar. Dass er selbst sein größter Gegner werden sollte, ahnte Burns bei dieser Prognose noch nicht. Am Sonntag vor der Rallye, als er gemeinsam mit Ford-Pilot Markko Märtin in seinem Porsche auf der Autobahn M4 vom Flughafen London-Heathrow nach Wales fuhr, wurde dem Briten hinterm Steuer plötzlich schwarz vor Augen. Reaktions- und Bewegungsfähigkeit schwanden, Burns stand kurz vor einem Zusammenbruch. Märtin musste den Wagen vom Beifahrersitz aus auf den Standstreifen lenken und zum Halten bringen.

Burns wurde sofort ins Krankenhaus nach Newport gebracht und von dort in eine Klinik nach Cardiff verlegt. Bei zwei Kernspin-Tomographien entdeckten die Ärzte etwas, das sie zunächst „als eine Unregelmäßigkeit in seinem Gehirn“ umschrieben. Wenig später dann der Schock: Es war ein unheilbarer Tumor, den weder Bestrahlungen, noch mehrere Chemotherapien Einhalt gebieten konnten. Burns zog sich aus dem Sport zurück und kämpfte trotz der niederschmetternden Diagnose tapfer gegen den tückischen Feind in seinem Kopf.

Im August 2005 trat er deutlich geschwächt bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Rallyetag noch einmal öffentlich auf. Sein Stammbeifahrer Robert Reid chauffierte seinen früheren Fahrer vor den Tribünen des Castle Combe Circuits. Dort feierten die Fans Englands ersten und bislang einzigen Rallye-Weltmeister, dem Mitte der 1990er Jahre der Aufstieg ins Prodrive-Team gelungen war und der 1998 in Kenia als Mitsubishi-Werkspilot seinen ersten WM-Sieg feierte.

Acht Jahre zuvor hatte der Geschäftsmann David Williams dem aufstrebenden Talent Burns einen Peugeot 205 GTi zur Verfügung gestellt. Mit dem Fronttriebler stieg der damals 19-jährige in die britische Peugeot Trophy ein – und gewann den Markenpokal zwei Mal in Folge. 1992 finanzierte derselbe Gönner die Saison im Gruppe-N-Subaru, mit dem Richard die nationale Rallye-Meisterschaft gewann. Durch diesen Erfolg wurde das damalige Subaru-Werksteam Prodrive auf Burns aufmerksam. Richard erhielt einen Gruppe-N-Impreza und holte damit erneut den britischen Meistertitel – übrigens vor M-Sport-Gründer Malcolm Wilson. Zur Belohnung durfte er 1994 die Safari-Rallye für Prodrive bestreiten. Im folgenden Jahr eroberte Richard Burns bei der heimischen RAC Rally seinen ersten WM-Podestplatz.

'Battle of the Brits'

Bis heute unvergessen bleibt der Titelgewinn 2001. Im direkten Duell gegen seinen Erzrivalen Colin McRae behielt Richard Burns die Nerven und krönte sich zum neuen Champion - mit nur einem Saisonsieg! Vor der letzten Schlacht hatten die britischen Medien wochenlang die Rivalität zwischen den beiden Briten geschürt, die sich charakterlich enorm unterschieden. Auf der einen Seite der extrovertierte McRae, immer für einen kessen Spruch und eine spektakuläre Einlage zu haben. Auf der anderen der ruhige und besonnene Burns, der mit stoischer Ruhe die Sticheleien seines Konkurrenten ertrug.

An diesem denkwürdigen Sommertag erinnerten sich die zigtausenden Besucher noch an viele andere Anekdoten aus der viel zu kurzen Karriere ihres Helden.

Drei Monate später fiel Burns in ein Koma, aus dem er nicht mehr erwachte. Er starb am 25. November im Kreis seiner Familie im Wellington-Hospital - vier Jahre zuvor hatte er an diesem Tag seinen Titel geholt. Zu den ersten, die dem verstorbenen Weltmeister ihre Referenz erwiesen, gehörte Colin McRae: „Richard war ein echter Charakter. Ich werde ihn als Gegner und Freund vermissen.“

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Richard Burns Tribute

Richard Burns (17. Januar 1971 - 25. November 2005)Tribute made by TopGear (y)

Posted by Rallye-Magazin on Mittwoch, 25. November 2015

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