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"Erhalte zuviel Aufmerksamkeit"

Nach seinen WM-Siegen gilt Markko Märtin schon als der heimliche WM-Favorit. Im Exklusiv-Interview spricht der Este über die Erwartungshaltung an seine Person.

<strong>Favorit:</strong> Markko kann 2003 Weltmeister werden

Jeder Rallyefahrer hat bei Design und Abstimmung seines Autos gewisse individuelle Vorlieben. Wie weit trägt der neue Focus Ihre Handschrift?

Ich habe natürlich nicht selbst am Design mitgewirkt, aber bei der Entwicklungsarbeit und dem Feintuning habe ich schon eine große Rolle gespielt. Und wir haben natürlich auch im Vorfeld der Entstehung ausführlich darüber gesprochen, was ich mir von dem neuen Wagen erwarte. Dabei ist dann ein Auto herausgekommen, das meinen Ansprüchen sehr entgegen kommt. Ich kann damit leicht arbeiten und finde es angenehm einfach zu Fahren.

 

Welche Eigenschaft kommt Ihren persönlichen Vorlieben besonders entgegen?

Der Wagen ist generell sehr gut ausbalanciert ? weder unter- noch übersteuert er. Er macht genau das, was ich von ihm erwarte, und er reagiert auf jede meiner Handlungen im Cockpit genauso, wie ich das erwarte. Das macht ihn für mich so einfach zum Fahren. Im alten Auto mußte ich viel härter arbeiten. Er war längst nicht so gut ausbalanciert, deswegen musste ich mich mehr anstrengen, um damit schnell zu sein. Das alte Auto war bei weitem nicht so sehr für präzises und linientreues Fahren ausgelegt, sondern mehr fürs Querfahren.

 

Hat das neue Auto Ihnen geholfen, auch persönlich Ihr nächstes Level in der WM zu erreichen, oder stand in diesem Jahr ohnehin der Sprung auf die nächste Karrierestufe an?

Ich habe mich schon in den letzten paar Jahren kontinuierlich in diese Richtung entwickelt. Mein nächstes Level habe ich vom Fahrerischen her bereits gegen Ende der letzten Saison erreicht. Da habe ich eine höhere Grundschnelligkeit an den Tag legen, weil ich die Abläufe im Team und einige technische Zusammenhänge besser durchblickt habe. Aber natürlich hilft mir das neue Auto dabei, diese Grundschnelligkeit jetzt auch voll abzurufen.

 

Estland ist für den gemeinen Westeuropäer nicht unbedingt erste Wahl, wenn man nach neuen Rallye-Talenten Ausschau hält. Ist der Sport dort richtig populär, oder bilden Sie die große Ausnahme?

In den Achtziger Jahren war Rallyesport enorm beliebt. Aber das hat dann in den Neunzigern schlagartig abgenommen. Nachdem das Land 1991 unabhängig geworden ist, hat sich die Wirtschaft, die Infrastruktur und das ganze Land radikal verändert. Jeder musste erstmal für sich sehen, wie er mit der neuen Situation klar kommt. Da blieb weder Zeit noch Geld für den Rallyesport. Ich hatte mich allerdings schon vor der Wende für den Rallyesport interessiert, weil mein Vater Kaljo schon in den Achtzigern Rallyes gefahren ist ? mit einem Lada, wie alle damals. Ich war oft dabei, und wie jeder kleine Junge, habe ich mich für Autos interessiert und fand das alles ganz aufregend. Sechs Jahre, nachdem er aufgehört hat, habe ich zu Fahren begonnen.

 

Wie ist denn Ihr Status daheim in Estland? Sind Sie der David Beckham Ihrer Heimat?

Auf jeden Fall bringt man mir viel zu viel Aufmerksamkeit entgegen, das steht schon mal fest. Ich verbringe zwar sehr viel Zeit in Monaco, aber ich reise noch regelmäßig nach Estland, um meine alten Freunde zu treffen. Nach der Finnland-Rallye und einem anschließenden Asphalt-Test in Spanien war ich auch wieder in Tallin. Dort wird die öffentliche Aufmerksamkeit von mal zu mal schlimmer. In Estland leben 1,4 Millionen Menschen ? und jeder einzelne scheint mich zu erkennen. Zum Glück schauen die meisten Leute nur groß und beobachten mich. Aber auch das finde ich schon unangenehm, selbst wenn ich immer noch allein auf die Straße gehen kann. Immer mehr Leute fragen aber auch schon nach Autogrammen. Mir persönlich gefällt diese öffentliche Aufmerksamkeit nicht. Aber ich habe mir den Beruf ausgesucht, deswegen will ich mich auch nicht darüber beklagen. Es fällt mir nur manchmal schwer, damit umzugehen.

 

Hinweis:

Das gesamte Interview mit Markko Märtin erscheint in der neuen Ausgabe von 'Rallye-Das Magazin', ab Freitag, den 05. September erhlältlich.

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