Rallye Monte Carlo

Eisbrecher Delecour

Wie schon letztes Jahr legt Evgeny Novikov bei der Rallye Monte Carlo einen sehenswerten Saisonstart hin und setzt am zweiten Tag zwei Bestzeiten. Der Russe hat einen besonderen Trumpf in der Hinterhand: die Eisspione François Delecour und Denis Giraudet.

<STRONG>WERTVOLLE VERSTÄRKUNG:</STRONG> François Delecour, der Sieger von 1994, ist als Eisspion für Evgeny Novikov im Einsatz

Die Rallye Monte Carlo liegt Evgeny Novikov. Bei seinem ersten Start 2012 fuhr er auf Anhieb auf den fünften Rang, und auch dieses Jahr beeindruckt der 22-jährige Russe mit Top-Zeiten. Novikov und Co Ilka Minor waren auf der WP6 („St. Bonnet“) und WP7 („Lamastre-Alboussier“) die Schnellsten, am Freitagmittag liegt der Katar M-Sport-Fiesta mit der Nummer 5 auf Rang vier – mit nur 7,4 Sekunden Rückstand auf Dani Sordo und das Podium.


Ein nicht ganz unwichtiges Rädchen im Getriebe: Als Eisspione verpflichtete Novikov zwei alte Hasen. François Delecour und Beifahrer Denis Giraudet kommen zusammengerechnet auf 30 Monte-Starts, beide waren letztes Jahr noch selbst im Einsatz. François Delecour kam 2012 als Sechster ins Ziel – direkt hinter Evgeny Novikov und seinem damaligen Co Denis Giraudet, der sich wegen einer Rückenverletzung im Sommer aus der Weltmeisterschaft zurückziehen musste.


„Ich mache den Job zum ersten Mal“, gibt Delecour zu. „Als Denis mich gefragt hat, habe ich sofort zugesagt, denn Evgeny verdient Unterstützung. Ich glaube, dass die Leute noch nicht verstanden haben, wie viel Talent er hat. Der Job ist ziemlich stressig! Ich kann nicht sagen, ob ein Eisspion einem Fahrer zum Sieg verhelfen kann – aber sicherlich kann ein Fahrer viel Zeit verlieren, wenn du etwas übersiehst. Ich bin die ganze Zeit auf der Bremse, um festzustellen, wieviel Grip da ist. Es ist jedesmal eine Erleichterung, wenn wir hören, dass unser Fahrer im Ziel ist – ganz besonders, wenn eine Bestzeit dabei herausgesprungen ist!“


„Es gab Zeiten, da war die Vorstellung, François und mich im selben Auto zu sehen, einfach unmöglich“, lacht Co Denis Giraudet, der früher neben Delecours Erzfeind Didier Auriol saß. 2008 standen die beiden kurz vor ihrer ersten gemeinsamen Monte, das Projekt scheiterte aber an der Finanzierung. „Mittwoch war unser Job relativ unkompliziert. Die meisten kennen „Le Moulinon“ und „Le Burzet“, auch „St. Bonnet“ am Donnerstag war keine besondere Herausforderung: Schnee und gleich viel Grip von Anfang bis Ende. Aber dann ging es los: „Lamastre“ war total verrückt, ein Wechsel von vereisten Spuren, Eisplatten, trockenen Passagen und natürlich Schnee. Alles, was die Monte zu bieten hat!“


Giraudet arbeitet mit einer Kopie von Novikovs Aufschrieb. Seine Anmerkungen hält er mit Rotstift für die erste Durchfahrt und blauer Tinte für die zweite Durchfahrt fest. „So gibt es keine Verwirrung. Und dann habe ich noch einen dritten Kuli eingesteckt – grün für den Col de Turini, der am Samstag drei Mal gefahren wird.“ Bei M-Sport arbeiten auch die Eisspione im Team: Um rechtzeitig vor dem Start der Schleife wichtige Informationen für die Reifenwahl weiterzugeben, startet eines der Autos früher. „Wer aber den Aufschrieb verbessert, fährt so spät wie möglich los – am besten direkt vor den Null-Autos – damit die Bedingungen ungefähr die sind, mit denen es dann auch die Fahrer zu tun haben. Nach dem Ziel wird geparkt, wo es ein gutes Mobilfunknetz gibt, und Ilka ruft uns an. Wir besprechen unsere Notizen und dann geht’s ab zur nächsten WP!“

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