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"Einstieg war logischer Schritt"

In diesem Jahr löste BFGoodrich Konzernmutter Michelin als Reifenlieferant in der Rallye-Weltmeisterschaft ab. Aus Sicht der Verantwortlichen ein logischer Schritt.

<strong>ZUFRIEDEN:</strong> Aimé Chatard im Gespräch mit Weltmeister Loeb

Perfekter Start in die Saison: Mit zwei Siegen in den ersten beiden Saisonläufen feierte BFGoodrich ein gelungenes Debüt als offizieller Reifenpartner in der Rallye-Weltmeisterschaft. Im Interview erläutern Amaury de Cordes, BFGoodrich Brandmanager, und Aimé Chatard, bei BFGoodrich verantwortlich für das Rallye-Programm, die Hintergründe des Engagements und blicken noch einmal auf den gelungenen Saisonauftakt zurück.

 

Monsieur de Cordes, in dieser Saison gibt BFGoodrich sein Debüt als offizieller Reifenpartner in der Rallye-Weltmeisterschaft. Was waren die Beweggründe für den Einstieg?

[I]Amaury de Cordes:[/I] Bereits in den 70er Jahren entschloss sich BFGoodrich, die Qualitäten seiner Produkte im motorsportlichen Wettbewerb unter Beweis zu stellen. In den folgenden 30 Jahren gewann die Marke in den USA so gut wie alle 4x4-Meisterschaften und dominierte bei den berühmtesten Veranstaltungen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an unsere 20 Siege in Folge bei den legendären ?Baja?-Rennen in Amerika, aber auch an die acht Titel in ebensoviel Jahren im FIA Cross Country Rally World Cup sowie an unsere sieben Triumphe beim Marathon-Klassiker ?Dakar?. Der Einstieg in die Rallye-Weltmeisterschaft stellt angesichts unseres herausragenden Rufs im Offroad-Bereich den logischen nächsten Schritt dar. Wir nahmen übrigens bereits 1984 an WM-Rallyes teil, und John Buffum gewann mit seinem BFGoodrich-bereiften Audi Quattro in jenem Jahr die Rallye Zypern.

 

Aber sie betreiben Motorsport doch nicht nur aus Gründen der Tradition...

[I]De Cordes:[/I] BFGoodrich verkauft seine Reifen auf der ganzen Welt. Wir sind vor allem für unsere Kompetenz im Offroad-Bereich bekannt, verfügen aber längst auch in anderen Bereichen über eine komplette Produktpalette. Wir bieten sportliche Reifen für anspruchsvolle Kunden, die Spaß am Autofahren haben und sich für den Motorsport interessieren. Vor diesem Hintergrund ist die Rallye-Weltmeisterschaft das ideale Betätigungsfeld für uns. BFGoodrich steht exakt für jene Werte, die auf WRC-Ebene besonders betont werden: Leidenschaft, Enthusiasmus und der Wille, Grenzen auszuloten. Wir sprechen dieselbe Zielgruppe an wie die WRC.

 

Findet ein Technologie-Transfer zwischen Wettbewerbs-Pneus und Serienreifen statt?

[I]De Cordes:[/I] Ja, die in der Rallye-Weltmeisterschaft gesammelten Erkenntnisse fließen in unsere Serienfertigung ein. Die WRC stellt für BFGoodrich gleichermaßen Entwicklungslabor und Marketinginstrument dar.

 

Monsieur Chatard, nicht zuletzt vor diesem Hintergrund gestaltete sich der bisherige Saisonverlauf für BFGoodrich optimal. Bereits beim Auftakt in Monte Carlo spielten BFGoodrich Pneus eine dominante Rolle.

[I]Aimé Chatard:[/I] Das ist richtig. Die Bedingungen bei der Rallye Monte Carlo erwiesen sich in diesem Jahr als besonders anspruchsvoll. Am Freitagvormittag zum Beispiel herrschten Temperaturen um den Gefrierpunkt vor. Dadurch konnten sich zuvor nur feuchte oder nasse Streckenabschnitte schnell in Eisbahnen verwandeln. Die Reifenwahl für die ersten drei Wertungsprüfungen gestaltete sich sehr diffizil.

 

Welcher der Fahrer traf unter diesen Bedingungen die beste Wahl?

[I]Chatard:[/I] Das ist schwer zu sagen. Sébastien Loeb setzte mit seinen BFGoodrich g-Force Winter mit Spikes auf der ersten WP die Bestzeit. Marcus Grönholm war auf der zweiten Prüfung Schnellster. Er hatte g-Force Winter ohne Spikes aufgezogen. Die dritte WP wurde dann abgesagt. Wir werden also nie genau wissen, welcher Reifen in dieser Situation wirklich der beste war.

 

Insgesamt stellten Sie ihren Partnern in Monte Carlo sieben verschiedene Reifentypen zur Verfügung. Ist das nicht sehr viel?

[I]Chatard:[/I] Die ?Monte? ist aufgrund der ständig wechselnden Bedingungen eine einzigartige Veranstaltung. Dies bedingt umfangreiche Testarbeit im Vorfeld und eine umfassende Reifenpalette.

 

Wie ließe sich denn die Anzahl der verschiedenen Reifentypen reduzieren, ohne dabei Kompromisse in puncto Sicherheit einzugehen?

[I]Chatard:[/I] Die Pneus müssten noch vielseitiger werden. Diese Tendenz besteht bereits. Noch vor zehn Jahren standen den Fahrern rund 200 Reifen zur Verfügung, heute sind es zwischen 50 und 80 pro Veranstaltung. Im Fall der Rallye Monte Carlo sollte das Ziel lauten, vier verschiedene Typen anzubieten. Daran arbeiten wir.

 

Nach der Rallye Monte Carlo trumpften BFGoodrich Reifen auch in Schweden groß auf.

[I]Chatard:[/I] Es war großartig, in diesem Jahr wieder Verhältnisse vorzufinden, die traditionell für die Rallye Schweden sind - dicke Eisschichten und reichlich Schnee. Auch hier erwies sich die Reifenwahl als entscheidender Faktor, jedoch auf andere Art und Weise als in Monte Carlo. Marcus Grönholm, der diese Veranstaltung wie seine Westentasche kennt, leistete sich in dieser Hinsicht nicht den geringsten Fehlgriff. Auf WP 5, mit 40 Kilometern die längste der gesamten Rallye, trennten ihn und den ebenfalls auf BFGoodrich vertrauenden Sébastien Loeb nach rund 25 Minuten Fahrzeit nur eine Sekunde. Dabei hatten beide auf unterschiedliche Spike-Lösungen gesetzt. Einfach unglaublich. Das sagt viel über die Leistungsfähigkeit unserer Reifen im Vergleich mit denen unseres Mitbewerbers in der Rallye-Weltmeisterschaft aus.

 

[I]De Cordes:[/I] Die Erfolge bei den ersten beiden Saisonläufen unterstreichen zudem unsere Verpflichtung gegenüber dem Sport. Wir wollen unseren Partnern stets das bestmögliche Reifenmaterial zur Verfügung stellen, mit denen sie um Siege und WM-Titel fahren können.

 

Bei der Rallye Schweden erlaubt das Reglement nur ein Laufflächenprofil...

[I]Chatard:[/I] Eine weitere Einschränkung ist hier also nicht möglich. Stattdessen könnte aber eine weitere Winterveranstaltung in den Kalender aufgenommen werden. Dies würde dem Aufwand und der umfangreichen Testarbeit, die wir in die Entwicklung unserer Winterreifen investieren, entgegenkommen. Die Rallye Norwegen bemüht sich derzeit darum, den WM-Status zu erhalten. BFGoodrich würde dies sehr begrüßen. Wir sind neugierig darauf, die Leistungsfähigkeit unserer Spike-Reifen nicht nur auf schwedischem, sondern auch auf norwegischem Eis unter Beweis zu stellen.

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