BMW wird unruhig

Dunkle Wolken über Prodrive

Trotz der erstaunlichen Leistungen bei den letzten beiden WM-Einsätzen kommt es zu ersten Verstimmungen in der Beziehung zwischen Prodrive und Mini-Mutter BMW. Es geht auch ums Geld.

<strong>DUNKLE WOLKEN:</strong> Prodrive kämpft um Sponsoren des Mini-Projekts

Dass Mini-Pilot Dani Sordo in Frankreich um den Sieg kämpfen könnte, hatten wohl selbst die größten Enthusiasten hinter dem Prodrive-Projekt nicht für möglich gehalten. Beim erst vierten Einsatz des Autos hatte die Mannschaft von David Richards bereits Ford abgehangen und fuhr mit Platzhirsch Citroën auf Augenhöhe.

 

Ein Erfolg den der umtriebige Brite mehr als nötig hat. Noch immer klebt kein Sponsor auf den Autos. Ein Aufgabengebiet, dass der gewiefte Prodrive-Boss David Richards unbedingt selbst beackern wollte und dies sich von BMW auch vertraglich zusichern lies. Dumm nur, dass alle Bemühungen um Sponsoren und Geldgeber bisher scheiterten. Angeblich ist die Kasse der britischen Edelschmiede so leer, dass die Münchner bereits zwei Mal Geld nachschießen mussten. Ein Indiz für die Richtigkeit der Gerüchte dürfte sein, dass die Werksfahrer zwischen den WM-Läufen in Deutschland und Frankreich sich einen einzigen Testtag teilten. Entsprechend sauer stößt das Thema Rallye-WM den Verantwortlichen in der Konzernzentrale mittlerweile auf.

 

BMW ist seinen Verpflichtungen nachgekommen und hat Prodrive einen konkurrenzfähigen Motor geliefert. Eine Weiterentwicklung inklusive einem neuentwickelten Zylinderkopf, um die Haltbarkeit des direkt einspritzenden Turbo-Vierzylinders zu verbessern, soll längst vorliegen. Da Prodrive für die Peripherie des Rallye-Triebwerks – unter anderem die noch nicht ausgereifte Luftführung – verantwortlich zeichnet und anscheinend aus Sparzwängen finale Detaillösungen noch nicht vorliegen, zögern die Briten nun gar Neuhomologation hinaus. Erst im März 2012 will man ein neues Auto mit möglichst vielen Verbesserungen der FIA vorstellen. So lassen sich kleine Homologationsschritte, sogenannte "Joker" aufsparen.

 

Bei Prodrive gibt man sich betont gelassen. Die zwei Einsätze in diesem Jahr gelten weiterhin als Testläufe. Der Saisonauftakt 2012 in Monte Carlo und die anschließende Winterrallye in Schweden seien so speziell, dass man dort noch keinen neuen Mini John Cooper Works WRC benötige, lautet die Aussage. Nicht gerade der Stil, der erfolgsorientierten Münchner Konzernmutter. Vor allem, weil BMW seine Motorsportprogramme klar definierte. Oberste Priorität genießt das künftige DTM-Engagement. Die Motorenentwicklung des 1,6l-Turbomotors für den Kundensport auf der Rundstrecke und für Mini WRC ist in der Motorenabteilung faktisch abgeschlossen. Schon deshalb wollte man das Handling der Rallyemotoren an Prodrive abgeben. Die Wartung sollte ebenso über England gesteuert werden, wie entsprechende Marketingmaßnahmen zum Mini WM-Projekt.

 

Sollte das sorgsam aufpolierte Image der Mini-Tochter in Gefahr geraten, könnte BMW womöglich vorzeitig den Stecker ziehen. Doch noch kann sich David Richards in seinen jüngsten Erfolgen sonnen. Erste Wolken ziehen allerdings auf.

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