Rallye News

Differenzierte Differenziale

Das Aufbauprogramm von Anthony Warmbold ging bei der Akropolis in seine zweite Runde. Der Privatier musste mit einem aggressiveren Vorjahres-Focus klarkommen.

<strong>Weg nach oben:</strong> Antony Warmbold will 2005 in ein Werkscockpit

[no] Die Zeit der Zurückhaltung ist vorbei. Vater Achim Warmbold zündet bei der Grundausbildung seines Sohnes Anthony die nächste Stufe. Bei den Hard Rock-Rallyes soll der Filius des früheren Piloten und Mazda-Rallyechefs den Umgang mit einem Auto erlernen, das den Boliden der Weltspitze deutlich näher kommt.

 

Der Unterschied liegt verborgen in der geheimnisvollen Welt der Sperrdifferenziale. ?Wir fahren mit anderen Differenzial-Kennfeldern, die aggressiver zupacken. Vorher haben wir die allgemeine Einstellung verwendet, wie sie von M-Sport quasi serienmäßig ausgeliefert wird?, erläutert der Senior. ?Jetzt sind die Kennfelder mehr auf Anthonys persönlichen Fahrstil zugeschnitten. Auf Zypern haben wir die anderen Mappings zum ersten Mal reingetan. Aber da hat das Auto für Anthonys Geschmack zunächst zu sehr gehoppelt. Dann hat er das Auto deswegen auch aus der Kontrolle verloren. Griechenland ist aber die erste Rallye, in der er von Anfang an mit den neuen Kennfeldern fährt. Ein Platz unter den Top Ten ist das erklärte Ziel.?

 

Weil die Rallye-Organisatoren einige der Wertungsprüfungen mit einem Gräder geebnet hatten und die Pisten deswegen noch buckeliger wurden, ließ Anthony Warmbold am Freitagmorgen zunächst Vorsicht walten. Besonders die 32 Kilometer lange dritte Prüfung erforderte viel Köpfchen. Dort fielen sieben World Rally Cars aus. Der Nachbar von Heinz-Harald Frentzen in einem Wohnblock in Monte Carlo war nicht darunter.

Vor den Prüfungen fünf und sechs verunsicherten dicke Regenwolken, die in der Luft hingen, die Planung. ?Keiner wusste, ob es regnen würde oder nicht. Das war aber besonders für die erste der beiden Prüfungen sehr wichtig. Denn die bestand ? ähnlich wie eine Afrika-Prüfung ? aus roter Erde. Die obere Schicht wird dabei schnell zu Schlamm, und unten drunter ist es enorm hart. Das ist wie Eis.?

 

Bei der letzten Prüfung fiel das Quecksilber auf neun Grad, und die Wald-Prüfungen präsentierten sich enorm schwammig. Die vorsichtige Herangehensweise ließ Warmbold die Eröffnungsetappe auf Platz 12 enden. Das erste Highlight setzte er allerdings auf dem abendlichen Zuschauerrundkurs: Da klassierte er sich als Achtschnellster sogar vor Stars wie Sébastien Loeb.

 

Der Sonnabend verlief deutlich hektischer. Nach der 13. Prüfung entflammte in seinem Ford Focus ein kleines Feuer. ?Nach fünf Kilometern hatte er plötzlich Qualm im Auto. Der Rauch verzog sich zwar nach zehn Kilometern wieder. Aber es stank unheimlich nach Plastik. Ein Kilometer nach dem Prüfungsende ist das Auto dann urplötzlich ausgegangen.?

Die fünf Kabel, die die Zuliefererpumpen und die Haupt-Benzinpumpe bedienen, hatten sich nach einem Schmorbrand zu einem handlichen Klumpen massiert. Warmbolds Glück: In der rechten Kammer des Tanks war genug Benzin vorrätig. Denn aus der linken Kammer konnte nach dem Feuer nichts mehr gefördert werden. Nur wegen des ausreichenden Spritvorrats in der rechten Kammer lief sein Auto erst nach und nicht schon während der Prüfung trocken.

 

Nach der Schrecksekunde trennte Warmbold die verschmorten Kabel mit einem Messer wie ein Chirurg auseinander und rettete so seine Rallye.

Mit den angriffslustigeren Differenzialen kam er allerdings weitestgehend nicht zurande. ?Das Center-Diff war ihm zu aggressiv. Es hat in scharfen Kurven zu viel Untersteuern provoziert?, rekapitulierte Vater Achim. ?Wir haben ihm dann bei niedrigen Geschwindigkeiten weniger Vorspannung gegeben und erst ab etwa 70 km/h volle Sperrwirkung einprogrammiert.?

Mit dieser neuen Kennung war Warmbold auf der vorletzten Samstagsprüfung auf Anhieb so schnell wie Janne Tuohino und das Skoda-Duo Armin Schwarz und Tony Gardemeister. Auf der letzten Prüfung des Sonnabends überschlug sich Subaru-Lehrling Mikko Hirvonen ? und scherte mit unglücklicher Präzision unmittelbar vor Warmbold wieder ein. In der Folge zuckelte Hirvonen 20 Kilometer lang mit etwa 50 km/h vor dem Deutschen einher. Der verlor zwar viel Zeit ? aber erreichte dennoch sein Klassenziel: Am Ende der zweiten Etappe rangierte Warmbold auf der zehnten Stelle.

 

Sonntags setzte sich der Trend des passenderen Fahrverhaltens fort. Der Maßstab von Warmbold musste Tuohino lauten, da der Finne seit seinem Werkseinsatz als Ersatz für Francois Duval in Schweden bei Ford hoch im Kurs steht. Dass Warmbold auf der Schlussetappe einmal schneller war als der Finne und zweimal flotter unterwegs war als die Skoda, ließ ihn die Rallye erfreut beenden. ?Die Zeiten kommen?, frohlockte Papa Achim. ?Wir wissen jetzt, wo die Probleme liegen, und können daran arbeiten. Wir haben erstmals auch Zwischenzeiten bekommen. Anhand derer konnten wir sehen, dass er bergauf 15 Kilometer lang gleich schnell fuhr wie Tuohino, auf den nächsten 15 Kilometern aber Zeit verlor. Da muss irgendwas am Auto sein. Das liegt an der Traktion von den drei Differenzialen an schnellen Stellen. Das können wir in den Griff kriegen. Wir sind zufrieden ? und ich glaube, bei Ford ist man auch zufrieden.?

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