WM 2014

Die rettende Rally2-Regel

Seit Saisonbeginn mussten die Werkspiloten in der Rallye-WM 18 Ausfälle verkraften. Doch nicht alle davon bedeuteten für die Profidrifter auch das Ende der Veranstaltung. Dank dem Rally2-Reglement konnten acht Fahrer den Wettbewerb wieder aufnehmen.

<strong>ERHÖHTE ABFLUGGEFAHR:</strong> Die WM-Stars gehen häufig über das Limit - Zum Glück gibt es Rally2

Der amtierende Weltmeister Sebastien Ogier ist der Einzige im WM-Feld, der alle 75 Wertungsprüfungen in diesem Jahr nahezu problemlos absolviert hat – dabei fuhr er 39 Mal die Bestzeit. Einzig einen kleinen Fehler auf der WP 8 in Schweden muss sich der Franzose ankreiden lassen, aber die Rally2-Regel benötigte er nicht. Diese erlaubt es Fahrzeugen, die ausscheiden und repariert werden können, am nächsten Tag erneut zu starten. Sie erhalten fünf Minuten Zeitstrafe für jede verpasste WP, können allerdings weiterhin WM-Punkte sammeln.

 

Wie die Kollegen von Best-of-Rallylive ermittelt haben, ist Robert Kubica (Ford Fiesta WRC) der bisheriger Ausfall-Spitzenreiter. Der Pole beendete lediglich 47 Prüfungen und schied bei der Rallye Monte Carlo – nachdem er zwei Bestzeiten gefahren war – nach einem Unfall aus. Auch die nachfolgenden Veranstaltungen liefen nicht viel besser für den Grand Prix-Sieger: In Schweden kam er drei Mal von der Strecke ab, ein Mal in Mexiko und gleich zwei ungewollte Ausritte leistete er sich in Portugal.

 

Für Kris Meeke im Citroën DS3 WRC begann die Saison 2014 mit einem Podestplatz in Monte Carlo. Anschließend hatte der Brite mehr Probleme: In Schweden und Portugal verließ er jeweils ein Mal die vorgesehene Piste – in Mexiko sogar zwei Mal. Dennoch beendete er mit Hilfe der Rally2-Regel 60 Wertungsprüfungen.

 

Auch Ford-Fahrer Elfyn Evans und Volkswagen-Mann Andreas Mikkelsen rutschten in dieser Saison bereits zwei Mal von der Strecke. Evans in Schweden und Portugal, Mikkelsen in Mexiko. Hyundai-Stammfahrer Thierry Neuville verunfallte in Monte Carlo und Ott Tänak demolierte seinen Ford Fiesta WRC in Portugal. Außerdem führten vereinzelt Ausrutscher zu technischen Problemen: bei Mads Östberg in Mexiko, bei Neuville und Juho Hänninen in Schweden. Nur Dani Sordo und Mikko Hirvonen wurden bislang von plötzlichen Defekten ohne Fremdeinwirkung gestoppt. Den Spanier traf es in Monte Carlo und Portugal, den Finnen in Mexiko.

 

Was hat es mit den zahlreichen Ausfällen auf sich? Eine Vielzahl der diesjährigen WM-Starter absolviert die Saison erstmals in werksunterstützten Autos. Dazu gehören Elfyn Evans, Kris Meeke, Robert Kubica und Juho Hänninen. Fehlende Streckenkenntnis und ein großer Erfolgsdruck kommt für sie erschwerend hinzu. Auch die heutigen Stars Neuville und Ogier starteten mit Citroën 2012 beziehungsweise 2009 durchwachsen in ihre WM-Karriere. Ebenso vielen Rallye-Fans im Gedächtnis: Die schwierige Debütsaison von Colin McRae im Ford World Rally Team 1999. Am Ende des Jahres blickte er auf neun Ausfälle in zwölf Rallyes zurück und hatte drei Autos bei Testfahrten zerstört. Auch Marcus Grönholm durchlebte mit Peugeot im selben Jahr eine schwierige Zeit.

 

Ferner trägt das wechselhafte Wetter in diesem Jahr Schuld an einigen Ausrutschern. Das schmelzende Eis in Schweden und heftiger Regen in Portugal erschwerten den WM-Akteuren das Leben. Hingegen gab es bei der anspruchsvollen Rallye Monte Carlo nur wenige Unfälle zu beklagen. Möglicherweise lag es daran, dass in den französischen Alpen zusätzliche „Eisspione“ zum Einsatz kamen.

 

Für die hohe fahrerische Qualität der diesjährigen WM-Piloten spricht: Nach vier Rallyes durften sich insgesamt 12 verschiedene Crews mit WP-Bestzeiten schmücken – so viel Abwechslung an der Spitze des Feldes gab es in den vergangenen fünf Jahren nicht.

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