Rallye Deutschland

Die legendäre 'Panzerplatte'

Die „Panzerplatte“ genießt fast schon den Status eine Mythos. In diesem Jahr ist die Königsprüfung der Rallye Deutschland 45,61 Kilometer lang. Mit ihrer Mischung aus 66 Prozent Betonplatten und 34 Prozent Asphalt stellt sie gerade für die Reifen eine besonders große Herausforderung dar.

Die Rallye Deutschland hatten wir schon aufmerksam verfolgt, als sie noch gar nicht zum WM-Kalender zählte. Zum ersten Mal gaben sich die weltbesten Lenkradakrobaten hier im Jahr 2002 die Ehre. Dennoch: Bislang hatten wir noch nie die Gelegenheit, die berühmt-berüchtigte „Panzerplatte“ einmal selbst unter die Räder zu nehmen.

Der Hauptgrund hierfür liegt auf der Hand: Das riesige Areal ist Teil des Truppenübungsplatzes Baumholder und daher für die Öffentlichkeit normalerweise nur sehr schwer zugänglich. Doch in dieser Woche gelang es best-of-rallylive, die atemberaubende, 45,61 Kilometer lange Prüfung während des Recce am Mittwoch abzufahren – just zu jenem Zeitpunkt also, als die Teams hier ihren Aufschrieb erstellten.

Im Laufe der Jahre variierte die Länge dieser Wertungsprüfung. Aber seit jeher ist sie der ultimative Härtetest – obwohl sich der Streckenverlauf jedes Jahr immer etwas ändert. Außerdem gibt es eine schier endlose Anzahl an möglichen Streckenkombinationen.

Nach wie vor genießt diese WP einen ganz besonderen Ruf. Dieser gründet sich vor allem auf die einzigartige Mischung aus breiten, extrem schnellen und engen Passagen, unterbrochen von scharfen Abzweigen. Nicht zu vergessen die kurvenreichen Bergabstücke, die zum Teil von Bäumen überwachsen sind. Die Landschaft, in die das Ganze eingebettet ist, variiert stärker, als auf den ersten Blick vermutet. Denn es gibt künstliche Geisterstädte, die während Beschussübungen als Ziel dienen, und das Streckenlayout ist unglaublich kurvenreich. Bei Kilometer 30 kann man sogar noch den Start der Prüfung erspähen.

Die vielleicht größte Herausforderung der „Panzerplatte“ ist wahrscheinlich ihr ganz spezieller Fahrbahnbelag. Hier wechseln sich extrem rauer Asphalt – vor allem an den breitesten Streckenabschnitten – und purer Beton ab. Letzterer ist bisweilen mit Steinen versetzt. Und dann gibt es noch einige Kopfsteinpflaster-Passagen. In diesem Jahr, so melden die Veranstalter, bestehen zum ersten Mal überhaupt genau zwei Drittel – also 30 Kilometer – der Prüfung aus Betonplatten.

Wer über die „Panzerplatte“ spricht, kommt natürlich nicht umhin, die berühmt-berüchtigten Hinkelsteine zu erwähnen, die schon so manchem Rallye-Auto zum Verhängnis wurden. Sie säumen an vielen Stellen die Strecke. Ihr eigentlicher Zweck: Sie sollen verhindern, dass Panzer während der Manöver von der Straße abkommen. Wer wissen will, welche Auswirkungen ein solcher Hinkelstein auf ein World Rally Car haben kann, das mit hoher Geschwindigkeit den Feindkontakt sucht, der sollte zum Beispiel einmal Petter Solberg fragen, oder Bryan Bouffier oder so manche andere Größe der Quertreiber-Zunft...

An diesem Wochenende steht die „Panzerplatte“ als WP 13 und 15 wieder zwei Mal auf dem Programm. Für die Reifen bedeutet dieser Kurs extreme Belastungen, wenngleich die Ingenieure von Michelin diese einzigartigen Bedingungen bei der Entwicklung des neuen Asphaltreifens vom Typ Pilot Sport H5 und S5 natürlich berücksichtigten. Gleiches gilt übrigens auch für die langen und ebenfalls sehr rauen Prüfungen, die im Oktober während der Rallye Korsika unter die Räder genommen werden. Sollten am heutigen Samstag so hohe Temperaturen herrschen wie vorhergesagt, steht den Pneus ein echter Härtetest bevor.

Um die Sache noch schwieriger zu machen, folgt nach der zweiten Durchfahrt über die „Panzerplatte“ die 17,13 Kilometer lange WP „Bosenberg“ im nördlichen Saarland. Die wiederum weist eine gänzlich andere Streckencharakteristik auf, führt sie doch über schnelle Landstraßen in der Nähe von St. Wendel. Zum ersten Mal spickten die Veranstalter das Programm direkt im Anschluss an die „Panzerplatte“ also mit einer weiteren langen Prüfung – wohlgemerkt, ohne dass die Teams dazwischen neue Reifen aufziehen können.

GALERIE: Rallye Deutschland 2015


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