Konzentration auf Europa

Die Kleine-Welt-Rallye-Meisterschaft

2011 finden alljährlich nur drei Läufe zur Rallye-Weltmeisterschaft außerhalb von Europa statt. Von der neuen Rallycross-WM einmal abgesehen, müssen andere Top-Championate der FIA deutlich öfter weit reisen.

<strong>SELTENE GÄSTE:</strong> Die Rallye-WM konzentriert sich auf Europa, neue Läufe zu finden gestaltet sich schwierig

Wer im Motorsport sein Flugmeilenkonto schnellstmöglich auf Senator-Status bringen will, sollte sich die Formel 1 als Arbeitsplatz aussuchen: Von den üblicherweise 19 Grands Prix jeden Jahres finden gleich elf in Übersee statt. Die Tourenwagen-WM „WTCC“ reist immerhin noch nach Marokko, Argentinien, die USA und China. Und die noch junge Sportwagen-Weltmeisterschaft bestreitet ihre fünf Läufe der zweiten Saisonhälfte nach dem Europa-Auftakt in Silverstone, Spa-Francorchamps und Le Mans komplett in fernen Ländern und auf fremden Kontinenten. Selbst die Formel E-Weltmeisterschaft für elektrisch angetriebene Monoposti wird bei sieben Läufen nur dreimal in der „alten Welt“ gastieren.

 

Seitdem die Rallye Jordanien aus dem WM-Kalender verschwunden ist, begnügt sich die Topklasse der Driftelite mit drei Übersee-Einsätzen pro Jahr – aktuell sind das die Rallyes in Mexiko und Argentinien sowie Australien, das in der Vergangenheit öfter mit der Rallye Neuseeland rotierte. Dem stehen zehn europäische Läufe gegenüber, so wie 1973, dem Geburtsjahr der Rallye-WM. Zum Vergleich: 2005 fanden sechs der 16 WM-Läufe auf anderen Kontinenten statt – Mexiko, Neuseeland, Türkei, Argentinien, Japan und Australien.

 

Zu den Kernaufgaben der Motorsport-Welthoheit FIA gehört im Falle der Rallye-WM ein ausgeglichenerer Kalender. Angesichts der für einen WM-Lauf jeweils notwendigen Investionen sowie der ökonomischen und politischen Situationen in potenziellen Gastgeberländern ist dies allerdings leichter gesagt als umgesetzt. Die in der WM beteiligten Autohersteller wünschen sich die Expansion in für sie interessante Märkte wie China, Brasilien und Russland natürlich – immer vorausgesetzt, diese Fernreisen werden von einem adäquaten Maß an Organisation und Vermarktung begleitet.

 

Jede potenzielle Rallye, die in den vergangenen zehn Jahren keinen WM-Status besaß, muss sich für ihre Kandidatur einer genauen Bewertung durch die FIA stellen. Brasilien und China haben gute Chancen, bereits im kommenden Jahr berücksichtigt zu werden – auch wenn 2013 der Testlauf in dem südamerikanischen Schwellenland kein großer Erfolg war. Doch im Land des Zuckerhuts und Amazonas bieten sich drei oder vier andere Optionen an. Die FIA hat sich im vergangenen Jahr auch eine der wenigen nationalen Schotter-Rallyes in China angeschaut – die meisten Events werden im Reich der Mitte auf Asphalt ausgetragen. Fand die Organisation der Veranstaltung noch die Zustimmung der Inspektoren, so gilt es als Killerargument, dass der Austragungsort nahe der Grenze zur Mongolei liegt. Wer ihn mit dem Auto von Peking aus erreichen will, sitzt drei Tage am Steuer, wie BestofRallylive berichtet.

 

Auch das Comeback eines afrikanischen WM-Laufs wird heiß diskutiert, der favorisierte Kandidat in Südafrika hatte es 2013 allerdings nicht über die hohen Hürden der FIA geschafft. Der ebenfalls ins Auge gefasste WM-Lauf nahe des russischen Olympia-Orts Sotschi scheitert derzeit an noch nicht erreichten Standards und einer politisch eher wackeligen Großwetterlage. Selbst eine weitere Winter- und Schnee-Rallye wäre denkbar. Im Service Park der Rallye Portugal wurden im vergangenen Monat bereits die Vertreter einer kanadischen Veranstaltung gesichtet.

 

Den WM-Kalender für 2015 will die FIA im September vorstellen.

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