WM 2016

Die Herausforderung Spanien

Auf Schotter am Freitag folgen Asphaltprüfungen am Samstag und Sonntag. Kein WM-Lauf bietet soviel Abwechslung wie die Rallye Spanien.

Sebastien Ogier Rallye Spanien
Sebastien Ogier kann in Spanien erneut Weltmeister werden

Rund um das katalanische Küstenstädtchen Salou können die Rallye-Cracks am kommenden Wochenende ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen: Die Rallye Spanien führt auf der ersten Etappe fast ausschließlich über Schotterpisten in den Bergen nahe Tarragona. Am Samstag und Sonntag stehen rasant schnelle Asphaltstraßen auf dem Programm, die fast schon Rundstrecken-Charakter besitzen – eine Umstellung, die nicht nur die Fahrer betrifft, sondern auch ihre Rallye-Autos. Lediglich 75 Minuten haben die Mechaniker am Freitagabend im Servicepark von Port Aventura Zeit, die Fahrwerksspezifikation und viele andere Teile wie zum Beispiel den Unterfahrschutz zu tauschen.

Auftakt in Barcelona

Die Rallye Spanien beginnt bereits am Donnerstagabend mit einem 3,2 Kilometer langen Zuschauerkurs auf dem Montjuïc, dem Stadtberg von Barcelona, der einst auch Formel 1-Grands Prix beheimatete. Obwohl es ab 18.06 Uhr auf Asphalt zur Sache geht, starten alle Teilnehmer mit Schotter-Set-up und auf entsprechenden Reifen – die Autos sind schon für den Freitag vorbereitet. Dann stehen drei Schotterprüfungen auf dem Programm, die jeweils zweimal befahren werden und insgesamt über eine Gesamtlänge von 115,9 Kilometer führen. Allein die 39,0 Kilometer lange „Terra Alta“ besitzt einen gut zwei Kilometer langen Asphaltabschnitt, der aber mit jedem Auto zunehmend rutschiger wird – vielleicht die Gelegenheit für Tabellenführer Sebastien Ogier, etwas von seinem Nachteil als erstem Teilnehmer auf den noch staubigen Pisten wieder aufzuholen.

Am Samstag geht es mit zwei Schleifen über je vier Wertungsprüfungen weiter, die sich auf 139,2 Kilometer addieren. Am Sonntag folgen nochmals vier WP über 62,8 Kilometer. Sie sind schnell und flüssig, wobei in den Kurven oftmals „geräubert“ wird: Die Fahrer kürzen auf den Innenseiten übers Grün ab und schaufeln dadurch viel Sand auf die Straße – was es den Nachfolgenden nicht einfacher macht. Für sie gilt dann das oberste Rallye-Gesetz: „Spur vor Linie“…

Auch die Reifenlieferanten sind an diesem Wochenende ganz besonders gefordert. Michelin als Ausrüster aller Werksteams in der Topkategorie WRC hält für die erste Etappe pro Auto zwölf Exemplare des LTX Force in der härteren Mischung H4 sowie zehn Stück des weicheren S4 vor – letzterer eignet sich vor allem dann, wenn es regnen sollte oder das Thermometer auf Temperaturen unterhalb von 20 Grad Celsius fällt. Für die befestigten Wertungsprüfungen stehen jeder Michelin-Crew insgesamt 32 Asphaltreifen zur Verfügung: 14 in der weichen S5-Mischung, 18 der härteren H5-Variante. Hinzu kommen jeweils acht Exemplare des Pilot Sport FW2 – er ist dann die richtige Wahl, wenn es heftig regnet und viel Wasser auf der Straße steht. Pro World Rally Car dürfen während der Rallye nicht mehr als sieben Reifensätze zum Einsatz kommen.

Michelin steuert auf Rekordmarke zu

Seit 1973, dem Gründungsjahr der Rallye-Weltmeisterschaft, steht Michelin seinen Partnern mit Rat und Reifen zur Seite – und fuhr in diesem Jahr gleich beim Auftakt, der Rallye Monte Carlo, den ersten Sieg ein: Jean-Claude Andruet und seine Beifahrerin „Biche“ zirkelten die zierliche Renault Alpine A1100 1800 auf Pneus aus Clermont-Ferrand am schnellsten über die Seealpen-Prüfungen und durch die „Nacht der langen Messer“. 1979, als erstmals auch um den Fahrertitel gekämpft wurde, setzte Bernard Darniche mit dem spektakulären Lancia Stratos HF bei der „Monte“ ein klares Ausrufezeichen. WM-Laufsieg Nummer 50 für Michelin schnappte sich der Finne Timo Salonen 1985 in Argentinien am Steuer des brachialen Gruppe B-Peugeot 205 Turbo 16. Den 100. Erfolg fuhr mit Didier Auriol wiederum ein Franzose ein, der mit seinem Gruppe A-Lancia Delta integrale 16v bei der 1991er Italien-Rallye San Remo nicht zu schlagen war. Und als 200. Partner von Michelin rollte der Este Markko Märtin bei der Rallye Finnland 2003 über die Zielrampe in Jyväskylä – sein Ford Focus WRC war bereits ein Vertreter der neuen World Rally Car-Generation.

Bis jetzt hat Citroën die meisten WM-Rallyes auf den Reifen der französischen Volumenmarke gewonnen: 52. Aktuell konnte Michelin 25 Hersteller- sowie 23 Fahrertitel feiern – und wie es aussieht, werden in dieser Saison zwei weitere hinzukommen und das halbe Hundert vollmachen.

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