Ecclestone, Richards, FIA, EU

Die Geschichte von NOS

Die FIA hat WM-Promoter North One Sport gekündigt. Die Firma, die einst ISC hieß und Bernie Ecclestone gehörte, blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Trotz des zeitweisen Höhenfluges, kam es am Ende zur Bruchlandung.

<strong>WECHSELVOLLE GESCHICHTE:</strong> Vor acht Jahren befand sich die ISC noch auf einem Höhenflug, danach ging es nur noch bergab

International Sportsworld Communication (ISC) war eine von mehr als 20 Firmen, die Bernard Charles Ecclestone aus St. Peter South Elmham im Osten der englischen Grafschaft Suffolk gegründet hatte, um die Vermarktung der Formel 1 zu organisieren und daraus seinen eigenen Profit zu schlagen.

 

Ecclestone hob ISC bereits 1982 aus der Taufe. Damals war er noch Besitzer und Teamchef des Brabham-Rennstalls; die Formel 1 bestand aus einem Haufen Garagisten, die Ecclestone mit der von ihm neu gegründeten „Formula One Constructors Association” zu mehr Einigkeit und vor allem Einnahmen verhelfen wollte. Auf Druck der FOCA musste der Internationale Automobilsport-Weltverband, der damals vom ebenso selbstherrlichen wie weltfremden Jean-Marie Balestre regiert wurde, die Fernsehrechte an der Formel-1 an die FOCA verleasen – eine Folge der Formel 1-Verfassung „Concorde Agreement”, welche die Teamorganisation durchdrückte. Die FISA erkannte den Wert der TV-Rechte an der Formel 1 nicht rechtzeitig. Ecclestone dagegen sehr wohl. Zuerst verteilte er die bewegten Bilder, die er mit der Tochterfirma „FOCA TV” selbst produzieren ließ, über die „European Broadcasting Union” EBU europaweit. Das erhöhte die Präsenz der Formel 1 in Europa dramatisch. Als sich die Serie auf diesem Wege etabliert hatte, kündigte Ecclestone die EBU-Zentralvermarktung. Stattdessen hörte er auf den damals 35-jährigen Schweizer Christian Vogt, der vorher für die UEFA und den Internationalen Leichtathletik-Verband IAAF die Fernsehrechte vermarktet hatte. Vogt hatte vorgeschlagen, mit jeweils nationalen Fernsehsendern wie in Deutschland RTL eigene Exklusivverträge auszuhandeln. Die Sender mussten sich die Rechte nun allerdings für teuer Geld von Ecclestones Firma selbst erkaufen.

 

In den ersten Jahren nach 1982 blieb es um ISC eher ruhig. Die Formel 1 plätscherte vor sich hin und lief so mittelprächtig, dass sich keiner groß um die Fernsehrechtefirma kümmerte. Bis Balestre 1985 aufs Gaspedal trat. Der FISA-Präsident ersann in seinem mondänen Anwesen am Porte de St. Cloud, dass ISC sich nach erfolgreicher Distribution der Formel 1-Fernsehrechte auch um die Internationale Formel 3000-Meisterschaft verdient machen könne. Das war die Initialzündung für die weitere Ausdehnung der ISC. Die in der Motorrad-WM engagierten Teams vereinigten sich zu einer eigenen Dachorganisation namens IRTA, die ISC 1988 mit einem Vierjahres-Vertrag zur Vermarktung der TV-Rechte an der Motorrad-WM ausstattete. Das IRTA-Geschäftsfeld hatte für Ecclestone und ISC indirekte Folgen, die sich später auf die Rallye-WM auswirken sollten.

 

Rückblende: Nach dem Neubau des Nürburgrings, der Ende 1983 abgeschlossen war, wollte der Formel 1-Machthaber den Grand Prix von Deutschland eigentlich von Hockenheim wieder zurück in die Eifel holen. Dazu verlangte er aber von der Nürburgring GmbH als Streckenbetreiber eine sogenannte „Weiße Rennstrecke” – also die Übertragung aller Werberechte am Streckenrand, was sich in der Praxis durch weiß lackierte Werbeflächen ausdrückte, die Ecclestone mit den Logos seiner Partner gestalten konnte. Rainer Mertel, zu Neubauzeiten Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, wollte darauf nicht eingehen. Deswegen etablierte Ecclestone den Großen Formel 1-Preis nach einem Eifel-Intermezzo ab 1986 in Hockenheim.

 

Allerdings wechselten sich die damals einzigen beiden permanenten deutschen Rennstrecken bei der Ausrichtung der Motorrad-Grands Prix ab, als Ecclestone den IRTA-Deal abschloss. Wieder weigerte sich Mertel, Ecclestone und damit der ISC eine Weiße Rennstrecke für die Zweirad-Rennen zu stellen. Diesmal nicht nur als Geschäftsführer der Nürburgring GmbH: Er berief sich in seinen Verhandlungen auch auf seine Position als Vorsitzender der europaweiten Rennstreckenbetreiber-Vereinigung „Association des Circuits Permanents”, die bereits in den frühen Fünfzigern gegründet worden war.

 

Ecclestone und die Wettbewerbshüter der EU

 

Als Ecclestone auf seinem Prinzip der Weißen Rennstrecke in der Eifel beharrte, legte Mertel 1992 bei der Vierten Generaldirektion der Europäischen Union in Brüssel Beschwerde gegen das Geschäftsgebaren ein. Der gewiefte Brite hatte offenbar Angst vor den Wettbewerbshütern der EU – er versprach den Nürburgring-Betreibern die Motorrad-WM zurück, wenn sie ihre Beschwerde bei der EU zurückziehen würden. Damit kam Ecclestone zum ersten Mal mit den regulierungswütigen Eurokraten in Berührung.

 

Das Motorrad-Abenteuer von Ecclestone und ISC endete 1993, nachdem der oftmals recht hilflose Motorradsport-Weltverband FIA die spanische „DORNA” parallel mit den Rechten zur Vermarktung ausstaffierte und Ecclestone deswegen seine neue Tochterfirma „Two Wheel Promotions” im April 1993 verkaufte. Der Vierrad-Bereich entwickelte sich deutlich erfreulicher. Ecclestone konnte dank seiner guten Verbindungen zum damaligen FIA-Präsidenten Max Mosley den Sprung auf den Vizepräsidentensessel beim Automobil-Weltverband FIA schaffen. Das hatte er einer weiteren Fehleinschätzung des greisen Balestre zu verdanken. Die FIA beanspruchte umgehend die PR-Rechte an allen internationalen Motorsport-Veranstaltungen für sich – und betraute ISC der Einfachheit halber mit den Fernsehrechte-Vermarktung.

 

1993 tauchte ISC erstmals in der Rallye-WM auf – beauftragt vom neuen FIA-Präsidenten Max Mosley. Bis dahin hatten die Veranstalter das Recht besessen, nationale TV-Anstalten zu akkreditieren, umsonst filmen zu lassen und ihre Berichte sogar noch ins Ausland verteilen zu lassen. Damit schien allen gedient: Die Rallye-WM erhielt zu ihren jeweiligen Läufen ausgiebig „Air Time” im betreffenden Land, und interessierte ausländische Sender kamen einfach an Material heran. Die Verbreitung der Rallye-Sendungen schien so gut es ging gewährleistet.

 

Aber die ISC-Verantwortlichen wollten die weltweiten Vermarktungsrechte an den einzelnen WM-Rallyes für sich beanspruchen. Als die – letztlich noch bis 1999 existente – Rallye-WM-Hersteller-Vereinigung „WRTA” sich dagegen sperrte, präsentierte die FIA bei der Monte 1994 einen neuen Artikel 28. Der besagte, dass die Fernseh- und Vermarktungsrechte aller international ausgeschriebenen Motorsport-Veranstaltungen an die FIA übergehen würden – und dass die FIA entscheiden könne, wer diese Rechte in ihrem Unterauftrag wahrnehme. Damit legalisierte der Verband nachträglich die ohnehin schon getroffene Absprache zwischen der FIA und ISC – mit einem flugs neu geschaffenen Paragrafen.

 

Damit war den jeweiligen Veranstaltern die kostenlose – und damit effektive – Verbreitung der selbst oder in Partnerschaft produzierten Bänder untersagt. ISC wollte Geld sehen, wenn andere Sender über die Rallye-WM berichten wollten. Das hatte in der Formel 1 funktioniert und ISC ein Vermögen beschert. Doch im Vergleich zur Formel 1 sind alle anderen Motorsport-Sparten Randsportarten. Für die Rallye-Bänder fanden sich kaum Abnehmer. Und auch die in der WM engagierten Hersteller waren nicht bereit, auf einmal noch zusätzlich einen Produktionskostenanteil an ISC zu zahlen, wenn sie die Aufnahme für ihre eigene Werbung und damit für flankierende Marketing-Maßnahmen zum ohnehin schon teuer bezahlten WM-Einsatz nutzen wollten. Das Formel 1-Prinzip funktionierte in der Rallye-WM nicht. Aber der Versuch es anzuwenden sorgte für massive Verärgerung unter bei den Werken – und für den Eindruck, dass einige Rallye-Sponsoren sich lieber der auf den ersten Blick besser vermarkteten Formel 1 zuwandten. Hatte Ecclestone ISC erneut nur zur Stärkung der Königsklasse benutzt?

 

Als Europa das in den USA längst funktionierende „Pay-TV” entdeckte, kam die nächste Chance für ISC. Ecclestone witterte das große Geschäft. FIA-Präsident Mosley verleaste die Formel 1-Rechte für 15 Jahre an die FOCA und an ISC. Alle Zeichen schienen auf Wachstum zu stehen. Ecclestone investierte in einen beeindruckenden Medienpark am Rande eines jeden Formel 1-Fahrerlagers. Aber die Betreiber anderer internationaler Meisterschaften beschlich mehr und mehr das Gefühl, dass sie hinten runterfielen.

 

FIA schanzt Fernsehrrechte der ISC zu

 

Im Juni 1996 verabschiedete die FIA-Vollversammlung den nun für alle Länder bindenden Beschluss, dass alle Motorsport-Veranstaltungen, die in mehr als nur einem Land stattfinden, unter die Ägide der FIA fallen. Zwei Monate später, im August, erhielt ISC den Zuschlag für die Fernsehrechte an 19 Meisterschaften, die unter dieses Kriterium fallen, unter anderem auch die Rallye-WM. Lediglich die Verwertungsrechte für die jeweils nationalen Fernsehsender blieben den Veranstaltern – die internationale Vermarktung musste über ISC laufen. Im Klartext: Jeder ausländische Sender musste gesalzene Minutenpreise oder Pauschalpreise für fertige Produktionen berappen. Zahlbar an ISC. Das brachte die meisten Veranstalter auf die Palme. Denn sie sahen gerade in den internationalen Fernsehrechten eine willkommene Einnahmequelle, welche die FIA ihnen jetzt zugeschüttet hatte.

 

Ein wichtiger Punkt war das Vorgehen des Heidelberger TV-Produzenten Wolfgang Eisele, dem eine wichtige Einnahmequelle weggebrochen war. Um die Existenz seiner Firma zu retten, die unter anderem auch die Truck-EM filmte, flog Eisele im November 1996 zu Ecclestone nach London, um ihn dazu zu überreden, Eisele wenigstens die Rechte an der Truck-EM zu überlassen. Ecclestone weigerte sich. Eisele sah keinen anderen Ausweg, als über den Brüsseler Anwalt Wolfgang Deselaers die Legalität von Ecclestones Imperium im Lichte des Kartellrechts zu prüfen. Eiseles Anwalt argumentierte: Die Fernsehrechte müssen jener Seite gehören, die auch das finanzielle Risiko trägt – also nicht der ISC. Am 27. Mai folgte eine formelle Beschwerde bei der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel. Der oberste Wettbewerbshüter Karel van Miert aus Belgien wurde mit dem Fall betraut – als traditioneller Sozialist und Bürokrat beinahe schon naturgegeben ein erbitterter Gegenspieler des erfolgreichen Vorzeige-Kapitalisten Ecclestone.

 

Der folgende Streit hätte für Ecclestone zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt stattfinden können. Denn er feilte bereits seit 1994 daran, die Formel 1 über die neue Firma Formula One Holdings (FOH) an die Börse zu bringen. Auf einmal drohten nun die EU-Wettbewerbshüter damit, alle Verträge, Absprachen und Firmenkonstruktionen des Ecclestone-Imperiums kritisch zu durchleuchten. Die Börsenpläne hatte Ecclestone zum großen Teil hinter dem Rücken und ohne Absprache der alten FOCA-Weggefährten vorangetrieben. Die fühlten sich entsprechend überfahren – und gingen auf die Barrikaden. Auch bei diesem Streit drehte es sich um die Vergabe von TV-Rechten: Die FIA hatte die Formel 1-Fernsehrechte 1995 für 15 Jahre an Ecclestone weitergegeben. Der benötigte die Stabilität, um das von ihm überschätzte Liebkind Pay-TV aufzubauen. Aber nicht alle FOCA-Teamchefs mochten anerkennen, dass die FIA im Besitz der Formel 1-Fernsehrechte war. Frank Williams, McLaren-Chef Ron Dennis und Ken Tyrrell weigerten sich daher, die für Januar 1997 vorgesehene Neuauflage des Concorde Agreement zu unterschreiben. Das streitbare Trio drohte Ecclestone ebenfalls mit einer EU-Beschwerde.

 

Um die Teamchefs wieder auf Linie zu kriegen, musste die FIA beim Concorde Agreement mehr Zugeständnisse machen als geplant. Unter anderem erstritten sie sich ein größeres Mitspracherecht bei Regeländerungen, die Ecclestone bislang immer getreu seinem Motto umgesetzt hatte, zum Führen eines Sports sei nur die Diktatur, aber nicht die Demokratie geeignet. Das neue Concorde Agreement der Formel 1 stürzte de facto diese Diktatur – mit der mittelbaren Folge, dass alle Beschlüsse einstimmig verabschiedet werden müssen und daher in der Formel 1 kaum noch tiefgreifende Reformen durchgesetzt werden können.

 

Während an der Formel 1-Front mit dem neuen Concorde Agreement kurzfristig Ruhe eintrat, gaben die Brüsseler Richter der Beschwerde von Eisele Recht – sie sahen in der zentralen Rechtevermarktung an der Truck-EM einen Verstoß gegen die Europäischen Wettbewerbsbestimmungen und forderten die FIA auf, die Rechte an die Ausrichter zurückzugeben. Im folgenden Argumentationsaustausch tauchte erstmals die Ankündigung von Mosley auf, man könne die Formel 1 ja auch außerhalb von Europa ausdehnen, wenn die EU die bislang praktizierte Vermarktung weiter in Zweifel ziehe.

 

Mitten in diesen Konflikt platzten unbewiesene Gerüchte, nach denen Ecclestone Eisele dazu bewegen wollte, seine Beschwerde in Brüssel zurückzunehmen – indem er dem Heidelberger angeboten habe, ihn an der Produktion und den Einnahmen eines neuen internationalen Pay-per-View-Motorsportmagazins namens „MotorMania” des französischen Senders „Canal plus” zu beteiligen. Es kam zu keiner Einigung.

 

Der Rechtsstreit zwischen Ecclestone, der FIA und der EU zog immer größere Kreise. Mosley suchte den Schulterschluss mit dem Internationalen Olympischen Kommitee (IOC), um gemeinsam bei der EU für eine Lockerung der Wettbewerbsregeln für internationale Sportveranstaltungen zu vorzusprechen. Auch Ecclestone beantragte 1997 eine Ausnahme von den Wettbewerbsregeln – für seinen FOH-Börsengang. Um darüber entscheiden zu können, wollten die Bürokraten Einsicht in die Verträge erlangen. Ecclestone musste sie ihnen gewähren. Damit lieferte er den Wettbewerbshütern Munition: Sie fanden in den Unterlagen einige Hinweise, die sie als klare Monopolstellung und -ausnutzung interpretierten. Die Akteneinsicht hatte eine Reihe von EU-Abmahnungen an die FIA und an ISC zur Folge. Die FIA reagierte mit einer forschen Antwort. Damit war der Streit endgültig so weit eskaliert, dass an einen FOH-Börsengang nicht mehr zu denken war. Der Ruf des gesamten FIA/FOCA/FOH-Gebildes war viel zu sehr beschädigt.

 

EU widerspricht FIA

 

Am 30. Juni 1999 lieferte die EU endlich den lange erwarteten Abschlussbericht der Untersuchungen. 185 Seiten. Kernaussage: FIA, FOA und ISC haben in vier Bereichen wesentlich gegen das Europäische Kartellrecht verstoßen, sodass sie mit erheblichen Strafen rechnen könnten. Die EU bemängelte auch: Die 1995 eingeführten Fernsehrechte-Zentralisierung für alle internationalen Serien sei nicht rechtens, da die FIA nicht die Exklusivrechte in Anspruch nehmen dürfe. Die EU verlangte, dass vor allem die Verträge und Absprachen, in denen es um Fernsehrechte und -sendeanstalten gehe, neu verfasst werden müssten. Die FIA wehrte sich solange, bis van Mierts Nachfolger Mario Monti das Amt übernahm. Mosley machte im Zuge der Verhandlungen immer mehr Zugeständnisse. Im Vorfeld einer für den 10. Mai 2000 angesetzten dreitägigen mündlichen Anhörung unterbreitete er schließlich den für die Zukunft von ISC entscheidenden Vorschlag: Ecclestone solle seinen kommerziellen Einfluss nur mehr auf die Formel 1 beschränken. Die umstrittene und heftig kritisierte Firma ISC werde verkauft, um künftige Irritationen zu vermeiden. Anfang April 2000 ging der Verkauf über die Bühne. David Richards übernahm ISC. Der nie bestätigte Kaufpreis soll bei 30 Millionen englischen Pfund gelegen haben. Damit war einer der größten Stolpersteine aus dem Weg: Die Verquickung von kommerziellen und sportrechtlichen Interessen bei der Ausrichtung von unabhängigen offiziellen Meisterschaften.

 

Für Richards war der Erwerb von ISC der letzte Schritt zum Ausbau der Rallye-WM. Der Engländer hatte bereits früh eine Reform angeschoben, nach der die WM-Läufe mediengerechter und weniger auf die spezifischen Bedürfnisse der Aktiven zugeschnitten werden sollten. Seine Argumentation: Ohne Berichterstattung lassen sich keine neuen und größeren Werbepartner oder neue Teilnehmer finden, und die WM kann nie die nächst höhere Stufe in der öffentlichen Wahrnehmung erklimmen.

 

Richards ging dabei einen sehr ähnlichen wie der frühe Ecclestone: Genau wie „Mr. E” über seine Rolle als Brabham-Teamchef, sicherte sich Richards Einfluss über die Teilnehmerschiene bei Prodrive-Subaru. Er nutzte Eurosport als europaweite Plattform für die Verbreitung der Fernsehbilder wie Ecclestone es vor Beginn der Schumi-Ära getan hatte und begann dann ebenfalls damit, die Fernsehrechte unabhängig und ohne Zutun der European Broadcasting Union in den einzelnen Ländern zu vermarkten. Und er sicherte sich über einen (vorübergehenden) Sitz in der Rallye-Kommission, die für die Weltratssitzungen der FIA die Belange der Rallye vorbereitet, Einfluss auf der politischen Schiene. Mit dem Ergebnis, dass die Popularität der Rallye-WM zunächst nie geahnte Höhen erreichte. Doch Richards schien der Erfolg in den Kopf zu steigen. Er wurde plötzlich auch noch Formel1-Teamchef und lud sich noch mehr Arbeit auf. Es kam auf der Führungsebene von ISC zu einigen wichtigen Personalwechseln. In England stieg plötzlich Channel 4 aus der Übertragung aus und die bisher florierenden Einschaltquoten sanken. 2007 wurde ISC von North One TV übernommen und später in North One Sport umgetauft.

 

North One Sport wird WM-Promoter

 

Das vorletzte Kapitel des Niedergangs begann 2008 mit der Übernahme der Promoterrechte an der Rallye-WM für die kommenden zehn Jahre. Armin Schwarz, der sich ebenfalls um den Vertrag bei der FIA beworben hatte, stieg vorzeitig aus dem Bieterrennen aus. "Die vorgelegten Dokumente sind alles andere als eine wirkliche Geschäftsgrundlage", erklärte der Franke. NOS schlug dennoch zu, trotz einer bereits angespannten finanziellen Situation. Das Interesse an der Rallye-WM schwand zusehends. Sebastien Loeb eilte von Titel zu Titel und sorgte außerhalb von Frankreich für ermüdende Langeweile. Einige wichtige Hersteller stiegen unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise aus.

 

Eine letzte Hoffnung keimte auf, als NOS mit dem Russen Vladimir Antonow einen neuen Investor im Frühjahr präsentieren konnte. Der vermögende Autofan wollte frisches Geld in die am Boden liegende Vermarktung pumpen. Die Rallye Frankreich wurde erstmals live im Internet gezeigt, ein Vorhaben, dass man 2012 bei fast allen WM-Läufen umsetzen wollte. Nokia stieg als Titelsponsor ein und VW kündigte ein Engagement ab 2013 an. Doch hinter den Kulissen rumorte es gewaltig. Antonow wurde wegen Veruntreuung in Haft genommen. Seine Firma CSI, über die er NOS kontrollierte, übernahm ein Konkursverwalter. North One Sport betonte umgehend, dass man weiterhin voll geschäftsfähig sei und mit potenziellen Investoren verhandelt, aber die FIA zog kurz nach Weihnachten einen endgültigen Schlussstrich und beendete das letzte Kapitel der Zusammenarbeit mit NOS vormals ISC.

 

Mit Informationen aus "rallye - Das Magazin 04/2004"

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