Rallye Polen

Deutsches Déjà Vu

Drei deutsche Teams reisten nach dem WM-Lauf auf Sardinien auch nach Polen, um 2000 Kilometer weiter nördlich doch sehr ähnliche Erfahrungen zu machen.

<strong>STARKE VORSTELLUNG:</strong> Mark Wallenwein glänzt in der JWRC

Da könnte einem schon ein bisschen unheimlich werden. Hermann Gaßner Junior war bei seinem fünften WM-Lauf ganz gut unterwegs, als plötzlich der Turboschlauch platzte. Mit beschränkter Leistung ging es zwar weiter, aber der Anschluss zur Gruppe N-Spitze war damit futsch. Seltsam, schon auf Sardinien war Gaßner mit perforiertem Ladeluftkühler-Schlauch eingebremst worden. Am Ende schied er in Polen wie auf Sardinien aus. Nach einem Versagen des hinteren Differenzials rodelte er nur noch mit Frontantrieb bewaffnet von der Piste und stellte das Auto schleunigst ab, um einen Brand unter dem Auto zu löschen.

 

Auch Mark Wallenwein mögen schlechte Erinnerungen hochgekommen sein, als plötzlich vor ihm ein Mitsubishi mitten auf der Prüfung auftauchte. Das Gleiche war ihm in Sardinien passiert, der Clio R3 war danach fast ein Totalschaden. Glücklicherweise konnte der Schwabe seinen Clio in Polen echtzeitig abbremsen. Es war eine langsame Passage und der vor ihm Gestartete hatte sich trotz Allradantrieb im weichen polnischen Sand festgefahren.

 

Noch spukiger war das Déjà Vu für Patrick Anglade. Wie in Sardinien lief er auf einen Konkurrenten auf. Es war der Schwede Victor Henrikson, der einen Ford Fiesta festgefahren hatte. Nachdem der deutsche Tabellenführer eine Minute hinter dem Konkurrenten geparkt hatte, kam mit Emre Yurdakul der nächste, der sich in den Stau stellte. Am Ende ließ Anglade beim Veranstalter anfragen, ob er die unschuldig kassierte Standzeit wieder gutgeschrieben bekäme. Am Abend entschieden die Sportkommissare, dass die betreffende WP-Zeit sowohl bei Yurdakul als auch Anglade um 30 Sekunden korrigiert würde. Die Anglade-Mannschaft reklamierte, dass sie eine Minute mehr als der türkische Gegner verloren hätte, weil man ja schließlich eine Minute vor ihm gestartet sei.

 

Doch den Stewards unter der Leitung des Deutschen Hans-Cristoph Mehmel war diese Form von Mathematik offenbar zu einfach. Sie verglichen lieber Anglades und Yurdakuls Zeiten des zweiten Durchgangs auf derselben Prüfung. Da hatte Anglade aber eineinhalb Minuten auf Yurdakul verloren, weil ihm wegen eines Elektrikproblems drei Mal der Motor abgestorben war.

 

Während die Offiziellen wohl der Meinung waren, mit 30 revidierten Sekunden, wäre Anglade gut bedient, verstand der Führende des Fiesta-Cups die Welt nicht mehr: „Da fühlt man sich schon ganz schön verarscht.“ Erstaunlicherweise war der Saarländer auch auf Sardinien mit den Sportkommissaren unglücklich. Wegen eines Kommunikationsproblems zwischen ihnen und einem Zeitnehmer, hatte er dort ebenfalls jeden Fahrfehler eine Minute verloren. Wie beim italienischen WM-Lauf gewann Anglade trotzdem. Nachdem auch der letztjährige Cup-Sieger Yurdakul von Problemen nicht verschont blieb, baute Anglade seine Tabellenführung aus und feierte als 24. die beste Platzierung eines Fiesta-Cup-Teilnehmers in einem Gesamtklassement.

 

Ein Happy End gab es auch für Mark Wallenwein. Nachdem er zunächst mit einer abgerissenen Bremsleitung und einer angeknacksten Hinterachse rund vier  Minuten eingebüßt hatte, arbeitete er sich nach der Reparatur langsam aber sicher wieder vorwärts. Die Zeiten von arrivierten Junioren-WM-Teilnehmern wie Simone Bertolotti und Luca Griotti konnte er mühelos mitgehen, am Ende landete er auf dem 19. Gesamtrang und hätte, falls in der JWRC eingeschrieben, dort Platz sechs belegt und drei WM-Punkte kassiert. So gesehen endete wenigstens die Wallenwein-Story nicht wie auf Sardinien.

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