Rallye News

Der Stress mit dem Rallye-Stress

Für Normalbürger mag der Terminkalender der Rallye-WM wie ein Ferienkatalog wirken: Eine Woche Monte Carlo oder zehn Tage Mexiko wecken Urlaubsstimmungen...

<strong>Exotische Orte:</strong> Die Rallye-Piloten lernen die Welt kennen

"Als voll beschäftigter Profi muss man 300-320 Einsatztage für eine Weltmeisterschaftssaison rechnen", kalkuliert der deutsche Skoda-Werkspilot Armin Schwarz. Zwar setzen die Werksfahrer durchschnittlich nur acht bis zehn Tage für jede einzelne der 16 weltweiten WM-Runden an, doch diese Summe von maximal 160 Tagen schwillt durch etliche Testsitzungen für Fahrzeug und Reifen, Technikseminare, PR-Termine und zusätzliche Reisetage rasant an.

 

So reiste Weltmeister Petter Solberg (Norwegen) am Montag-Morgen nach der Türkei-Rallye direkt zum Subaru-Standort in England, informierte sich dort einen Tag über technische Veränderungen, absolvierte in Wales zwei Tage lang Schottertests mit neuen Fahrwerksteilen, flog Donnerstag-Abend für ein kurzes Wochenende mit Wäschewechsel heim nach Oslo und stand am Dienstag-Morgen schon in Tokio vor 520 Media-Vertretern, um sie im Impreza WRC probeweise zu chauffieren und auch für die Japan-Rallye Anfang September zu werben.

 

Selbstverständlich reisen die Copiloten meistens mit zu solchen Pflichtterminen ihrer "Brötchengeber". Dabei sind sie lediglich Schattenmänner. Ein Phil Mills, Timo Rautiainen, Daniel Elena oder Manfred Hiemer gelten nahezu als verkannte Persönlichkeiten, weil sie im Erfolgsschatten ihrer bekannteren Chauffeure Petter Solberg, Marcus Grönholm, Sébastien Loeb oder Armin Schwarz leben. Doch Beifahrer sind nicht nur einfache Teammitglieder, sondern ebenso Freund, Psychologe, Beichtvater, Manager und Müllabladeplatz für sportlichen Frust. All diese wichtigen Jobs erfüllen Copiloten in Personalunion und zudem in relativer Anonymität für ihre hoch geschätzten Lenkrad-Virtuosen. Selbst Ex-Europameister Armin Schwarz veranschlagt den Erfolgsanteil des Beifahrers mit rund einem Drittel.

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