Rallye Schweden

Der Schneewalzer der WM

Nach dem spannenden Saisonauftakt in Monte Carlo steht am kommenden Wochenende ein weiteres Highlight der diesjährigen Saison auf dem Programm. Beim schwedischen WM-Lauf jagen die besten Rallye-Fahrer der Welt mit bis zu 200 km/h durch die von hohen Schneewänden flankierten Eiskanäle.

<strong>SIEGESSERIE:</strong> Für Ford war Schweden in den letzten Jahre eine sichere Bank. Doch die Vorzeichen haben sich geändert

Für den normalen Autofahrer klingt es wie eine irrwitzige Harakiri-Aktion, die nur mit einem kapitalen Totalschaden enden kann: Mit rund 200 km/h jagen die Top-Piloten der Rallye-Weltmeisterschaft über enge, schneebedeckte Waldwege, tanzen mit ihren Autos im instabilen Fahrzustand zentimetergenau an ausgewachsenen Tannen vorbei, werfen ihre Fahrzeuge im wilden Drift um die Kurven und fliegen rund 40 Meter weit über Sprungkuppen. Doch Sébastien Loeb, Mikko Hirvonen, Sébastien Ogier, Evgeny Novikov und Co. wissen genau, was sie tun, wenn sie auf der Jagd nach Bestzeiten durch die schwedischen Wälder fliegen.

 

Grenzgänger: Am Sonntag driftet man nach Norwegen

 

Die Rallye Schweden führt über 22 Wertungsprüfungen und insgesamt 1.600 Kilometer, davon 339 Kilometer auf Zeit. Der Service-Park ist traditionell in Hagfors beheimatet, Start und Ziel ist im rund 85 Kilometer südlich gelegenen Karlstad. Los geht es bereits am Donnerstagabend mit der 1,9 Kilometer langen Super Special in Karlstad. Die erste Etappe führt am Freitag über sieben Wertungsprüfungen durch die Region rund um Hagfors. Am Samstag driftet die Rallye-Weltelite durch die Wälder östlich der 5.000 Einwohner-Stadt. Eine Besonderheit der Rallye Schweden: Am Sonntag überqueren die Lenkrad-Akrobaten die Grenze nach Norwegen. Hier finden die abschließenden fünf WP inklusive der 19,26 Kilometer langen Power Stage „Torsby“ statt, auf der die schnellsten Drei Extrapunkte sammeln können. Der Sieger der diesjährigen Rallye Schweden wird am Sonntag in Karlstadt gekürt.

 

Ford seit 2006 ungeschlagen

 

Im den beiden vergangenen Jahren konnte Jari-Matti Latvala – damals noch in Ford-Diensten – den schwedischen WM-Lauf für sich entscheiden. Die Marke mit dem blauen Oval ist in Schweden seit 2006 ungeschlagen. Sogar Sébastien Loeb vermochte es in den vergangenen sechs Jahren nicht, den Ford-Werkspiloten den Sieg im hohen Norden streitig zu machen. Am kommenden Wochenende werden die Karten jedoch neu gemischt: Jari-Matti Latvala tritt für seinen neuen Arbeitgeber Volkswagen an. Er und sein Teamkollege Sébastien Ogier spulten in Schweden im Vorfeld der Rallye zahlreichen Testkilometer für die Neueinsteiger aus Deutschland ab. Dennoch zeigt sich der schnelle Finne zurückhaltend: „Ich liebe das Fahren auf Schnee und Eis hier in Schweden. Ich hoffe, dass wir ein Wörtchen um die Podiumsplätze mitreden können, das wäre fantastisch. Aber wir müssen realistisch bleiben und dürfen uns nicht selbst unter Druck setzen.“

 


NEU: Vorjahressieger Jari-Matti Latvala tritt mit dem neuen Polo R WRC an

 

Rekordweltmeister Sébastien Loeb bestreitet in Schweden seinen zweiten von insgesamt nur vier WM-Läufen in dieser Saison. Der Elsässer zählt zu den Sieganwärtern, muss sich aber auch gegen seinen Teamkollegen Mikko Hirvonen behaupten. Der 32-jährige Finne konnte in Schweden bereits 2010 und 2011 gewinnen.

 

Das Qatar M-Sport World Rally Team setzt beim schwedischen WM-Lauf wie bereits in Monte Carlo zwei Ford Fiesta RS WRC ein. Evgeny Novikov lag im Fürstentum bis kurz vor Ende der Rallye auf Podestkurs, doch dann zerschellten seine Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis an einer Mauer. Dass der junge Russe auf Schnee und Eis zu den schnellsten Piloten im Feld zählt, bewies er im vergangenen Jahr mit Rang fünf. Auch Novikovs Teamkollege Mads Östberg zählt in Schweden zu den Sieganwärtern. Sowohl 2011 (Platz 2) als auch im vergangenen Jahr (3. Platz) verpasste der Norweger den Gesamtsieg nur knapp. Wie bereits beim Saisonauftakt greift Thierry Neuville für das Qatar World Rally Team ins Lenkrad. Teampatron Nasser Al-Attiyah musste seinen Einsatz krankheitsbedingt absagen, für ihn wird Matthew Wilson einspringen. Zudem feiert der Finne Juho Hänninen sein Debüt in den Farben des Qatar World Rally Teams.

 

Solberg gibt Comeback - Wiegand führt WRC2 an

 

Während die Fans in dieser Saison auf den Norweger Petter Solberg verzichten müssen, hält sein älterer Bruder Henning bei der Rallye Schweden die Fahnen der Familie hoch. Nur wenige Wochen nach seinem 40. Geburtstag feiert der sympathische Blondschopf sein Comeback in der Topliga des Rallyesports. Seinen letzten WM-Lauf bestritt Henning Solberg im vergangenen Jahr bei der Rallye Finnland. Der Nachwuchs steht im Hause Solberg bereits in den Startlöchern: Hennings Stiefsohn Pontus Tidemand wird in Schweden ebenfalls einen Ford Fiesta RS WRC pilotieren. Der 22-Jährige war im vergangenen Jahr erfolgreich in der WRC Academy, der Nachwuchsserie der FIA, unterwegs.

 

Die Hoffnungen der deutschen Fans ruhen auf dem jungen Talent Sepp Wiegand, der einen Skoda Fabia S2000 pilotiert. Der schnelle Mann aus dem Erzgebirge bestreitet die komplette Saison in der WRC2 und sicherte sich bei der Rallye Monte Carlo den Klassensieg. In Schweden muss er sich gegen zwölf talentierte Kontrahenten behaupten.

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