So richtig ins Rutschen kamen die beiden Spitzenreiter nur auf dem abschließenden Zuscherrundkurs "Hagfors Sprint 2". Jari-Matti Latvala und Mikko Hirvonen hatten zuvor ihre Reifen völlig aufgearbeitet und mussten die letzten, teilweise völlig vereisten 1,87 Wertungskilometer des Tages überstehen.
"Ich habe kein einzigen Spike mehr", sagte Hirvonen vor dem Start und auch bei Latvala sah die Lage nicht anders aus. Dennoch gelang es beiden Kontrahenten den Zeitverlust im Rahmen zu halten, ihre Positionen an der Spitze gerieten nicht in Gefahr. Mit einem Vorsprung von 23 Sekunden startet Latvala als Spitzenreiter in die letzte Etappe. Hirvonen bleibt Zweiter. "Ich bin zufrieden, denn meine Reifentaktik ging auf", freute sich Latvala. "Morgen müssen wir genauso weitermachen. Auf keinen Fall kann ich es ein wenig ruhiger angehen lassen."
Die gute Leistung von Latvala hinterließ auch bei seinem Teamkollegen Petter Solberg Eindruck. Im Mittagsservice ließ sich der Norweger das Setup des Finnen in seinem Ford Fiesta WRC einbauen und die Maßnahme zeigte sofort Wirkung. "Wir haben nun deutlich mehr Grip", freute sich Solberg. Dennoch gelang es ihm nicht, den Rückstand auf die beiden Spitzenreiter entscheidend zu verkürzen. Solberg freundet sich langsam mit Platz drei an und kann nur noch darauf hoffen, dass sich Latvala und Hirvonen am Sonntag in einen Fehler hetzen. "Wir sehen zu, dass wir auch morgen auf dem Podium bleiben", meinte Solberg am Abend.
Mads Östberg schlug sich unterdessen mit einem mysteriösen Softwareproblem auf WP17 umher. "Die Elektronik sprang ständig in den 'Launch Mode', dadurch starb ständig der Motor ab. Ich habe alles Mögliche gedrückt und nach einigen hundert Metern ging es wieder. Aber bis dahin habe ich Zeit verloren", klagte der Ford-Privatier, der nur 11.1 Sekunden hinter Solberg auf Rang vier liegt.
Während Evgeny Novikov seinen fünften Rang absichert, büßte auch Sebastien Loeb auf WP17 wertvollen Boden ein. "Wir haben uns einen Plattfuß eingefahren. Ein Stein lag mitten in der Spur und ich konnte nichts machen", schilderte der Weltmeister, der sich bereits am Morgen einen Dreher geleistet hatte (WP12). Auf der letzten Tagesprüfung konnte Loeb jedoch wieder an Henning Solberg (Ford) vorbeiziehen und ist jetzt Sechster.
Als bester Mini-Pilot behauptet sich Patrik Sandell auf Platz acht, obwohl er auf der vorletzten Prüfung unplanmäßig halten musst. Der Schwede hatte vergessen den Frontschutz zu entfernen, den sein Auto auf der Verbindungsetappe trug. Prompt überhitzte das Triebwerk und zwang Sandell zum Stopp. Hinter ihm folgen Martin Prokop und Eyvind Brynildsen auf den Plätzen neun und zehn. Direkt hinter den Punkterängen sorgt das Duell der beiden VW-Piloten Sebastien Ogier und Andreas Mikkelsen weiter für Aufsehen. Auch am Ende der zweiten Etappe trennen sie nur 12.1 Sekunden. Bester SWRC-Fahrer bleibt P-G Andersson (Proton) vor Craig Breen (Ford).
Auch wenn sie in der Gesamtwertung nicht vorne liegen, hatten auch andere Fahrer Grund zur Freude. Ford-Youngster Ott Tänak kann im Tagesziel nicht nur seine erste WRC-Bestzeit feiern, der junge Este gewann auch den diesjährigen Colin's Crest Award. Auf der legendären Kuppe zeigte sich Tänak heute am mutigsten und setzte mit 32 Metern den weitesten Sprung. Das letzte Wort gehört jedoch Mini-Werksfahrer Paulo Nobre, der mit fast zwei Stunden Rückstand ganz am Ende des Klassement auftaucht, aber dennoch über beide Ohren strahlte. "Ein Tag voller Emotionen. Oh mein Gott, das war nicht einfach. Erneut vielen Dank an die schwedischen Zuschauer, die uns mal wieder geholfen haben, mein Auto aus dem Schnee zu graben", atmete der 48-jährige Kult-Brasilianer am Abend tief durch.
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