Die spannende Frage im Citroën-Lager: Darf Sebastien Ogier seinen Teamkollegen und Spitzenreiter Sebastien Loeb angreifen? "Dazu habe ich nichts zu sagen", verzog der jüngere Seb auf Nachfrage keine Miene. Nur 4.8 Sekunden trennen die beiden Citroën-Piloten voneinander, die eine souveräne Doppelführung inne haben. "Ich habe mich bei einem Abzweig verbremst weil mehr Staub auf der Strecke lag, als ich das erwartet hatte. Das hat etwas Zeit gekostet, aber ansonsten gab es keine Probleme", erklärte Loeb seinen geringen Zeitverlust auf der mit 34 Kilometern längsten Prüfung des Wochenendes.
Hinter dem Citroën-Duo büßt Mikko Hirvonen nach einem Reifenschaden seinen dritten Rang ein und fällt auf Platz vier zurück. "Es passierte rund neun Kilometer vor dem Ziel und ich habe keine Ahnung warum", rätselte der Finne. Mini-Pilot Dani Sordo zeigte erneut eine starke Leistung und konnte direkt vom Reifenpech Hirvonens profitieren. Der Spanier ist nach WP10 neuer Dritter! "Im Moment läuft alles prima. Ich war auf der Panzerplatte nur etwas unkonzentriert", meinte Sordo.
Auch sein Teamkollege Kris Meeke liegt weiterhin gut im Rennen. Nur 2.4 Sekunden trennen ihn von Hirvonen. "Aber ich war mit der letzten Prüfung nicht zufrieden. Die Zeit gefällt mir gar nicht", sagte Meeke. Petter Solberg erlebte zunächst einen guten Auftakt in den zweiten Tag der Rallye Deutschland. "Wir haben nichts am Auto geändert, aber plötzlich läuft es. Ich habe keine Ahnung weshalb", meinte der Norweger büßte prompt auf WP9 durch einen Reifenschaden wertvolle Zeit ein. Mit 2:52.4 Minuten Rückstand belegt er zur Halbzeit nur den sechsten Platz.
Unterdessen kann sich Kimi Räikkönen wieder an Dennis Kuipers vorbeischieben und ist neuer Siebter. "Zuvor bin ich wirklich schlecht gefahren, diese Prüfung war einigermaßen", so der Ex-F1-Weltmeister. Henning Solberg folgt noch auf Rang neun, doch dahinter kämpft sich Jari-Matti Latvala wieder nach vorn, den am ersten Tag Probleme mit der Benzineinspritzung und ein Reifenschaden weit zurückgeworfen hatten.
Aus deutscher Sicht gibt es mehr Tiefen als Höhen. Felix Herbold wurde in einer Rechtskurve der ersten Tagesprüfung von einem plötzlichen Servoschaden überrascht und rumpelte über einen Baumstumpf. Dabei riss sich der Ford-Pilot das rechte Vorderrad ab und musste vorzeitig aufgeben. Aaron Burkart quälte sich mit einem Antriebsschaden über die Prüfungen des Vormittags und fiel weit zurück. Hermann Gassner jr. versucht die verlorene Zeit nach dem gestrigen Ausfall aufzuholen, liegt aber in der SWRC-Wertung nach einem Reifenschaden auf der Panzerplatte jenseits des erhofften Podiums.
Auch sein Teamkollege Juho Hänninen konnte sich nicht verbessern. Zunächst bremste ihn eine defekte Servolenkung ein, dann platzte auch bei ihm ein Reifen, den er auf der Prüfung wechseln musste. Kurios: Hänninens Stoßstange riss ab und verfing sich am Auto von Martin Prokop, der mittlerweile auf den Skoda-Piloten aufgeschlossen hatte. "Danach überhitzte mein Motor", fluchte Prokop. "Ich kann nicht verstehen, dass uns Juho so lange aufgehalten hat." Für Prokop die nächste bittere Pille, nachdem Unbekannt ihm gestern das HANS-System und weitere wertvolle Dinge aus dem verunfallten Auto geklaut hatten.
Die Wertung der SWRC führt weiterhin der Este Ott Tänak souverän vor Nasser Al-Attiyah und Karl Kruuda an. In der S2000-Kategorie liegt Tänak zwar auch vorn, doch Hans Weijs jr. sitzt ihm mit nur 18.1 Sekunden Rückstand im Nacken. Der Holländer startet in einem Skoda Fabia von Volkswagen Motorsport und soll sich für höhere Aufgaben empfehlen. Das gleiche gilt für Christian Riedemann, der durch die VW-Sichtung zum ersten Mal im S2000 sitzt. Er belegt den fünften Rang, trotz einer Zeitstrafe wegen Frühstarts.
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