WM 2017

Citroën-Teamchef Yves Matton stapelt tief

Nach einem kurzen Intermezzo auf der Rennstrecke entschied Citroën, mit dem neuen C3 in die Rallye-Weltmeisterschaft zurückzukehren. Dort soll zügig an die Erfolge der Vergangenheit angeknüpft werden, auch wenn es Teamchef Yves Matton nicht zugeben will.

Citroen C3 WRC
Auch ohne Sebastien Ogier will Citroen um den Titel kämpfen

Wie kam es zur Rückkehr von Citroën in die WRC?

Die Entscheidung hing von verschiedenen Faktoren ab. Wir kamen an das Ende eines Drei-Jahres-Zyklus in der WTCC, als die Marke sich vorbereitete, ein strategisch wichtiges neues Produkt vorzustellen, den neuen C3. Gleichzeitig war die FIA dabei, ein neues Reglement für die WRC zu erarbeiten. Weil der C3 perfekt die Vorgaben erfüllt, passte alles. Dieses Zusammentreffen verschiedener Umstände hilft Citroën, das meiste aus seinem Motorsport-Engagement herauszuholen.

Welche Herausforderungen ergeben sich durch das neue Reglement?

Auf den ersten Blick könnte man denken, dass es nur ein größeres Upgrade zu dem bestehenden Reglement ist. Aber es ist mehr als das: Der Anstieg in der Motorleistung, der steigende Einfluss der Aerodynamik und die Rückkehr der zentral kontrollierten Differenziale sind die drei größten Änderungen. Wir haben unsere einzigartige Expertise aus der Rallye-Weltmeisterschaft und dem Rundstreckensport auf diese drei Punkte angewendet. Das half uns, schneller voranzukommen und im Denken weiterzukommen.

Wie beurteilen Sie die Arbeit seit Beginn des Projekts?

Es ist wirklich erstaunlich. Der Zeitplan für die Entwicklung war kompakter als bei unseren vorherigen Programmen. Selbst mit unserer umfangreichen Erfahrung konnten wir es uns nicht leisten, Zeit beim Design oder der Entwicklung des Autos zu verlieren. Das Know-how des Teams ermöglichte, dass wir viele Kilometer ohne ernsthafte Probleme absolvieren konnten. Ohne dieses Fachwissen hätten wir den Zeitplan niemals einhalten können.

Sehen Sie irgendwelche Merkmale der Gruppe B im Citroën C3 WRC?

Der C3 WRC erinnert natürlich an die Autos, die eine ganze Generation von Rallyefans begeisterten, darunter mich. 30 Jahre später hat sich glücklicherweise alles geändert, vor allem im Bereich der Sicherheit. Aber wir werden in der kommenden Saison sehen, wie Fahrer ein aggressives, brüllendes Tier bändigen müssen. Als ich zum ersten Mal beim Test sah, wie Kris Meeke das Auto fuhr, dachte ich, dass wir unser Ziel erreicht haben. Denn die neue Generation von World Rally Cars ist sehr spektakulär.

Können diese Autos der WRC neue Impulse geben?

Die bisherigen World Rally Cars standen oft in der Kritik, weil ihnen in bestimmten Punkten Aggressivität fehlte. Ich glaube, Rallyesport blieb durch die Landschaften und Kulisse der Veranstaltungen spektakulär, doch den Autos fehlte eine wilde und verrückte Seite. Ich glaube, dass wir die jetzt wieder erleben können. Ich hoffe, dass diese Veränderungen mehr Interesse bei den jüngeren Fans hervorrufen können und einen positiven Effekt auf die Meisterschaft haben.

Welche Rolle spielte Kris Meeke in der Entwicklung des Citroën C3 WRC?

Eine sehr wichtige! Wir brauchten eine Nummer-1, die viel technische Erfahrung und Kenntnisse von der Entwicklung hat. Kris hat seit mehr als zehn Jahren Rennautos für die PSA Gruppe entwickelt. Er ist ein gelernter Ingenieur, und das bedeutet, dass er die Fähigkeit hat, uns detaillierte Analysen wichtiger Punkte zu liefern. Er ist zweifellos einer der Hauptgründe, weshalb wir den Zeitplan einhalten und unsere Ziele erreichen konnten.

Wieso haben Sie Craig Breen und Stéphane Lefebvre verpflichtet?

Um unser erstes Ziel zu erreichen, nämlich in der Saison 2017 unter normalen Rennbedingungen Rallyes zu gewinnen, hatten wir bereits Kris Meeke verpflichtet. Er hat 2016 gezeigt, dass er auf jedem Untergrund um den Sieg kämpfen kann. Für die anderen Teams gab es zwei Wege, die wir verfolgen konnten. Wir konnten entweder einen erfahrenen Piloten verpflichten, der mit Kris Meeke um die Rolle als Nummer-1 kämpft. Oder wir konnten die Linie der Marke verfolgen und das Vertrauen jungen Fahrern schenken. Das hat Citroën bereits mehr als 20 Jahre lang getan. Craigs und Stéphanes Ergebnisse zeigen, dass wir zwei sehr talentierte, viel versprechende Fahrer haben. Deshalb entschieden wir, ihnen eine Chance zu geben. Mittelfristig sind sie die Zukunft der WRC.

Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

2017 wollen wir unter normalen Bedingungen Rallyes gewinnen, indem wir unsere Wettbewerber schlagen. 2018 ist unser Ziel, mindestens einen WM-Titel nach Hause zu bringen.

Bedeutet die Geschichte von Citroën in der WRC zusätzlichen Druck?

Wenn ich bestimmte Kommentare lese, stelle ich fest, dass viele Leute erwarten, dass der C3 WRC auf Anhieb schnell ist. Deshalb lastet natürlich Druck auf unseren Schultern. Das Team ist vielleicht nicht so gut etabliert in dieser Umgebung wie zuvor und wir werden einige Zeit brauchen, um uns wieder zurecht zu finden. Doch wir wollen diese Herausforderung mit dem nötigen Respekt angehen.

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